Zeitumstellung auf Sommerzeit kann gesundheitliche Probleme verursachen
27.03.2014
Am kommenden Wochenende beginnt die Sommerzeit. Um 2.00 Uhr wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Zeit eine Stunde vorgestellt. Einer Untersuchung der Krankenkasse DAK-Gesundheit zufolge führt die Zeitumstellung bei vielen Deutschen zu gesundheitlichen Problemen. So erhöhe sich durch die „gestohlene Stunde“ das Herzinfarkt-Risiko. Weniger dramatisch, aber dennoch unangenehm ist die Dauermüdigkeit, die viele Menschen in den ersten Wochen nach der Umstellung befällt. Ursache sind meist Schlafprobleme, weil die „innere Uhr“ gestört wurde.
Häufiger Herzprobleme nach Zeitumstellung
„Nach einer aktuellen Langzeitanalyse der DAK-Gesundheit kamen in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung 25 Prozent mehr Patienten mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus als im Jahresdurchschnitt – und das kontinuierlich seit 2006“, informiert die Krankenkasse.
„Wir beobachten diese Entwicklung seit einigen Jahren“, erläutert Peter Rowohlt, Krankenhaus-Experte der DAK. „Die Häufung in mehr als einem halben Jahrzehnt ist auffällig und stützt eine schwedische Studie, die zu der gleichen Beobachtung gekommen ist.“ Rowohlt nennt unter anderem Schlafmangel und die Änderung des Biorhythmus durch die Zeitumstellung als Ursachen. So gerate der Hormonhaushalt durch die fehlende Stunde durcheinander.
Vor allem sensible Menschen haben unter der Zeitumstellung zu leiden. Meist pendelt sich der neue Tag-Nacht-Rhythmus aber nach wenigen Tagen ein. In selteneren Fällen benötigt der Körper mehrere Wochen, um die fehlende Stunde zu kompensieren. Eine frühere DAK-Umfrage kam zu dem Ergebnis, dass immerhin bei jedem Vierten nach der Umstellung auf die Sommerzeit gesundheitliche Beschwerden auftreten. Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Einschlafprobleme und Schlafstörungen können zu den Begleiterscheinungen der Zeitumstellung gehören. Kinder können ebenso von den Problemen betroffen sein wie Erwachsene. Studien bestätigen, dass kleine Kinder in den ersten Tagen häufig unausgeglichen und quengelig sind. 12- bis 18-Jährige benötigen einer Untersuchung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zufolge bis zu drei Wochen für die Anpassung an die Sommerzeit. Auch bei ihnen treten demnach die typischen Beschwerden auf, die zu einem Leistungsabfall in der Schule führen können.
Was hilft bei gesundheitlichen Problemen durch die Zeitumstellung?
Die DAK rät Menschen, die sensibel auf die Umstellung auf die Sommerzeit reagieren dazu „bereits ein paar Tage vor der Zeitumstellung immer etwas früher zu Bett zu gehen und auch die Mahlzeiten früher als gewohnt einzunehmen“. Auf diese Weise gewöhnt sich der Körper langsam an die neue Schlafenszeit. Zudem können bei Einschlafproblemen „Dragees oder Kräutertees mit Baldrian, Hopfen, Johanniskraut und Melisse“ angewendet werden. „Auch autogenes Training hilft.“ Schlafmittel sollten jedoch nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. „An den ersten Tagen nach der Umstellung abends möglichst leicht essen und keine aufputschenden Getränke wie Kaffee oder Alkohol vor dem Schlafengehen trinken“, rät die DAK. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft helfe demjenigen, den „tagsüber die Müdigkeit plagt“.
Kritiker plädieren für Abschaffung der Zeitumstellung
Seit 1980 wird in Deutschland die Zeit zweimal im Jahr umgestellt. Damals wurden Sommer- und Winterzeit eingeführt, um Energie zu sparen, wobei die Winterzeit der Normalzeit entspricht. Immer wieder fordern Kritiker die Abschaffung der Sommerzeit, um ganzjährig zur Normalzeit zurückzukehren. Einer DAK-Umfrage zufolge sind 70 Prozent der Deutschen dafür, die Sommerzeit abzuschaffen. Die bayrische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sprach sich jüngst ebenfalls für die Rückkehr zur Normalzeit aus, da die Zeitumstellung nicht die gewünschten Energiespareffekte gebracht hätte.
Für eine reibungslose Zeitumstellung sind die Wissenschaftler der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. Ekkehard Peik, Leiter des Zeitlabors betonte, dass es seit Einführung der Sommerzeit keinerlei Probleme gegeben habe. Der Sender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt am Main sei bereits vor Wochen von den Physikern programmiert worden, damit sich alle Funkuhren haargenau zur richtigen Zeit umstellten. Die Reichweite des Senders beträgt rund 2.000 Kilometer. Würde die Zeitumstellung nicht korrekt verlaufen, wären davon unzählige Menschen beispielsweise im Straßen- sowie im öffentlichen Nah- und Fernverkehr betroffen. So synchronisieren sich alle der etwa 120.000 Uhren der Deutschen Bahn und viele Ampelanlagen über Funkuhren. Auch die Radio- und Fernsehsender sind auf Funkuhren angewiesen. (ag)
Bild: Simone Hainz / pixelio.de
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