Der Rhythmus von Gehirnwellen wirkt sich auf das Gedächtnis aus
Laut neuesten Forschungsergebnissen kann die gezielte Rhytmisierung von Gehirnwellen (Hirnoszillationen) dazu beitragen, dass sich das Erinnerungsvermögen von Menschen verbessert. Dies könnte eine Schlüssel zur Behandlung von Erkrankungen wie Alzheimer sein.
Bei der aktuellen gemeinsamen Untersuchung der Universität Birmingham, des Emory University Hospital in Atlanta und der Ruhr-Universität Bochum wurde festgestellt, dass durch eine gezielte Beeinflussung der Oszillationen in der Hirnaktivität die Fähigkeit des Gehirns zur Erinnerung erhöht werden kann. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Trends in Neurosciences“ publiziert.
Was bewirkt eine Rhythmisierung der Hirnoszillationen
Oszillationen in der Hirnaktivität treten bei neuronalen Prozessen auf, welche zum Beispiel für das Gedächtnis relevant sind. Ansätze zur Beeinflussung der Hirnwellen zielen auf eine Verbesserung des Gedächtnisses. Eine Überprüfung der Forschung auf diesem Gebiet hat jetzt ergeben, dass die Gedächtnisleistung durch rhythmische Nervenstimulation oder sogenanntes Entrainment unter Verwendung einer Reihe von invasiven und nicht-invasiven Techniken verbessert werden kann. Die Gedächtnisleistung kann durch rhythmische neuronale Stimulation moduliert werden. Dies gestaltet sich so einfach, als würde ein Licht in einem bestimmten Rhythmus flackern, dem sich dann Nervenzellen im Gehirn anschließen, berichten die Autoren der Studie.
Weitere Forschung ist nötig
Es wird noch weitere Forschung auf diesem Gebiet erfordern, aber es scheint bereits jetzt klar zu sein, dass eine solche Manipulation des Gehirnrhythmus ein vielversprechendes Instrument zur Verbesserung des Gedächtnisses ist, sowohl für gesunde Menschen als auch für Patienten, die an Krankheiten wie Alzheimer leiden, erklären die Forschenden. Gehirnwellen können auf verschiedene Arten gesteuert werden. Sie können mit Ton und Bild sowie nicht-invasiven elektrischen und elektromagnetischen Schwingungen moduliert werden. Neuronale Oszillationen können auch durch elektrische Tiefenhirnstimulation gesteuert werden.
Gehirnschwingungen wirken sich indirekt auf das Gedächtnis aus
Die Forschenden stellten fest, dass Gehirnschwingungen auf bestimmte neuronale Mechanismen einwirken, die die Bildung, Aufrechterhaltung, Konsolidierung und Wiederherstellung von Erinnerungen beeinflussen. Die Untersuchung, wie diese Mechanismen durch Gehirnoszillationen beeinflusst werden, wird für die Entwicklung wirksamer Therapien für Gedächtnisstörungen von entscheidender Bedeutung sein, erklären die Forschenden.
Es gilt noch einige Fragen auf diesem Gebiet zu beantworten
Die Studie wirft auch eine Reihe von Schlüsselfragen auf, mit denen sich Neurowissenschaftler dringend befassen müssen. Beispielsweise stellt sich die Frage, welches therapeutische Potenzial die Behandlung hat, wie verschiedene Stimulationsansätze das Gedächtnis in Tests mit Stimuli wie Filmen, Augmented Reality und Virtual Reality beeinflussen, welche neuronalen Mechanismen von Hirnschwingungen in verschiedenen Frequenzbändern betroffen sind und wie sie sich auf die Bildung und das Abrufen von Erinnerungen auswirken? (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.