Prüfer finden Insektengift in sächsischem Goldriesling
Lebensmittelüberwacher haben bei einer Routinekontrolle im Most einer Charge Goldriesling das Insektengift Dimethoat gefunden. Dies bestätigte nach Angaben der „Sächsischen Zeitung“ (SZ) nun die Präsidentin der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) auf Anfrage des Blattes. Der Vorfall gibt Rätsel auf, denn der kontrollierte Winzer hatte das nachgewiesene Insektizid gar nicht verwendet.
Nachgewiesenes Nervengift wirkt auf zahlreiche Organismen
Wie die Präsidentin der LUA, Gerlinde Schneider, gegenüber der SZ erklärte, hatten Prüfer im Rahmen einer Routineuntersuchung in einer Charge Goldriesling nach der Lese 2015 das Insektengift Dimethoat entdeckt. Dieses wirkt als starkes Nervengift auf zahlreiche Organismen und wird gegen Schädlinge wie Blattläuse, Zikaden und Wanzen, aber z.B. auch gegen Hausfliegen eingesetzt. Zudem gilt es als bienengefährdend und darf daher nicht für blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen verwendet werden. Dimethoat wurde erstmals 1962 in den USA zugelassen, später wurde es vor allem in der ehemaligen DDR als zentraler Bestandteil im Schädlingsbekämpfungsmittel „Bi 58“ von jedermann und sehr häufig eingesetzt.
Keine Gesundheits-Gefahr für Verbraucher
Schneider betonte nach Angaben der SZ, dass zwar die in der EU zulässigen Höchstwerte überschritten wurden – doch aus dem betroffenen Most war gar kein Wein hergestellt worden. Damit habe sie zugleich einen Bericht der Dresdner Neuesten Nachrichten zurück gewiesen, in welchem von der Sperrung „Tausender Liter kontaminierten Weins“ die Rede gewesen sei. Die Landesuntersuchungsanstalt hatte nach Bekanntwerden der Testergebnisse das zuständige Landratsamt Meißen informiert, welches laut der Sprecherin Kerstin Thöns daraufhin beantragte, die betroffene Charge nicht weiter zu verarbeiten bzw. zu vernichten.
„Aus diesem Grund ging und geht von dem Insektengift keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher aus“, erklärte Gerlinde Schneider. Vorsichtshalber seien laut der Landratsamtssprecherin Thöns jedoch mittlerweile auch Proben aus Tanks in weiteren Betrieben genommen worden, deren Ergebnisse jedoch noch nicht vorlägen. Laut Christoph Reiner, dem Chef des Sächsischen Weinbauverbandes, eine sinnvolle Aktion. „Wir Winzer haben keine Angst, dass da in irgendeinem Keller etwas gefunden wird“, so Reiner gegenüber der SZ. Demnach könne der sächsische Goldriesling bedenkenlos weiter getrunken werden.
Goldriesling wird nur in Sachsen angebaut
Ein wichtiger Aspekt für die ansässigen Winzer, denn die betroffene Weißweinsorte wird in nennenswertem Umfang nur in Sachsen angepflanzt und spielt daher gerade im Bereich Tourismus eine bedeutende Rolle. Laut dem Weinbauverband Sachsen e.V. handelt es sich um einen leichten fruchtigen Wein mit neutralem Bukett und wenig Säure, der sich aufgrund dessen besonders gut als Schoppenwein eignet. Der Goldriesling ist jedoch nicht lange haltbar und sollte nach einer Lagerzeit von maximal einem Jahr getrunken werden.
Insektengift stammt möglicherweise vom Obstanbau
Nun solle nach Ansicht Reiners herausgefunden werden, wie das Gift in den Most gelangen konnte. Denn der betroffene Winzer habe es nach Information des Landratsamtes selbst gar nicht eingesetzt. Daher sei zu vermuten, dass es in der Nachbarschaft beim Obstanbau zum Einsatz kam und so auf die Anbaufläche des Winzers gelangen konnte. Eine naheliegende These, denn im letzten Jahr hatte es laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) von Mai bis September eine Notfallgenehmigung für den Wirkstoff Dimethoat aufgrund von Kirschfruchtfliegen in Süß- und Sauerkirschen gegeben. Auch Lua-Chefin Bettina Schneider bestärkte diese Theorie. Demnach würden die Kontrolleure der Landesuntersuchungsanstalt regelmäßige Kontrollen durchführen und seien dabei zuvor noch nie zu einem solchen Ergebnis gekommen.
Giftwolke über Bio-Feld sorgt für massive Schäden
Schon im Jahr 2014 hatte es einen ähnlichen Fall in der Nähe der sächsischen Kleinstadt Nossen gegeben. Damals war eine Giftwolke vom angrenzenden Feld eines konventionell wirtschaftenden Landwirtes über die Bio-Kulturen des Demeter-Hofes Mahlitzsch gelangt und hatte fast die gesamte Ernte von Kohlrabi über Zwiebeln bis hin zu Tomaten und Möhren auf insgesamt 8,5 Hektar zerstört. Der Bio-Hof in Mahlitzsch zählt laut einem damaligen Bericht der SZ zu den größten in Sachsen und beliefert tausend Kunden landesweit mit seiner „Ökokiste“.
Der konventionell wirtschaftende Landwirt hatte den Angaben zufolge Winterraps angebaut und wollte nach der Saat mithilfe hochwirksamer Pestizide Unkräuter vernichten. Hierfür nutzte er das Mittel Echelon mit dem Wirkstoff Clomazon, welcher jedoch bei unsachgemäßer Anwendung eine Gefahr für die Gesundheit und Umwelt darstellt. Daher gibt es für das Pestizid strenge Vorschriften – doch ein Mitarbeiter des Betriebes missachtete diese und führte dadurch den schwerwiegenden Umweltskandal herbei. „Wir haben Behandlungsfehler gemacht. Der Abstand zu den Gemüseflächen vom Bio-Hof wurde nicht eingehalten“, erklärte Landwirt Hans-Jürgen Wolters damals gegenüber der „SZ“. (nr)
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