Harnsäurespiegel aus dem Gleichgewicht: Gichtanfälle vermeiden
Wenn die Gelenke plötzlich schmerzen, könnte das ein Zeichen für Gicht sein. Ohne eine adäquate Therapie werden die Beschwerden stärker. Es kann sogar zum akutem Nierenversagen kommen. Doch das muss nicht sein. Eine rechtzeitige Therapie und eine Umstellung der Ernährung können helfen.
Bei Gicht liegt eine Störung des Purin-Stoffwechsels vor, dessen Ursachen bei einem Großteil der Patienten vermutlich im genetischen Bereich liegen. Die Beeinträchtigung des Purin-Harnsäure-Stoffwechsels beruht im weiteren Verlauf laut Angaben der Deutschen Rheuma-Liga entweder auf einer zu hohen Harnsäurebildung oder einer zu geringen Ausscheidung anfallender Harnsäure über die Nieren. Am Ende verbleibt t in jedem Fall zu viel Harnsäure im Organismus, wodurch der Harnsäurespiegel im Blut steigt (Hyperurikämie) und die Ablagerung von Harnsäurekristallen an verschiedenen Stellen einsetzt. „Die Betroffenen haben einen erhöhten Harnsäurespiegel”, erläutert Internist Dr. Klaus Krüger gegenüber der „dpa“.
Nicht selten zeigen sich die ersten Symptome nach einem besonders reichhaltigem Essen (mit viel Fleisch und/oder Fisch), massivem Alkoholgenuss, einer Infektionskrankheit oder auch ungewohnt starker körperlicher Belastung, weil im Anschluss vermehrt Harnsäure im Körper anfällt. Ebenso wird übermäßiger Konsum von Softdrinks in Zusammenhang mit einer erhöhten Harnsäurebildung gebracht. Erfolgt keine Behandlung droht den Betroffenen schlimmstenfalls eine Schädigung der Nieren, die bis hin zum Nierenversagen reichen kann. „Manchmal dauert es aber bis zu 30 Jahre, bis Schmerzen an den Gelenken zu spüren sind”, wird Heilpraktiker Rene Gräber von der „dpa“ zitiert.
Meistens erblich bedingt
In 99 Prozent der Fällen kann davon ausgegangen werden, dass Gicht erblich bedingt ist. In anderen Fällen können beispielsweise auch eine Chemotherapie oder spezielle Medikamente für das Auftreten der Erkrankung ursächlich sein, wenn mehr Harnsäure entsteht.
Wenn der erhöhter Harnsäurespiegel nachweisbar ist, kann rechtzeitig therapeutisch eingegriffen werden. Das kann passieren, bevor es zu einem Gichtanfall kommt. Die erste Beschwerden treten oft am großen Zeh auf. Nicht selten zeigen sich die Symptome plötzlich in der Nacht. Nach dem ersten Anfall können Monaten oder sogar Jahre vergehen. „Solche Bewegungseinschränkungen treten zum Beispiel im Bereich der Finger auf”, so die Mitteilung der „dpa“ unter Berufung auf den Apotheker Rolf-Günther Westhaus.
Ernährungsumstellung als Therapie
Eine dauerhafte Umstellung der Ernährung bildet die Basis für eine langfristig erfolgreiche Behandlung der Gicht, „da die Entstehung und der Verlauf maßgeblich durch Ernährungs- und Lebensgewohnheiten beeinflusst werden können“, erläutert die DGE. Durch eine konsequent durchgeführte Ernährungstherapie ließen sich Arzneimittel einsparen und mitunter könne eine medikamentöse Behandlung vollständig überflüssig werden. Neben der purinarmen Ernährung mit reichlich Getreideprodukten, Kartoffeln, ausgewählten Gemüsearten, Salat und frischem Obst sowie fettarmer Milch, Milchprodukten, Eiern in Maßen und ausreichend Flüssigkeit jedoch wenig Alkohol und vor allem wenig Bier, ist hier der Abbau bestehenden Übergewichts anzustreben. Die DGE hat in der Broschüre „Essen und Trinken bei Gicht“ die Maßnahmen aufgezeigt, mit denen „eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut gesenkt und damit einer Erkrankung vorgebeugt werden kann.“ Wichtig ist, jeden Tag mindestens zwei Liter Wasser oder Tee zu trinken. Auch Heilpflanzen können helfen: „So können sich Betroffene Frischpflanzentropfen unter anderem aus Löwenzahn, Brennnessel und Weiden herstellen lassen”, erklärte Heilpraktiker Gräber gegenüber der „dpa”. Eine vegetarische Ernährung bei Gicht führt zudem bei vielen Patienten zu einer Symptomlinderung.
Der Arzt entscheidet darüber hinaus, welche Medikamente zu verordnen sind. Je früher eine Therapie beginnt, desto besser die Chancen auf eine längere Zeit der Beschwerdefreiheit. „Ein häufig gegen Gicht verschriebenes Medikament ist Allopurinol”, sagt Krüger. Die Medikamente reichen aber nicht aus. Die Lebensgewohnheiten müssen geändert werden. (sb)
: Sigrid Rossmann, Pixelio
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