Gesundheitsgefahren durch Selbstmedikation: Vor allem Frauen greifen eigenmächtig zu Arzneimitteln
20.03.2011
Für jedes Leiden gibt es auch eine Pille. In Deutschland nimmt die medikamentöse Selbstmedikation dramatisch zu. Der Landesverband der Apotheker warnt: Rund zehn Prozent eigenmächtiger Arzneimitteltherapien werden falsch angewendet. Unter Umständen drohen unerwünschte Begleiterscheinungen oder gesundheitliche Folgeschäden.
Hälfte aller Anfragen in Apotheken sind Selbstmedikationsversuche
Anscheinend greifen immer mehr Bundesbürger im Krankheitsfalle zu rezeptfreien Medikamenten aus Apotheken. Die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg warnt vor diesem Hintergrund vor eigenmächtigen Selbstmedikationen. Viele scheuen den Weg zum Arzt oder Heilpraktiker und greifen lieber zu Arzneimittel aus der Apotheke. Die Kammer schätzt, dass rund 10 Prozent der Patienten ihre gesundheitliche Verfasstheit falsch einschätze und zu nicht adäquaten Mitteln greife. Besonders bei Kindern sollten keine eigenmächtigen Arzneimitteltherapien unternommen werden, so die Warnung der Kammer. Laut einer Studie war mehr als jede zweite (56,8%) Patientenanfrage in den teilnehmenden Apotheken der Apotheker- gestützten Selbstmedikation zuzurechnen. In gut zwei Drittel (69,8 Prozent) der Anfragen äußerten die Kunden ein Präparat als Wunschmittel, ohne einen direkten Rat einzuholen. Die verbleibenden Patienten (30,2 Prozent) schilderten in der Apotheke ihre Symptome und fragten den Apotheker nach einer Therapiemöglichkeit. Allein in Süddeutschland verhinderten Apotheker im Studienverlauf etwa 29.000 Versuche von gesundheitlich gefährlichen Selbstmedikationen.
Häufigste Symptome bei Selbstmedikation
Zu den häufigsten Indikationsbereichen zählten im Untersuchungszeitraum (Sommer 2010) die Haut, Schleimhaut, Wundheilung sowie Nägel mit 17,6 Prozent. Husten, Erkältung, Fieber mit 16,6 Prozent; Magen/Darm, Verdauung, Übelkeit etwa mit 12,2 Prozent. Kopfschmerzen mit 10,1 Prozent und Schmerzen des Bewegungsapparates wie z.B. Rückenschmerzen, mit 9,9 Prozent. Auffällig war, dass es sich bei den Leiden um geringere gesundheitliche Probleme handelte. Zwei Drittel der Anfragen wurden durch Frauen getätigt. Die Verteilung der Altersstruktur der Kundenanfragen war hingegen vergleichsweise homogen. Nur jüngere Menschen unter 19 Jahre waren im Verhältnis zu den anderen Altersgruppen mit 6,5 Prozent am geringsten vertreten.
Mittel der Naturheilkunde
Nach Schätzungen von Experten werden auch Mittel der Naturheilkunde oder Homöopathie häufig falsch eingesetzt, weil oftmals das nötige Hintergrundwissen fehlt. Die Gefahr dürfte insgesamt geringer sein als bei konventionellen Arzneimitteln, da natürliche Hausmittel zumeist schonender für den Organismus sind. Um eine optimale Genesung zu erfahren, ist es ratsam, einen ausgebildeten Heilpraktiker zu konsultieren.
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Bild: Birgit H. / pixelio.de
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