11.04.2014
Eine sehr seltene und angeborene Erkrankung ist das "Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom". Bei diesem haben weibliche Patientinnen keine oder nur eine unvollständige Scheide. US-Amerikanische Wissenschaftler und Forscher aus Mexiko hatten vor acht Jahren erstmals einen vaginalen Ersatz aus Gewebe geschaffen. In einer wissenschaftlichen Rückschau konnten die heutigen Ergebnisse zusammengefasst werden.
Sehr selten kommt es vor, dass Kinder durch angeborene Fehlbildungen eine unterentwickelte oder überhaupt keine Vagina besitzen. Vor gut acht Jahren wurde betroffenen Mädchen ein Vagina-Ersatz durch ein medizinisches Forscherteam implementiert. Der Ersatz war aus echtem Gewebe konzipiert.
Alle behandelten Patientinnen waren nach einem Bericht im Fachmagazin „The Lancet“ bereits sexuell aktiv. Sie berichteten den Ärzten, dass sie keine Schmerzen haben und auch ein natürliches Lustempfinden bereits erlebten. „Eine Befeuchtung und sogar Orgasmen waren möglich“, schreiben die Wissenschaftler im Fachartikel "Tissue-engineered autologous vaginal organs in patients: a pilot cohort study" von Atlántida M Raya-Rivera et al.
Behandlung nach acht Jahren erfolgreich
Medizinische Wissenschaftler hatten den jungen Frauen im Alter von 13 bis 18 Jahren vaginales Gewebe entnommen. Daraus züchteten sie im Labor glatte Muskel- und Scheidegewebezellen. Mit Hilfe eines Gerüstes wurde künstlich eine Vagina aufgebaut. Dieser Prozess dauerte gerade einmal sieben Tage. Danach wurden die konzipierten Vaginen den Patientinnen mittels einer Operation implantiert. „Nach acht Jahren sind die Scheiden strukturell und funktionell normal entwickelt“, schreiben die Ärzte in ihrem Fachbericht.
Die insgesamt vier Frauen leiden an dem Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom. Bei diesem Geburtsdefekt sind keine oder nur sehr unvollständig ausgebildete Geschlechtsorgane vorhanden. Die Häufigkeit liegt etwa bei 1–5:10.000. Bislang wurden Betroffenen ein Ersatz aus Darm oder Haut implantiert. Doch diese Therapieform ist nur bedingt geeignet, da es laut Forschern immer wieder zu Infektionen kam oder das Implantat schrumpfte. Die neue Behandlung zeigte einen guten Therapieverlauf und gibt Hoffnung für weitere Betroffene. (sb)
Bild: Wake Forest Institute for Regenerative Medicine
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