Verbindung zwischen Fettleibigkeit und dem Gehirn
Es scheint Veränderungen in den Gehirnfunktion von Menschen zu geben, wenn familiäre Risikofaktoren für Fettleibigkeit vorliegen. Die Regulierung von Sättigung und Appetit ist also bereits beeinträchtigt, noch bevor betroffene Personen im Laufe ihres Lebens Gewichtsprobleme oder Fettleibigkeit entwickeln.
In einer aktuellen Studie unter Beteiligung von Forschenden der University of Turku in Finnland wurde festgestellt, dass die familiären Risikofaktoren für Fettleibigkeit mit Veränderungen in der Gehirnfunktion in Verbindung gebracht werden können. Die Ergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „International Journal of Obesity“ veöffentlicht.
Fettleibigkeit nimmt weltweit zu
Fettleibigkeit ist ein weltweit zunehmendes Gesundheitsproblem. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) sind Übergewicht und Adipositas dabei Mitursachen für viele gesundheitliche Beschwerden und begünstigen die Entwicklung von chronischen Krankheiten (beispielsweise Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Die Zunahme von Fällen von Adipositas in Deutschland und den damit verbundene Folgeerkrankungen führe dazu, dass beträchtliche Kosten für das Gesundheits- und Sozialsystem entstehen. Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Fettleibigkeit sind daher dringend gesucht.
Erhöhter Appetit durch veränderte Gehirnfunktion
Die Veränderung von Gehirnfunktion durch familiären Risikofaktoren für Fettleibigkeit zeigen laut den Forschenden, dass die Funktion der neuronalen Netze (welche die Sättigung und den Appetit regulieren) bereits verändert ist, bevor eine Person überhaupt Fettleibigkeit entwickelt.
So lasse sich Fettleibigkeit mit Veränderungen der Insulinempfindlichkeit des Gehirns und der Neurotransmitterfunktion in Verbindung bringen, die laut dem Team einen erhöhten Appetit und übermäßiges Essen erklären können.
Bisher wurde jedoch noch nicht untersucht, ob diese Veränderungen im Gehirn bereits feststellbar sind, bevor eine Person Fettleibigkeit entwickelt, und ob diese Veränderungen das Risiko für künftige Fettleibigkeit erhöhen, erläutert Studienautor Tatu Kantonen von der University of Turku in einer Pressemiteilung.
Veränderungen im Gehirn vor Adipositas
In der aktuellen Studie wurden daher Veränderungen im Gehirn vor dem Auftreten von Adipositas analysiert, indem die Fachleute die Insulin-, Opioid- und Cannabinoidfunktion mittels PET-Bildgebung untersuchten. Die Teilnehmenden bestanden aus 41 jungen Männern, welche jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Risikofaktoren für Fettleibigkeit aufwiesen, so das Team.
Rolle familiärer Risikofaktoren
Die Ergebnisse zeigten nach Aussage der Forschenden, dass familiäre Risikofaktoren wie Fettleibigkeit oder Diabetes der Eltern mit einer veränderten Insulinsignalisierung im Gehirn der Teilnehmenden sowie einer verminderten Funktion des Opioid- und Cannabioidsystems verbunden waren.
Störungen in den neuronalen Netzwerken, welche das Sättigungsgefühl und den Appetit kontrollieren, können also tatsächlich bereits beobachtet werden, bevor eine Person überhaupt Fettleibigkeit entwickelt. Genau diese Veränderungen im Gehirn stehen mit familiären Risikofaktoren für Fettleibigkeit in Verbindung, berichten die Forschenden.
Gehirn & zentrales Nervensystem wichtige Ansatzpunkte
Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten Auswirkungen auf die Entwicklung von Präventions- und Behandlungsmaßnahmen für Fettleibigkeit haben. Sie zeigen, dass das Gehirn und das zentrale Nervensystem wichtige Ziele bei der Behandlung von Fettleibigkeit sind, fügen die Fachleute hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laura Pekkarinen, Tomi Karjalainen, Marco Bucci, Kari Kalliokoski, Merja Haaparanta-Solin, et al.: Obesity risk is associated with altered cerebral glucose metabolism and decreased μ-opioid and CB1 receptor availability; in: International Journal of Obesity (veröffentlicht 02.11.2021), International Journal of Obesity
- University of Turku: Brain reveals the risk for developing obesity (veröffentlicht 02.11.2021), University of Turku
- Robert Koch-Institut: Adipositas und Übergewicht (Stand 30.07.2020), RKI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.