Legionellen: Gesundheitsgefahr durch Sparmaßnahmen
Eine Maßnahme, die derzeit viele Menschen hierzulande nutzen, um Energie zu sparen, ist seltener und/oder kälter zu duschen. Solche Sparmaßnahmen können jedoch mit gesundheitlichen Risiken einhergehen. Durch eine zu niedrige Wassertemperatur steigt die Gefahr, sich mit Legionellen zu infizieren.
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher suchen schon seit längerem nach Möglichkeiten, um ihren Energieverbrauch zu reduzieren und Kosten einzusparen. Manche regulieren dafür die Temperatur für die Warmwasserbereitung herunter. Wird dabei aber ein bestimmtes Temperaturniveau unterschritten, steigt die Gefahr einer rasanten Vermehrung von Legionellen und damit einer potentiellen Gesundheitsgefahr, warnt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH).
Vermehrung bei mittleren Temperaturen
Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf ihrem Portal „infektionsschutz.de“ erklärt, sind Legionellen Bakterien, die beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen, von grippeartigen Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen.
Die weltweit verbreiteten Umweltkeime sind in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind.
Die Krankheitserreger vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C. Oberhalb von 60 °C werden sie meistens abgetötet und unterhalb von 20 °C vermehren sie sich laut den Fachleuten kaum noch.
Besonders in künstlichen Wassersystemen wie zum Beispiel in Wasserleitungen in Gebäuden finden die Erreger bei entsprechenden Temperaturen gute Wachstumsbedingungen. In Ablagerungen und Belägen des Rohrsystems können sich die Bakterien besonders gut vermehren.
Übertragung durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser
Legionellen werden durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser übertragen. Die erregerhaltigen Tröpfchen können sich in der Luft verbreiten und dann eingeatmet werden. Mögliche Ansteckungsquellen sind zum Beispiel Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchter oder Wasserhähne, ebenso Kühltürme. Daneben gibt es diverse weitere mögliche Ansteckungsquellen.
Auch beim Trinken ist eine Ansteckung in seltenen Fällen möglich, wenn Wasser beim Verschlucken versehentlich über die Luftröhre in die Lunge gelangt.
Legionellen werden jedoch nicht von Mensch zu Mensch übertragen.
Zwei unterschiedliche Krankheitsbilder
„Ist die Warmwasserversorgung im Haus zu niedrig eingestellt, besteht Gefahr, dass sich Legionellen rasant ausbreiten können. Bei 25°C – 45°C finden Legionellen die besten Bedingungen für die Vermehrung“, erläutert Sascha Beetz, Referent für Klimaschutz, Energie und Nachhaltigkeit bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH).
Legionellen können beim Menschen zwei unterschiedliche Krankheitsbilder auslösen. Zum einen die Legionärskrankheit, oder Legionellen-Pneumonie. Diese Form der Lungenentzündung kann sich durch Husten, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, schweres Krankheitsgefühl und hohes Fieber äußern.
Dabei kann es auch zu Durchfall oder Verwirrtheitszuständen kommen. Die unbehandelte oder falsch behandelte Lungenentzündung verläuft oft schwer, bei korrekter Behandlung bestehen gute Heilungsaussichten.
Eine andere und bislang nicht gut verstandene Krankheit, die ebenfalls durch Legionellen verursacht ist, ist das sogenannte Pontiac-Fieber. Die Erkrankung äußert sich in grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, jedoch nicht in einer Lungenentzündung. Die Krankheit heilt meist von selbst innerhalb einer Woche aus.
Vermehrung vorbeugen
Um einer Vermehrung von Legionellen vorzubeugen, sollte der Verbraucherzentrale zufolge eine Temperatur von 60°C in Warmwasserspeichern und eine Temperatur von 55°C an den Entnahmestellen für Trinkwasser nicht unterschritten werden.
Eine sogenannte „Legionellen-Schaltung“, die das Wasser kurzzeitig auf 70°C erhöht, jedoch danach unter 60°C absenkt, kann die Vermehrung von Legionellen nicht aufhalten.
„Wer als Mieter feststellt, dass die Temperatur des heißen Wassers an den Wasserhähnen nur noch handwarm ist, sollten den Vermieter auf die Legionellengefahr hinweisen“, empfiehlt Beetz.
Das Wasser zentraler Warmwasseranlagen mit einer Speicherkapazität von 400 Litern oder mehr, muss regelmäßig untersucht werden. In Mehrfamilienhäusern, deren Wohnungen über einen eigenen Boiler oder Durchlauferhitzer verfügen, fällt die Legionellengefahr in der Regel geringer aus.
Ausbreitungsrisiko minimieren
Neben einer abgesenkten Temperatur fördert auch ruhendes Wasser in den Leitungen die Vermehrung von gesundheitsgefährdenden Bakterien. Davon sind insbesondere Entnahmestellen betroffen, die längere Zeit nicht benutzt wurden, wie Außenwasserhähne oder Entnahmestellen in Ferienhäusern, Badezimmern für Gäste oder in leerstehenden Wohnungen.
Von dort können gefährliche Erreger in das gesamte Leitungssystem einwandern. Um das Ausbreitungsrisiko zu minimieren, können Verbraucherinnen und Verbraucher nicht genutzte Leitungen vom übrigen Leitungsnetz trennen oder die Leitungen regelmäßig spülen.
Wer nach einem Wochenendtripp oder anderen Kurzreisen zurück in die Wohnung kommt, kann die Wasserleitungen freispülen, indem sämtliche Wasserhähne nacheinander geöffnet werden bis frisches, kaltes Wasser aus den Hähnen kommt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein: Gefährliches Sparen: Legionellenrisiko bei geringer Wassertemperatur, (Abruf: 15.01.2023), Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Legionellen, (Abruf: 15.01.2023), infektionsschutz.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.