Belastung mit Umweltgiften weltweit für Millionen Todesfälle verantwortlich
Jährlich werden fast 100 Millionen Menschen weltweit gefährlichen Umweltgiften ausgesetzt, durch die ihre Gesundheit schweren Schaden nehmen kann. Millionen Todesfälle sind auf die zunehmende Belastung mit den sechs gefährlichsten Schadstoffen Blei, Quecksilber, sechswertigem Chrom, Radionukliden, Pestiziden und Cadmium zurückzuführen, so das Ergebnis des „Umweltgiftreport 2015“ der Schweizer Umweltorganisation Green Cross und Organisation Pure Earth aus New York.
Die gesundheitlichen Folgen der Umweltgiftbelastung sind laut Mitteilung von Green Cross vergleichbar mit denen gefürchteter Infektionskrankheiten wie Aids, Malaria oder Tuberkulose. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen werde die Anzahl an Menschen, die gefährlichen Niveaus an Verschmutzung ausgesetzt sind, kontinuierlich weiter ansteigen. Obwohl die gesundheitlichen Folgen der Umweltgiftbelastung ähnlich weitreichend seien wie bei den genannten Infektionskrankheiten, erfolge hier im Vergleich zu den Krankheiten nur ein Bruchteil der finanziellen Investitionen und Maßnahmen. Ein Großteil der notwendigen Sanierungsmaßnahmen bleibe daher ohne finanzielle Mittel.
Insbesondere Kinder gefährdet
Durch die sechs gefährlichsten Schadstoffe Blei, Radionuklide, Quecksilber, sechswertiges Chrom, Pestizide und Cadmium wird die Gesundheit von insgesamt 95 Millionen Menschen weltweit gefährdet, wobei insbesondere in den Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen erhöhte Belastungen mit den Umweltgiften festzustellen seien, berichten die Experten. „Diese Schadstoffe führen oftmals zu lebensbedrohlichen Erkrankungen, vor allem bei Kindern,“ warnt das Green Cross. Ein Schadstoff ist dabei neu auf der diesjährigen Top-Liste der Umweltgift: Cadmium hat Arsen ersetzt.
Weltweit 26 Millionen Menschen durch Bleibelastung gefährdet
Die Zahl der Menschen, die gefährlichen Konzentrationen der Umweltgift ausgesetzt werden, ist laut Aussage der Experten weltweit steigend. Im Jahr 2012 sei schätzungsweise einer von sieben Todesfällen auf den Kontakt mit entsprechenden Giftstoffen zurückzuführen gewesen. Der Anteil der Umweltgifte an der Gesamtkrankheitslast nehme seit Jahren zu. Erhöhten Bleikonzentrationen sind dem Umweltgiftreport zufolge weltweit 26 Millionen Menschen ausgesetzt, wobei das Schwermetall zum Beispiel aus alten Autobatterien stammt und mit dem Anstieg der globalen Fahrzeugproduktion zunehmende Belastungen einhergehen. Blei wirkt stark neurotoxisch. Die Folgen einer zu hohen Aufnahme sind neurologische Schäden, Nervenstörungen, ein Rückgang der kognitiven Fähigkeiten, Blutarmut und und eine Vielzahl von weiterer gesundheitlicher Probleme. Bei hohen Konzentrationen kann eine Bleivergiftung zum Tod führen. Am meisten gefährdet seien Kinder, so der Hinweis in dem Umweltgiftreport.
Akute und chronische Folgen bei Radionukliden
Radionuklide bilden laut Aussage der Experten das zweitgefährlichste Umweltgift. Ein Großteil der Belastung sei dabei das Ergebnis von industriellen Prozessen wie beispielsweise des Uran-Bergbaus, der Atom-Waffenproduktion, der Stromproduktion mittels Kernenergie oder der Herstellung von radiologischen Produkten für die Medizin. Die erhöhte Exposition gegenüber Radionukliden (weltweit 22 Millionen Betroffene) könne zu akuten Auswirkungen auf die Gesundheit wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen führen. Als Folgen einer langfristigen Kontamination seien Beeinträchtigungen wie Müdigkeit, Schwäche, Haarausfall, Schwindel, chronischer Durchfall, Blut im Stuhl und niedriger Blutdruck möglich. Zudem könnten Zellschäden infolge der ionisierenden Strahlung von Radionukliden auftreten, berichten die Wissenschaftler in dem „Umweltgiftreport 2015“. Schlimmstenfalls endet auch der Kontakt mit Radionukliden tödlich.
Quecksilber und sechswertiges Chrom
Die steigende weltweite Quecksilberbelastung ist laut Aussage der Experten unter anderem im Zusammenhang mit dem weiterhin hohen Goldpreis zu sehen. Die Emissionen von Quecksilber durch den Goldbergbau seien deutlich steigend. Das Schwermetall kann die Niere, das Gehirn und das Immunsystem schädigen. Weltweit seien 19 Millionen Menschen gesundheitsgefährdenden Quecksilberbelastungen ausgesetzt. Sechswertiges Chrom zählt ebenfalls zu den Schwermetallen. Es wird zu Beispiel bei der Lederverarbeitung in großen Mengen freigesetzt und hat eine Vielzahl schädlicher Auswirkungen auf die Gesundheit, wobei abhängig vom Weg der Exposition Schäden des respiratorischen und/oder gastrointestinalen Systems auftreten. Des Weiteren ist sechswertiges Chrom krebserregend beim Menschen und kann verschiedene Krebsarten begünstigen, so der Hinweis in dem Umweltgiftreport. Insgesamt sind laut Umweltgiftreport 16 Millionen Menschen durch zu hohe Belastungen mit sechswertigem Chrom gefährdet.
Umweltgifte Ursache für acht Millionen Todesfälle jährlich
Pestizide werden vor allem in der Landwirtschaft zur Beseitigung von Schädlingen beziehungsweise zur Erhöhung des Ertrages eingesetzt und reichern sich anschließend in der Umwelt an. Mögliche Folgen einer akut erhöhten Pestizidbelastung bilden Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Krämpfe. Die dauerhaft erhöhte Exposition kann unter anderem zu neurologischen Schäden, Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit und dermatologischen Erkrankungen führen. Sieben Millionen Menschen weltweit werden durch Pestizide in ihrer Gesundheit bedroht. Auch durch Cadmium werden ganze fünf Millionen Menschen gefährdet, wobei insbesondere in Asien vielfach zu hohe Belastungen auftreten. Cadmium ist ein Nebenprodukt des Zinkabbaus und der Zinkverarbeitung. In der Umgebung von Schmelzen und Zinkbergbaustätten sind daher oftmals hohe Belastungen feststellbar. Cadmium werde aus dem Boden leicht von die von Pflanzen – einschließlich Blattgemüse und Getreide- aufgenommen und gelange so in die Nahrungskette, berichten die Wissenschaftler. Dabei könnten selbst kleine Mengen Cadmium zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Insgesamt sind die sechs gefährlichsten Umweltgifte laut Angaben der Autoren des Umweltgiftreports „für geschätzte acht Millionen Todesfälle in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen verantwortlich.“ (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
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