Wer einmal Gicht hat, wird die Erkrankung nicht mehr los
05.09.2011
Gicht ist eine vor allem bei älteren Menschen relativ häufig auftretende Erkrankung, bei der sich Ablagerungen von Harnsäurekristallen (Urat) im Geweben oder in Gelenken bilden und dort erhebliche Schmerzen für den Patienten verursachen. Als Risikofaktor für die Erkrankung gilt ein zu hoher Harnsäurespiegel im Körper, unter dem laut Aussage der Experten heute rund zwei Prozent der Deutschen leiden. Zwar ist die Veranlagung für Gicht generell erblich, doch eine ungesunde Lebensweise kann den Ausbruch der Erkrankung begünstigen. Wird Gicht nicht behandelt, „so verkürzen sich die Abständen der akuten Gicht-Anfälle“, warnt Professor Dr. Stefan Schewe am Universitätsklinikum in München. Gefährlich ist die Krankheit auch deshalb, weil die akuten Schmerzen nach ein paar Jahren nachlassen, die Kristalle sich aber verstärkter absetzen. Daraus entstehen dann wiederum schwere Knochenschäden, Knochenbrüche und Nierenkrankheiten. Und wie eine US-Studie unlängst nachwies, erzeugt der erhöhte Harnsäurespiegel zusätzlich schwere Herzkrankheiten, die unweigerlich zum Tod des Patienten führen können. Oft geht Gicht mit weiteren sogenannten Wohlstandskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck einher. Die Doppelung von Erkrankungen lassen das Risiko für schwere Herzerkrankungen wie Herzinfarkt in Höhe schnellen.
Purin-Stoffwechselerkrankung Gicht tritt in Schüben auf
Die sogenannte Purin-Stoffwechselerkrankung Gicht (Urikopathie) tritt meist in Schüben auf, wobei sich durch Ablagerung der Harnsäurekristalle in den Gelenken, Schleimbeuteln, Sehnen und im Gewebe schmerzhafte Entzündungen bilden, die langfristig bis hin zu Schädigungen der Niere, und im schlimmsten Fall einer Niereninsuffizienz (Nierenversagen) führen können. Während der akuten Krankheitsschübe äußert sich Gicht durch starke Schmerzen, extreme Berührungsempfindlichkeit, Rötungen, Schwellung und Überwärmung der Gelenke. Diese treten laut Aussage von Experten wie Stefan Schewe, Professor am Klinikum der Universität München, oftmals nach konkreten Anlässen wie beispielsweise üppigem, fettreichen Essen mit viel Fleisch, Schalentieren und Innereien oder nach reichlichem Alkoholkonsum auf. Bewegungsmangel und Übergewicht wirken dabei ebenfalls als mögliche Risikofaktoren.
Männer häufiger von Gicht betroffen
Vor allem Männer im Alter zwischen 40 und 60 Jahren zählen zu den Betroffenen, wobei die Schmerzen oftmals während der Nacht auftreten und relativ häufig die Gelenke der großen Zehen, aber auch die Beingelenke Ausgangspunkt eines Gichtanfalls sind, so die Aussage des Mediziners des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen. Die Schmerzen eines akuten Gichtanfalls ähneln denen eines Knochenbruchs, gehen jedoch im Anschluss an die Krankheitsschübe wieder zurück und können über die Jahre gänzlich aufhören. Hierin sieht Prof. Stefan Schewe jedoch auch einen der besonders kritischen Punkt einer Gicht-Erkrankung. Denn nachdem die schmerzhaften Krankheitsschübe ohne medizinische Behandlung zunächst in immer kürzeren zeitlichen Abständen zu verzeichnen sind, verschwinden die akuten Schmerzen unter Umständen nach ein paar Jahren gänzlich und die Patienten wiegen sich in Sicherheit. Die Ablagerung der Harnkristalle hört jedoch nicht auf, so dass langfristig chronische Gelenkzerstörungen, Schäden an den Knochen, Gelenken und Nieren drohen, erklärte Prof. Schewe.
Behandlung von Gicht
Als Schlüsse für eine effiziente Behandlung der Gicht , nannte der Experte die Reduzierung des Harnsäurespiegels. Betroffen sollten die Krankheit keineswegs auf die leichte Schulter nehmen und auch in den schmerzfreien Phasen die verordneten Medikamente einnehmen, um weitere Ablagerungen von Harnkristallen zu vermeiden, erklärte Prof. Schewe. Außerdem dürfen die Hausärzte bei der Behandlung von Gicht nicht zu zögerlich mit der Verschreibung von Medikamenten sein, da der Harnsäurespiegel in jedem Fall auf Dauer gesenkt werden muss, erklärte der Experte. Weil die Beschwerden mit der Zeit nachlassen, nehmen viele ihre Arzneimittel nicht mehr regelmäßig ein oder lassen diese irgendwann ganz weg. Das kann fatale Folgen haben, wie der Mediziner erklärte.
Um Gicht nicht fortschreiten zu lassen, muss die Übersäuerung des Körpers gestoppt werden. Patienten müssen einen Harnsäurespiegel von unter sechs Milligramm pro Deziliter erreichen, betont Schewe. Das bedeutet in der Praxis, sich aktiv zu bewegen und unbedingt Diät zu halten. Ärzte verordnen den Gicht-Geplagten eine möglichst Purin-arme Ernährung. Demnach sollten Betroffene Alkohol meiden, auf rotes Fleisch verzichten und keine Meeresfrüchte zu sich nehmen. Purin ist aber auch Hülsenfrüchte enthalten, weshalb auch diese nur in Maßen gegessen werden dürfen.
Gicht-Behandlung in der Naturheilkunde
In der Naturheilkunde wird begleitend Gicht in erster Linie mit Heilkräutern zur Förderung der Ausscheidung von Harnsäure verabreicht. Gute Ergebnisse konnten mit den Kräutern Goldrute und Brennesel erzielt werden. Die Kräuter werden meist in Form von Tee getrunken. Die Flüssigkeit unterstützt zusätzlich das Ausscheiden der Harnsäure. Bei einem akuten Gichtanfall eigenen sich Wickel, um die Schmerzen zu lindern. Patienten sollten zusätzlich verstärkt auf eine Ernährung achten, die zu drei viertel aus basischen Nahrungsmitteln besteht.
Bei einer Alternativtherapie ist jedoch die Absprache mit dem behandelnden Arzt unabdingbar. Wer die Erkrankung gewähren lässt, die Ernährung nicht umstellt und seinen bisherigen Lebensstil fortsetzt, wird immer wieder mit Gichtanfällen konfrontiert werden, so auch die Warnung des Experten. (sb, fp)
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