Verleiten SSRI junge Menschen zur Gewalt
Die Einnahme von Antidepressiva könnte junge Menschen zu gewalttätigem Verhalten veranlassen, so das Ergebnis einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Universität Oxford und des Karolinska Institutes in Stockholm. Die Einnahme von sogenannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) sei bei Personen im Alter unter 18 Jahren mit vermehrten Gewaltverbrechen einhergegangen, berichten die Forscher um Forscher von Seena Fazel von der Universität Oxford in dem Fachmagazin „PLoS Medicine“.
Eigentlich sollen Antidepressiva Menschen mit Depression helfen und schlimmer Folgen wie Selbstverletzungen oder Suizid vermeiden. „SSRI (die auch verwendet werden, um mehrere andere psychische Erkrankungen zu behandeln) haben dabei weniger Nebenwirkungen als die älteren Antidepressiva, obwohl sie dennoch zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, Unruhe und sexuellen Problemen führen können“, erläutern die Wissenschaftler. SSRI würden allerdings „nicht zur Anwendung bei Menschen im Alter unter 18 Jahren empfohlen, da es einige Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von Selbstverletzungen und Suizidgedanken in dieser Altersgruppe gibt.“
Zusammenhang zwischen Gewaltverbrechen und SSRI-Einnahme untersucht
Die Wissenschaftler sind in ihrer aktuellen Studie nun möglichen Zusammenhängen zwischen der Einnahme von SSRI und gewalttätigem Verhalten nachgegangen. Im Rahmen der Untersuchung nutzten die Forscher die Daten einer schwedischen Kohortenstudie in der insgesamt rund 850.000 Personen (10,8% der schwedischen Bevölkerung) zwischen den Jahren 2006 und 2009 erfasst wurden, die SSRI wie Fluoxetin (Prozac), Paroxetin (Seroxat) und andere verschrieben bekamen. Circa ein Prozent dieser Personen wurde laut Angaben der Wissenschaftler wegen eines Gewaltverbrechens verurteilt, was zunächst auf keine drastisch erhöhte Neigung zur Gewalt schließen lässt.
Besorgniserregende Zunahme der Gewaltverbrechen
Bei Betrachtung nach Altersstufen waren die Verurteilungen allerdings bei Personen im Alter von 15 bis 24 Jahre signifikant erhöht, berichten Fazel und Kollegen.Älteren Personen hätten indes keine entsprechende Erhöhung der Gewalttaten unter Einfluss der Antidepressiva gezeigt. Zwar könne die Studie keinen Kausalzusammenhang belegen, doch die festgestellte Zunahme der Gewaltverbrechen bei Personen im Alter unter 25 Jahren, die SSRI verschrieben bekamen, sei besorgniserregend, schreiben die Wissenschaftler.. Nun müssten weitere Untersuchungen folgen, um hier für Klarheit zu sorgen. Gegebenenfalls könne bei Bestätigung der Ergebnisse eine Warnung auf den SSRI zu dem erhöhten Risiko von gewalttätigem Verhalten bei jungen Menschen erforderlich werden. Allerdings wäre es unangemessen, den Einsatz von SSRI in dieser Altersgruppe allein auf Basis der aktuellen Studienergebnisse zu beschränken, weil ein Anstieg der negativen Folgen bei schlecht behandelten Depressionen die negativen Folgen der Gewaltverbrechen überwiegen könne, so Fazel und Kollegen weiter.(fp)
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