Neuer Referenzwert für die Vitamin-B12-Zufuhr: Nicht nur für Veganer essenziell
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat gemeinsam mit den Ernährungsgesellschaften aus Österreich und der Schweiz den Referenzwert für die Vitamin-B12-Zufuhr überarbeitet. Der abgeleitete Schätzwert für eine angemessene Zufuhr für Erwachsene liegt mit 4,0 µg pro Tag höher als die bisher empfohlene Zufuhr von 3,0 µg pro Tag.
Bekannt ist Vitamin B12 vor allem als kritischer Nährstoff für Veganer. In ausreichenden Mengen kommt es nur in tierischen Lebensmitteln vor. Daher müssen Veganer dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, um Defizite zu vermeiden. Aber auch Vegetarier nehmen teilweise zu wenig Vitamin B12 auf. Insbesondere bei erhöhtem Nährstoffbedarf, z. B. in Schwangerschaft und Stillzeit, sollten Vegetarier auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 achten und ggf. ebenfalls Vitamin-B12-Supplemente einnehmen. Unabhängig von der Zufuhr können Magen-Darm-Erkrankungen wie anhaltende Gastritis, Morbus Crohn und einige Medikamente zu einem Vitamin-B12-Mangel führen. Auch die Entfernung von Teilen des Magens oder Darms kann die Aufnahme erschweren. Vor allem ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko für eine ungenügende Aufnahme des Vitamins aus der Nahrung.
Vitamin B12 ist lebensnotwendig und u. a. an der Zellteilung, der Blutbildung, der DNA-Synthese sowie am Abbau von Fettsäuren und Aminosäuren wie Homocystein beteiligt. Bei einem Mangel an Vitamin B12 kann es zu Blutarmut, neurologischen Störungen und psychischen Auffälligkeiten wie Ermüdungserscheinungen und depressiven Verstimmungen kommen.
Für eine ausreichende Vitamin-B12-Zufuhr empfiehlt die DGE, regelmäßig Milch und Milchprodukte, Eier, Fisch, Meeresfrüchte, Geflügel sowie mageres Fleisch zu verzehren. Eine bedarfsdeckende Vitamin-B12-Zufuhr nur mit pflanzlichen Lebensmitteln ist nicht möglich. Der Schätzwert lässt sich beispielsweise mit einem kleinen Glas Milch, einem Becher Jogurt, einem Ei und 60 g Camembert erreichen.
Was ist Vitamin B12?
Vitamin B12 ist der Sammelbegriff für verschiedene Verbindungen mit gleicher biologischer Wirkung und demselben chemischen Grundgerüst mit einem Kobaltion im Zentrum. Die Verbindungen werden daher auch Cobalamine genannt. Cobalamine werden ausschließlich von Mikroorganismen gebildet und kommen in adäquater Menge und einer für den Menschen verfügbaren Form fast nur in tierischen Lebensmitteln vor. Neben den vitaminwirksamen Verbindungen gibt es auch sogenannte Vitamin-B12-Analoga. Sie sind z. B. in einigen pflanzlichen Lebensmitteln wie Algen oder Sauerkraut enthalten, tragen aber nicht zu einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin B12 bei. Durch die Blockade der Transportsysteme können sie die Versorgung sogar zusätzlich verschlechtern.
Schätzwerte statt empfohlene Zufuhr
Da der Vitamin-B12-Bedarf nicht mit wünschenswerter Genauigkeit bestimmt werden kann, gibt die DGE die überarbeiteten Referenzwerte für die Vitamin-B12-Zufuhr nicht mehr als empfohlene Zufuhr, sondern als Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr an. Der Schätzwert für Erwachsene wurde auf der Basis von Studien abgeleitet, in denen eine angemessene Vitamin-B12-Zufuhr anhand verschiedener Biomarker bestimmt wurde. Dazu gehören die Konzentrationen der Statusparameter (Gesamt-Vitamin-B12 und Holo-Transcobalamin) im Serum sowie Funktionsparameter (Methylmalonsäure und Homocystein).
Schätzwerte für die Vitamin B12-Zufuhr: altersabhängig
Die Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr von Vitamin B12 sind altersabhängig: Im Verlauf der Kindheit steigen sie von 0,5 µg/Tag für Säuglinge im Alter von 0 bis unter 4 Monaten auf 4,0 µg/Tag für Jugendliche und Erwachsene. Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf; der Schätzwert für eine angemessene Vitamin-B12-Zufuhr für Schwangere beträgt 4,5 µg/Tag und für Stillende 5,5 µg/Tag. (sb/pm)
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