Antibiotika im Stall werden für Menschen immer gefährlicher
06.09.2013
Der Antibiotika-Einsatz in der Tiermast wird immer gefährlicher. Das zeigt eine neue Studie des Tumorzentrums Aachen im Auftrag der Grünen. Demnach tragen mittlerweile 6,4 Millionen Deutsche Erreger in sich, die mit den meisten Antibiotika nicht mehr bekämpft werden können. Diese sogenannten multiresistenten Keime verursachen jedes Jahr zwischen 10.000 und 30.000 Todesfälle wie die „Abendzeitung München“ berichtet.
Gegen multiresistente Keime sind viele Antibiotika unwirksam
Lange galten Antibiotika als eine Art Allzweckwaffe bei Infektionen. Seitdem sie verstärkt in der Tiermast zum Einsatz kommen, entwickeln jedoch immer mehr Erreger Resistenzen gegen die Medikamente. Sogenannte multiresistente Keime, gegen die eine Vielzahl von Antibiotika unwirksam ist, führen jährlich zu zahlreichen Todesfällen auf deutschen Intensivstationen. Denn wenn kein Antibiotikum mehr wirkt, sind auch die Ärzte häufig machtlos. Experten fordern deshalb einen Kurswechsel weg von der Massentierhaltung in der Agrarpolitik.
Eine Studie des Tumorzentrums Aachen im Auftrag der Grünen zeigt, dass mittlerweile 6,4 Millionen Deutsche multiresistente Keime in sich tragen, wie die Zeitung berichtet. Jeder Mensch kann diese Keime übertragen, auch wenn die Einnahme der Antibiotika bereits einige Zeit zurückliegt. Bei gesunden Menschen verursachen die Erreger im Normalfall keine schweren Krankheitsverläufe. Gelangen sie jedoch in den Organismus eines Menschen mit geschwächtem Immunsystem wie beispielsweise bei Patienten auf einer Intensivstation, können die multiresistenten Keime schwere Schäden und sogar den Tod des Patienten zur Folge haben. Typischen Folgen einer Infektion mit diesen Erregern können unter anderem schwere Infektionen von Operationswunden, Blutvergiftungen (Sepsis) und Lungenentzündungen sein.
Besonders problematisch ist auch eine besondere Eigenschaft der multiresistenten Keime: Durch resistenzvermittelnde Gene können sie ihre Resistenz auch auf andere Keime, gegen die Antibiotika bis dahin wirksam waren, übertragen.
Übermäßiger Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung verursacht Antibiotika-Resistenzen
In der Massentierhaltung werden Antibiotika regelmäßig eingesetzt. Da in der konventionellen Tiermast unzählige Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht gehalten werden, sind die Tiere besonders anfällig für Krankheiten. Um diesen vorzubeugen und eine Ansteckung des gesamten Bestands zu verhindern, erhalten die Tiere vorsorglich Antibiotika. Zudem haben einige Antibiotika eine wachstumsfördernde Wirkung, die sich mancher Landwirt – wenn auch unerlaubt – zunutze machen dürfte. Hinzu kommt noch ein anderer wirtschaftlicher Aspekt. Tierärzte verdienen daran, wenn sie Antibiotika verschreiben. Folglich liegt es nahe, dass viele nicht sparsam mit der Verordnung dieser Medikamente sind.
Vor allem für Menschen, die häufig und engen Kontakt zu betroffenen Tieren haben, könnten die multiresistenten Keime laut der Studie gefährlich werden. Wie der „MDR“ berichtet, fordere die Grünen-Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn eine gesetzliche Regelung, so dass „nur noch einzelne Tiere bei Symptomen behandelt werden dürfen". Die Politikerin bezeichnet das System der Massentierhaltung als „tickende Zeitbombe für die menschliche Gesundheit". (ag)
Bild: Uschi Dreiucker / pixelio.de
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