Gicht: Mit dieser Ernährung den Harnsäurespiegel senken
In Deutschland leben rund eine Million Menschen mit Gicht. Die Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke stark entzünden können, geht oft mit heftigen Schmerzen einher. Fachleute haben einige Ernährungstipps zusammengefasst, die Betroffenen helfen können.
Wie die Deutsche Gichtliga auf ihrer Webseite schreibt, ist die Ernährung ein wichtiger Pfeiler der nicht-medikamentösen Therapie bei Gicht. Wenn der Lebensstil angepasst und die Ernährung verändert wird, ist es möglich den Harnsäurespiegel deutlich zu senken.
Zu viel Harnsäure im Körper
In Deutschland leben etwa 950.000 Menschen mit Gicht, berichtet die Deutsche Rheuma-Liga auf ihrer Webseite. Etwa acht von zehn Betroffenen sind männlich. Meistens tritt die Erkrankung erst nach dem 40. Lebensjahr auf, bei Frauen meist erst nach dem Eintritt in die Wechseljahre.
Die Stoffwechselkrankheit entsteht, weil sich zu viel Harnsäure im Körper ansammelt und an unterschiedlichen Stellen ablagert. Das führt zunächst zu Entzündungen und später dann zu Schäden an den Gelenken.
Wichtig ist, dass die Erkrankung behandelt wird. Wenn der Harnsäurespiegel dauerhaft hoch bleibt, werden die Abstände zwischen den schmerzhaften Gichtanfällen immer kürzer. Dann entstehen bleibende Schäden an Knochen sowie Gelenken. Und sobald das passiert ist, bleiben die Gelenke auch zwischen den Anfällen geschwollen und Bewegungen verursachen Schmerzen.
Neben der medikamentösen Behandlung spielt auch die Ernährung bei Gicht eine bedeutende Rolle.
Ärztliche Empfehlungen werden oft nicht umgesetzt
Die Umstellung der Ernährung ist ein hilfreicher Schritt, um sowohl akute Gichtanfälle als auch chronische Gicht zu vermeiden beziehungsweise mit chronischer Gicht deutlich besser zu leben.
Weil die Schmerzen häufig erst verzögert auf eine gichtfördernde Mahlzeit folgen, erkennen Gichtpatientinnen und -patienten in vielen Fällen nicht den Zusammenhang zwischen Nahrung und Schmerz.
Die Folge ist, dass ärztliche Empfehlungen zur Ernährung nicht oder unzureichend umgesetzt werden – der nächste Gichtanfall folgt als logische Konsequenz. Dabei bedeutet eine Ernährungsumstellung keine strenge Diät, eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist auch für Gichtpatientinnen und -patienten entscheidend. Es gilt aber einige Punkte bei der Wahl der Lebensmittel zu beachten.
Purinarme Ernährung
Die Umstellung der Ernährung auf purinarme Kost bietet laut der Gichtliga den Schlüssel zum Erfolg. Generell gilt, dass eiweißreiche Nahrungsmittel wie Fleisch, Krustentiere, Wurst und besonders Innereien viele Purine enthalten und daher nur sehr beschränkt auf den Speiseplan gehören.
Milchprodukte, Gemüse und Obst hingegen enthalten nur sehr wenige oder keine Purine und sind wichtige Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung.
Den Fachleuten zufolge bedeutet purinarme Ernährung, dass pro Tag mit der Nahrung nicht mehr als 170 Milligramm Purine aufgenommen werden, aus denen der Stoffwechsel etwa 400 Milligramm Harnsäure herstellt. Aus einem Milligramm Purin bildet der Körper im Stoffwechsel 2,4 Milligramm Harnsäure – aber welche Kombinationen von Lebensmitteln ergeben dann pro Menü welche Mengen an Harnsäure?
Zu kompliziert und zu zeitraubend erscheint vielen Patientinnen und Patienten die Planung einer purinarmen Ernährung, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst ohne Nebenwirkungen zu verursachen.
Es gibt aber eine unkomplizierte Methode, den nächsten Gichtanfall mittels purinarmer Ernährung möglichst zu vermeiden: Die kostenlose Nutzung des Ysat Purinrechners der Deutschen Gichtliga. Dieser enthält über 2.000 Lebensmittel, mit denen innerhalb von Sekunden purinarme Menüs für jeden Geschmack zusammengestellt werden können.
Wenn die Harnsäurewerte wieder im Lot sind, bedeutet dies nicht das Ende der purinarmen Ernährung – diese muss von Gichtpatientinnen und -patienten lebenslang eingehalten werden. Dies bedeutet in keinem Fall Verzicht auf bevorzugte Speisen, sondern rechnen.
Alkoholkonsum reduzieren
Da Alkohol die Ausscheidung von Harnsäure hemmt und somit die Harnsäurewerte nach oben treibt, sollten Gichtpatientinnen und -patienten ihren Alkoholkonsum reduzieren oder ganz auf Alkohol verzichten. Das gilt insbesondere für Bier, das selbst auch noch viele Purine enthält und somit doppelten Schaden anrichtet. Bier sollte deswegen möglichst komplett gemieden werden.
Fruchtzuckerkonsum verringern
Fruchtzucker (Fruktose) ist in Früchten und Obstsäften zu finden. Auch viele Softdrinks, Limonaden, zuckerhaltige Säfte und Fertigprodukte enthalten Fruchtzucker.
Beim Konsum von Fruchtzucker erhöht sich der Harnsäurespiegel, weil Fruchtzucker die Harnsäureausscheidung in der Niere hemmt. Das Gichtrisiko steigt. Gezuckerte Getränke beziehungsweise ein übermäßiger Fruchtzuckerkonsum sollten daher vermieden werden. Ein moderater Obstkonsum wird aber trotzdem empfohlen.
Empfehlenswerte Nahrungsmittel
Erfreulicherweise gibt es auch Nahrungsmittel, die den Harnsäurespiegel senken. Dazu gehören Kaffee, Milch sowie Milchprodukte. Letztere fördern die renale Harnsäureausscheidung und stellen zudem im Gegensatz zu Fleischprodukten eine geeignete Eiweißquelle für Gichtpatientinnen und -patienten dar. In Studien hat sich außerdem gezeigt, dass Vitamin C und Kirschen das Gichtrisiko senken können. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gichtliga: Ernährungstipps bei Gicht, (Abruf: 29.11.2022), Deutsche Gichtliga
- Deutsche Rheuma-Liga: Gicht, (Abruf: 29.11.2022), Deutsche Rheuma-Liga
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.