Körperliche Aktivität beeinflusst die Lebenserwartung
Regelmäßiges Training mit Gewichten und Ausdauersport (aerobes Training) reduzieren das Risiko eines vorzeitigen Todes erheblich. Dabei ist eine Kombination der beiden Trainingsmethoden mit der stärksten Schutzwirkung verbunden.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Utah wurde der Effekt von Krafttraining mit Gewichten und Ausdauersport auf das Risiko eines vorzeitigen Tod ermittelt. Die Ergebnisse sind in dem „British Journal of Sports Medicine“ (BJSM) publiziert.
Teilnehmende wurden zu Gewichtstraining befragt
Die Forschenden untersuchten Teilnehmende des sogenannten Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian (PLCO) Cancer Screening Trial, der bereits im Jahr 1993 gestartet wurde. An dieser Studie nahmen 154.897 Personen im Alter von 55 bis 74 Jahren teil.
Bereits im Jahr 2006 wurden davon 104.002 Teilnehmende dazu befragt, ob sie körperliches Training mit der Hilfe von Gewichten im vorangegangenen Jahr absolviert hatten.
Wenn dies der Fall war, wurde zusätzlich die Frage gestellt, wie häufig die Teilnehmenden ein solches Gewichtstraining durchgeführt hatten. Dabei reichten die Antwortmöglichkeiten von weniger als einmal im Monat bis zu mehrmals pro Woche.
Weitere körperliche Aktivitäten erfasst
Zusätzlich wurden die Teilnehmenden auch nach der Häufigkeit und Dauer von sowohl mäßiger als auch intensiver körperlicher Betätigung im vergangenen Jahr befragt, so das Team.
Dabei wurde mäßige Intensität so definiert, dass man leicht ins Schwitzen kommt und die Atem- und Herzfrequenz moderat ansteigen. Bei intensivem Training schwitzt man stark und Atmung und Herzfrequenz steigen auf sehr hohes Niveau, erläutern die Forschenden.
Unter Einbeziehung der Gesamtminuten, welche pro Woche mit aktiver körperlicher Betätigung verbracht wurden, bildeten sie vier unterschiedliche Gruppen:
Die erste Gruppe umfasste inaktive Teilnehmende, welcher sich überhaupt nicht körperlich betätigten. Gruppe zwei bestand aus Menschen mit einer unzureichenden aeroben Betätigung – definiert als bis zu 149 Minuten körperliche Aktivität pro Woche.
In der dritten Gruppe waren Teilnehmende mit ausreichend Ausdauersport, welche wöchentlich mindestens 150 Minuten mit mäßig bis intensiver aerober Aktivität verbrachten. Gruppe vier umfasste Personen, welche als sehr aktiv eingestuft wurde und mindesten 301 Minuten pro Woche Ausdauersport betrieben.
Die Fachleute bezogen letztendlich die Antworten von 99.713 Teilnehmenden in die aktuelle Untersuchung mit ein. Von diesen Personen verstarben 28.477 im durchschnittlichen medizinischen Überwachungszeitraum von 9,5 Jahren.
Viele Teilnehmende litten unter Übergewicht
Zu Beginn dieses Beobachtungszeitraums betrug das durchschnittliche Alter der Teilnehmenden 71 Jahre. Der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI) lag zu diesem Zeitpunkt bei 27,8 kg/m2, was als Übergewicht zählt.
Wie verbreitet war Gewichtstraining unter den Teilnehmenden?
23 Prozent der befragten Teilnehmenden gaben an, dass sie regelmäßig mit Gewichten trainierten. 16 Prozent berichteten, dass sie wöchentlich ein bis sechs Mal ein Gewichtstraining durchführten.
Ausreichend Ausdauersport betrieben 32 Prozent der Teilnehmenden, wobei 24 Prozent den offiziellen Empfehlungen zur körperlichen Aktivität gerecht wurden und acht Prozent diese sogar übertrafen.
Längeres Leben durch Gewichtstraining und aerobe Übungen
Bei der Datenauswertung zeigte sich, dass Gewichtstraining und auch aerobe körperliche Betätigung unabhängig voneinander das Risiko eines vorzeitigen Todes reduzierten, berichten die Forschenden.
Wenn Teilnehmende mit Gewichten trainierten, aber sich sonst nicht körperlich betätigten, war dies mit einem neun bis 22 Prozent niedrigeren Risiko eines vorzeitigen Todes verbunden. Als Beispiel nennen die Fachleute, dass ein Training mit Gewichten zweimal pro Woche mit einem um 14 Prozent reduziertem Risiko eines vorzeitigen Todes verbunden gewesen sei.
Machten Teilnehmende Gewichtstraining zusammen mit einem mäßig intensiven Ausdauertraining, reduzierte dies das Sterberisiko um 24 bis 34 Prozent, verglichen mit Teilnehmenden, die angaben, keinerlei aerobes Training oder Training mit Gewichten zu machen, so das Team.
Teilnehmende mit dem höchsten Pensum an Ausdauersport und ein- oder zweimal Gewichtstraining pro Woche wiesen laut den Forschenden ein 41 bis 47 Prozent niedrigeres Risiko für einen vorzeitigen Tod auf, verglichen mit körperlich inaktiven Teilnehmenden.
Dies reduzierte Risiko sei bei den Todesfällen insgesamt und den Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweisbar gewesen, aber nicht bei den Todesfällen durch Krebs.
Frauen profitieren stärker vom Training
Die Berücksichtigung von Faktoren wie Bildungsstand, Rauchen, BMI, ethnische Zugehörigkeit hatte laut dem Team keinen signifikanten Einfluss auf die festgestellten Ergebnisse. Dagegen zeigte sich aber durchaus ein Unterschied der Auswirkungen abhängig von dem Geschlecht, wobei Frauen stärker betroffen waren.
Abnehmen durch Krafttraining
Das Training mit Gewichten wirkt sich auch vorteilhaft auf das Körpergewicht aus und hilft beim Abnehmen, wobei ein gesünderes Körpergewicht mit einem geringeren Sterberisiko verbunden ist, was auch die Ergebnisse der neuen Studie erklären könnte, erläutert das Team.
Ein weitere Vorteil des körperlichen Trainings könne der Kontakt zu anderen Menschen sein, beispielsweise im Fitnessstudio. Soziale Kontakte seien ebenfalls Faktor, der mit einem längeren, gesünderen Leben verbunden wird.
Zusammenfassend lässt sich laut dem Team festhalten, dass Menschen, die mit Gewichten trainieren und zusätzlich aeroben Aktivitäten nachgehen, in der Studie das niedrigste Risiko eines vorzeitigen Todes aufwiesen und Frauen besonders stark von dem Training profitierten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jessica Gorzelitz, Britton Trabert, Hormuzd A Katki, Steven C Moore, Eleanor L Watts, et al.: Independent and joint associations of weightlifting and aerobic activity with all-cause, cardiovascular disease and cancer mortality in the Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening Trial; in: British Journal of Sports Medicine (veröffentlicht 27.09.2022), BJSM
- BMJ: Regularly exercising with weights linked to lower risk of death (veröffentlicht 27.09.2022), BMJ
Wichtiger Hinweis:
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