Massiver Einsatz toxischer Chemikalien eine weltweite Gefahr für die Gesundheit
Die Belastung durch toxische Chemikalien stellt weltweit ein wachsendes Gesundheitsrisiko dar, warnen Experten der Internationalen Föderation der Gynäkologie und Geburtshilfe (FIGO). Es drohen massive Gesundheitsschäden und Beeinträchtigungen der menschlichen Fortpflanzung, wobei insbesondere die Belastung von Frauen während der Schwangerschaft und Stillzeit äußerst kritisch zu bewerten sei, berichten die Wissenschaftler in dem Fachmagazin „International Journal of Gynecology and Obstetrics“.
Vor allem die Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen werden vermehrt hohen Belastungen mit toxischen Umweltchemikalien ausgesetzt, doch auch in den reicheren Staaten wächst die Belastung. Als mögliche Folgen seien lebenslange Beeinträchtigungen bei pränataler Exposition sowie Auswirkungen auf die Fertilität, den Schwangerschaftsverlauf, die Entwicklung des Nervensystems und das Krebsrisiko dokumentiert, so die Experten der FIGO. Die toxischen Chemikalien bedingen ihrer Aussage zufolge weltweit jedes Jahr Millionen Todesopfer. Die Politik müsse sich dafür einsetzen, die Exposition gegenüber den giftigen Chemikalien zu reduzieren, so die Forderung des Teams um Hauptautor Gian Carlo Di Renzo.
Allgegenwärtige Belastung mit Chemikalien
Industriechemikalien sind laut Aussage der Experten „allgegenwärtig in Nahrung, Wasser, Luft, und Konsumgütern.“ Sämtliche Lebensbereiche seien von der Exposition gegenüber giftigen Chemikalien und Schwermetallen durchdrungen. Durch die Nahrungsmittel- und Energieproduktion, Industrieemissionen und Abfall, den Transport sowie die Herstellung, Verwendung und Entsorgung von Verbraucher- und Körperpflegeprodukte gelangen die Giftstoffe in die Umwelt. Auch bei Unfälle können große Mengen freigesetzt werden.
Nahrungsmittelproduktion eine wesentliche Belastungsquelle
Die industrialisierte Nahrungsmittelproduktion ist der FIGO-Mitteilung zufolge ein wesentlicher Faktor für den Eintrag von giftigen Chemikalien wie beispielsweise Pestiziden in die Umwelt. Zudem bilde das Essen einen wichtigen Weg der Aufnahme von Umweltchemikalien durch Menschen. Insgesamt habe sich der Einsatz von Chemikalien in den letzten 40 Jahren massiv erhöht und inzwischen seien 70.000 bis 100.000 Chemikalien weltweit im Handel verfügbar.
Allein der globale Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft habe im Jahr 2007 eine Menge von rund 2,4 Milliarden Kilogramm erreicht. Am stärksten werde die Bevölkerung in Entwicklungsländern mit giftigen Chemikalien belastet.
Umweltverschmutzung mit giftigen Chemikalien reduzieren
Geburtshelfer, Gynäkologen, Hebammen und andere medizinische Fachkräfte sollten sich für eine Politik einsetzen, die die Exposition gegenüber toxischen Umweltchemikalien verhindert, so die Forderung der FIGO. Die Umweltverschmutzung durch giftige Chemikalien auf der ganzen Welt könne die Gesundheit der Bevölkerung ernsthaft gefährden. Angehörige der Gesundheitsberufe sollten daher aktiv in Partnerschaften innerhalb ihrer Gemeinschaften und Nationen darauf hinwirken, die Exposition gegenüber giftigen Chemikalien zu reduzieren.
Wesentliche Forderung müsse die Gewährleistung gesunder Nahrungsmittelsysteme sein. Denn „gesunde Ernährung ist eine leistungsfähige Medizin“, so Gian Carlo Di Renzo und Kollegen. Um die menschliche Existenz über Generationen hinweg aufrechtzuerhalten und zu schützen, müsse die Politik erkennen, dass die menschliche Gesundheit und die Gesundheit der Ökosysteme gegenseitig voneinander abhängig sind. (fp)
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