Mehr Bewegung für Büroarbeiter: Eine Wohltat für Körper und Seele
Millionen Menschen in Deutschland verbringen ihren Arbeitstag sitzend, bewegen sich meist wenig und starren ständig auf einen Monitor. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich bei Büroarbeitern häufig gesundheitliche Beschwerden einstellen. In einer neuen Studie zeigte sich jetzt, dass speziell bewegungsfördernde Arbeitsstationen im Büro körperlich und psychisch förderlich sein können.
Immer mehr Menschen arbeiten im Sitzen
Unsere Arbeitswelt wird immer digitaler; das bedeutet aber auch, dass die Zahl derer, die im Sitzen arbeiten, steigt. Damit erhöht sich auch die Gefahr von Gesundheitsschäden durch Bewegungsmangel. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) und die Deutsche Sporthochschule Köln haben nun in einer gemeinsamen Praxisstudie mit der Deutschen Telekom AG nachgewiesen, dass speziell bewegungsfördernde Arbeitsstationen im Büro nicht nur gut angenommen werden, sondern auch körperlich und psychisch förderlich sein können.
Büroarbeiter sitzen täglich elf Stunden
Wie die Deutsche Sporthochschule Köln in einer Mitteilung berichtet, sitzen Deutsche mit Bürojobs durchschnittlich elf Stunden pro Tag. Die Experten berufen sich dabei auf Zahlen der Deutschen Krankenversicherung aus dem Jahr 2016.
Den Angaben zufolge arbeiten in Deutschland inzwischen deutlich mehr als 40 Prozent der Beschäftigten an solchen bewegungsarmen Arbeitsplätzen.
Hinzu kommen oft lange Anfahrtswege zur Arbeitsstelle. Und auch die Freizeitgestaltung ist immer öfter von mangelnder Bewegung vor dem Fernseher oder dem Computer geprägt.
Krank durch mangelnde Bewegung
Doch Bewegungsmangel und langes Sitzen machen krank. Unter anderem werden dadurch chronische Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gefördert.
Weitere gesundheitliche Folgen: ein erhöhtes Risiko für Typ-II-Diabetes, Übergewicht, Muskel-Skelett-Beschwerden durch körperliche Unterforderung und einseitige Haltungen, aber auch psychische Effekte wie depressive Verstimmungen oder Antriebsarmut.
Bestimmten Beschwerden wie Rückenleiden kann oft schon durch minimale Übungen vorgebeugt werden.
Grundsätzlich wichtig ist aber eine ausreichende Bewegung. Um zu dieser zu kommen, sollten Büroangestellte laut Gesundheitsexperten darauf achten, jeden Tag mindestens 10.000 Schritte zu gehen.
Inaktivität an Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen vermeiden
Doch nicht nur die Angestellten, sondern auch der Arbeitgeber ist gefordert, um etwas gegen den Bewegungsmangel der Belegschaft zu unternehmen und den Arbeitnehmern Möglichkeiten anzubieten.
„Ein vielversprechender Ansatz, um Inaktivität an Büro- und Bildschirmarbeitsplätzen zu vermeiden, ist die Nutzung dynamischer Arbeitsstationen“, heißt es in einer Mitteilung der IFA.
In ihrer Untersuchung haben die Experten zwei neuartige Gerätetypen – das Schreibtischergometer „Deskbike“ und das Untertischgerät „activeLifeTrainer“ auf ihre Eignung in der realen Büroarbeitswelt hin untersucht.
Verbesserte Stimmung und Arbeitsbereitschaft
„Marktübliche Konzepte zur Bewegungsförderung verknüpfen die Schreibtisch- und Computerarbeit mit leichten Radfahrbewegungen. Unsere Studienergebnisse zeigen, dass diese bewegungsfördernden Arbeitsstationen tatsächlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben“, so Professor Dr. Rolf Ellegast, stellvertretender IFA-Leiter.
„Wenn Beschäftigte die Arbeitsstationen nutzen verbessern sich Stimmung und Arbeitsbereitschaft merklich“, erläutert Prof. Jens Kleinert, Leiter des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthochschule.
Außerdem konnten die Kölner zeigen, dass die Effekte der Geräte von der Trainingshäufigkeit abhängen.
„Dreimal pro Woche muss schon sein, damit das Wohlbefinden langfristig profitiert“, erklärt Kleinert. Es scheint so zu sein, dass in diesen Fällen die regelmäßige Bewegung am Schreibtisch das Aufschaukeln von Stress- und Beanspruchungszuständen verhindern kann.
Körperliche Veränderungen nachweisbar
In der untersuchten Gruppe von 30 Beschäftigten der Deutschen Telekom AG über einen Zeitraum von sechs Wochen an realen Arbeitsplätzen waren auch körperliche Veränderungen nachweisbar:
Den Angaben zufolge waren Energieumsatz und Herzfrequenz der Testpersonen an dynamischen Arbeitsplätzen statistisch signifikant höher als bei normaler Arbeit im Sitzen.
„Die Weltgesundheitsorganisation fordert zur Gesunderhaltung von Erwachsenen mindestens 150 Minuten moderate bis intensive Aktivität pro Woche. Diese Forderung erfüllen die Probanden, wenn sie die untersuchten Arbeitsstationen täglich gut eine Stunde nutzen. Aus unserer Sicht haben damit solche Arbeitsplatzkonzepte das Potenzial, Übergewicht vorzubeugen“, so Ellegast.
Zudem konnten die Forscher der Deutschen Sporthochschule in der Studie, die auf Voruntersuchungen des IFA im Labor aufbaute, zeigen, dass Beschäftigte in der Praxis dynamische Arbeitsstationen gut annehmen und positiv bewerten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.