Insektengift offenbar Ursache für zahlreiche Todesfälle in Ostindien
18.07.2013
Mindestens 22 Schüler sind nach dem Verzehr von Kantinenessen im nordindischen Bundesstaat Bihar gestorben – wie die indische Regierung bereits bestätigte, war offenbar Insektengift in den Zutaten des Essens die Ursache für die Todesfälle.
Weiterhin viele Kinder in Lebensgefahr
Für mindestens 22 Kinder einer Schule im ostindischen Dorf Masrakh kam nach dem Verzehr eines Mittagsessens aus Reis, Sojabohnen, Linsen und Kartoffeln jede Hilfe zu spät – denn durch eine Verunreinigung mit Insektengift starben am Dienstag dieser Woche zunächst neun Schüler, in der Nacht zum Mittwoch dann weitere zwölf Kinder, die alle zwischen acht und zwölf Jahre alt waren. Darüber hinaus könnte das Unglück noch weitere Opfer fordern, denn nach Angaben der Zeitung „The Times of India“ würden sich derzeit noch „mehr als zwei Dutzend kranke Kinder“ im „Patna Medical College and Hospital“ befinden und zum Teil in Lebensgefahr schweben. Dabei werde alles getan, um den Kindern zu helfen: „Die Schüler werden in Patna von Kinderärzten rund um die Uhr betreut", so ein Polizeisprecher aus der ca. 60 Kilometer entfernten Hauptstadt von Bihar gegenüber „Spiegel Online“.
Offenbar „Spuren von Insektengift“ im Schulessen
Wie das Bildungsministerium bestätigte, seien in den Zutaten des Mittagessens, das kostenlos an die Schüler ausgegeben werde, „Spuren von Insektengift“ gefunden worden, welches bei den Kindern zu vergiftungstypischen Symptomen geführt habe – so beschreibt beispielsweise Raja Yadav, der Vater eines der erkrankten Schüler, dass sein Sohn nach der Schule über Bauschmerzen berichtet habe und sich habe übergeben müssen.
Kostenloses Schulessen soll mehr Kinder in die Schulen bringen
Kostenloses, durch die Regierung subventioniertes Mittagessen in den Kantinen staatlicher Schulen ist in Indien keine Seltenheit – in 29 Bundesstaaten können die Kinder umsonst essen, wodurch die Regierung erreichen möchte, dass mehr Kinder am Schulunterricht teilnehmen. Der Hintergrund: Viele Familien können sich kein kostenpflichtiges Mittagessen für ihre Kinder leisten, denn in Indien leben nach offiziellen Angaben 455 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, wobei Bihar zu den am stärksten betroffenen Bundesstaaten gehört. Dementsprechend scheint die Idee der Regierung auf den ersten Blick sehr sinnvoll – doch leider kommt es offenbar immer wieder zu Lebensmittelvergiftungen und gerade in Bihar seien laut dem Sprecher der Kongresspartei, Jagdambika Pal, „immer wieder verdorbene und minderwertige Lebensmittel verwendet worden.“
Tragischer Vorfall löst Bürger-Proteste aus
Als Reaktion auf die Vorfälle versammelten sich im gesamten Bundesstaat Bihar hunderte Menschen auf den Straßen und protestierten aufgrund der Tragödie in der Dorf-Schule, für die laut der „The Times of India“ die Behörden verantwortlich gemacht werden würden. Laut der Zeitung habe sich Bihars Ministerpräsident Nitish Kumar „erschüttert angesichts der Vorfälle gezeigt“ und eine Entschädigung von umgerechnet etwa 2.500 Euro für jede betroffene Familie angekündigt – was jedoch nach Ansicht der rechtskonservativen „Bharatiya Janata Partei“ (BJP) eine „unsensible“ Reaktion sei, wie die „The Times of India“ berichtet. Demnach habe "der Ministerpräsident von Bihar anstatt eine schnelle Unterbringung der betroffenen Kinder in eine bessere medizinische Einrichtung zu veranlassen, eine Zahlung für die verstorbenen Kinder in Höhe von 2.500 Euro angekündigt – was eine unsensible und gefühllose Haltung demonstriere“, so der BJP-Sprecher Rajiv Pratap Rudy in Delhi. (nr)
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