Wie wirkt sich körperliche Betätigung auf die Lebenserwartung aus?
Bewegung und körperliche Aktivität sind gesund für den menschlichen Körper. Mediziner fanden jetzt heraus, dass Frauen und Männer bei ihrer Lebenserwartung stark von einer erhöhten körperlichen Aktivität profitieren. Bei Frauen reicht bereits ein Stunde körperliche Betätigung pro Tag, um die Wahrscheinlichkeit, ein Alter von über 90 Jahren zu erreichen, stark zu erhöhen. Bei Männern gilt das Gleiche ab einem Bewegungspensum von 1,5 Stunden pro Tag.
Die Wissenschaftler des Maastricht University Medical Center in den Niederlanden stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass Frauen, welche eine Stunde am Tag mit körperlichen Aktivitäten verbrachten, eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit für eine Lebenserwartung von über 90 Jahre aufwiesen. Auch bei Männern mit 1,5 Stunden Bewegung am Tag war ein vergleichbarer Effekt festzustellen. Die Experten publizierten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Epidemiology und Community Health“.
Woher stammten die Daten bei der Studie?
Der Zusammenhang zwischen Bewegung und einer längeren Lebensdauer wurde in der Vergangenheit bereits ausführlich untersucht. Bei vielen früheren Studien wurden jedoch entweder die Ergebnisse für Männer und Frauen kombiniert (ohne die Geschlechter zu unterscheiden) oder nur Männer untersucht, anstatt Frauen und Männer gleichzeitig zu bewerten, sagen die Mediziner. Bei der aktuellen Untersuchung wurde indes analysiert, wie die Körpergröße und die tägliche körperliche Aktivität von Frauen und Männern die Lebenserwartung beeinflussen können. Dafür verwendeten die Wissenschaftler die Daten aus einer niederländischen Kohortenstudie (NLCS), die im Jahr 1986 Informationen von mehr als 120.000 Männern und Frauen sammelte.
Welche Aktivitäten führten die Probanden aus?
Von den Teilnehmenden gaben 4.161 Frauen und 3.646 Männer im Alter zwischen 68 und 70 Jahren an, wie viel körperliche Aktivität sie täglich ausüben, wie viel sie wiegen, wie groß sie sind und welches Gewicht sie im Alter von 20 Jahren hatten. Zu den durchgeführten körperlichen Aktivitäten gehörten beispielsweise Spaziergänge mit dem Hund, Gartenarbeit, Sport und Radfahren zur Arbeit. Die Frauen und Männer wurden in verschiedene Kategorien eingeteilt. Menschen, die weniger als 30 Minuten körperliche Aktivität am Tag ausüben, eine Gruppe, welche zwischen 30 und 60 Minuten aktiv war, eine Gruppe deren Aktivität zwischen 60 und 90 Minuten andauerte und die letzte Gruppe von Probanden, welche mehr als 90 Minuten körperlich aktiv war. Alle Teilnehmenden wurden dann medizinisch bis zu einem Alter von 90 Jahren oder bis zu ihrem Tod überwacht. Von diesen Probanden lebten 944 Frauen und 433 Männer über 90 Jahre.
Eine Stunde körperliche Betätigung ist für Frauen optimal
Die Mediziner fanden heraus, dass Frauen, welche täglich zwischen 30 und 60 Minuten körperliche Aktivitäten durchführen, eine um 21 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, das Alter von 90 Jahren zu erreichen, verglichen mit Frauen, die täglich 30 Minuten oder weniger körperlich aktiv sind. Die Experten erklärten auch, dass eine Stunde die optimale Zeit für körperliche Aktivität bei Frauen zu sein scheint.
Wie wirkte sich körperliche Aktivität auf Männer aus?
Wenn Männer täglich 90 Minuten körperliche Aktivität ausüben, haben sie eine um 39 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit das Alter von 90 Jahren zu erreichen, verglichen mit Männern, die weniger als eine halbe Stunde am Tag körperlich aktiv sind. Die Studie kam auch zu dem Schluss, dass jede weitere halbe Stunde körperliche Aktivität pro Tag die Wahrscheinlichkeit um fünf Prozent erhöht, dass Männer 90 Jahre alt werden.
Gab es Einschränkungen bei der Untersuchung?
Die Mediziner geben allerdings an, dass die aktuelle Untersuchung ausschließlich beobachtend ist, da die Informationen von den Teilnehmenden der NLCS-Studie bereitgestellt- und nicht von den Wissenschaftlern selbst erhoben wurden. Andere Faktoren könnten ebenfalls eine Rolle für die Langlebigkeit der Individuen gespielt haben, beispielsweise ob sie rauchen oder trinken. Die Experten sind jedoch der Ansicht, dass die Ergebnisse der Studie aufgrund der großen Kohorte von Menschen in einer ähnlichen Altersgruppe durchaus zuverlässig sind. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.