Warum Frauen im mittleren Alter zunehmen
Viele Frauen entwickeln im Laufe ihres Lebens Gewichtsprobleme. Laut neusten Erkenntnissen scheint die Gewichtszunahme im mittleren Alter bei Frauen tatsächlich normal, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Fachleute der North American Menopause Society (NAMS) erörterten in einem aktuellen Beitrag zu ihrer Jahrestagung in Atlanta die Auswirkungen von Alter und Wechseljahren auf das Gewicht von Frauen. Zusätzlich wurde über Strategien für das Gewichtsmanagement berichtet.
Stoffwechselrate des Körpers verändert
Laut den Forschenden erleben viele Frauen im mittleren Alter eine Gewichtszunahme und zwei Drittel der Frauen im mittleren Alter in den USA weisen ein Gewicht auf, welches über dem Idealgewicht liegt. Bewegungsmangel und falsche Ernährung gelten hierbei als die wesentlichen Ursachen.
Allerdings kann eine Gewichtszunahme auch mit Veränderungen des Stoffwechsels im Zuge der Alterung zusammenhängen, wobei Frauen durch die Menopause möglicherweise besonders belastet werden, so das Team.
Wenn Menschen älter werden, ist dies mit einer reduzierten Stoffwechselrate des menschlichen Körpers verbunden, denn sowohl die Muskelmasse des Körpers, als auch die Aktivität des braunen Fettgewebes nimmt ab, erklären die Fachleute.
Frauen seien unter Umständen zusätzlich durch Schlaf- und Stimmungsstörungen belastet, welche mit dem Übergang in die Wechseljahre zusammenhängen können, was eine Gewichtszunahme weiter fördere.
Zusätzlich führe der nach der Menopause auftretende Rückgang der Hormonproduktion in den Eierstöcken bei Frauen zu einer veränderten Körperzusammensetzung, die mit einer Abnahme der fettfreien Körpermasse und einer Zunahme der viszeralen Fettmasse verbunden ist.
Die Fachleute berichten weiter, dass durch die Menopause bedingte Veränderungen des Darmmikrobioms (Darmflora) ebenfalls eine Gewichtszunahme in der Lebensmitte begünstigen können.
Gesundheitsrisiken durch Gewichtszunahme
Durch die Gewichtszunahme drohen verstärkte Hitzewallungen und gleichzeitig erhöhe sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass betroffene Frauen kardiometabolische Erkrankungen entwickeln, wie beispielsweise Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Dyslipidämie oder eine koronare Herzkrankheit, berichten die Fachleute.
Wenn das Gewicht so stark steigt, dass Frauen unter Fettleibigkeit leiden, erhöhe dies auch das Risiko, an verschiedenen Formen von Krebs zu erkranken, einschließlich Brust- und Gebärmutterhalskrebs, erläutern die Forschenden.
Beschränkte Kalorienaufnahme hilft
Es mag zwar eine große Anzahl an Diäten geben, die eine Gewichtsabnahme versprechen und auch Nahrungsergänzungsmittel, von denen behauptet wird, dass sie die Fettverbrennung verbessern, trotzdem bleibt eine Beschränkung der Kalorienaufnahme immer noch die wichtigste Maßnahme zur Gewichtsreduktion, so die Fachleute.
Daneben spielen Bewegung und körperliche Aktivität laut den Forschenden ebenfalls eine wichtige Rolle, wobei sie in der Anfangsphase weniger wirksam für die Gewichtsabnahme seien, als Maßnahmen, welche die Nahrungsaufnahme betreffen.
Körperliche Betätigung sei eher entscheidend für die Aufrechterhaltung des eigenen Gewichts, nachdem dieses zuvor durch ernährungsbedingte Maßnahmen reduziert wurde. Zudem bringe körperliche Betätigung allerdings eine Vielzahl anderer gesundheitlicher Vorteile mit sich.
Bedenken bei Arzneimitteln zur Gewichtsabnahme
Bei Medikamenten, die eine Gewichtsabnahme begünstigen sollen, melden die Fachleute angesichts der Kosten, möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, der drohenden Nebenwirkungen und einer potenziellen Langzeittoxizität Bedenken an.
Die sogenannte bariatrische Chirurgie bilde eine wirksame Option in besonders extremen Fällen, doch auch nach solch einer Operation sei eine nachhaltige Veränderung des Verhaltens der Betroffenen erforderlich, um den erzielten Gewichtsverlust langfristig zu erhalten.
Zwar sollte die Hormontherapie bei Frauen im mittleren Alter nicht zur Manipulation des Gewichts verwendet werden, doch wird sie gegen Beschwerden der Menopause eingesetzt, könne dies auch die Zusammensetzung des Körpers verbessern, indem das viszerale Fett in die unteren Körperfettdepots umverteilt wird, so das Team.
Ohne Gegenmaßnahmen Gewichtszunahme unvermeidlich
„Ohne aktive Bemühungen um eine gesündere Ernährung und regelmäßige körperliche Betätigung ist eine Gewichtszunahme bei Frauen in der Lebensmitte unvermeidlich“, betont Dr. Ekta Kapoor von der Mayo Clinic (USA) in dem aktuellen Beitrag.
Für Frauen sei es wichtig, mit diesem Wissen in die Wechseljahre zu gehen, und praktische Tipps zur Vorbeugung und Bewältigung der Gewichtszunahme an die Hand zu bekommen. Insgesamt könne ein besseres Verständnis darüber, warum sie nach der Menopause Gewicht zunehmen, die Frauen bei der Aufrechterhaltung eines gesunden Gewichts unterstützen.
Denn auch wenn Frauen mit zunehmendem Alter und in den Wechseljahren anfällig für eine Gewichtszunahme sind, gebe es trotzdem Möglichkeiten, ein gesundes Gewicht zu erreichen oder aufrecht zu erhalten. Daher sollten Ärztinnnen und Ärzte beziehungsweise medizinisches Fachpersonal die neuen Erkenntnisse nutzen, um insbesondere Frauen in den Wechseljahren entsprechende Ansätze zu vermitteln. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- The North American Menopause Society: Are Midlife Women Doomed to Gain Weight? (veröffentlicht 12.10.2022), NAMS
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.