Globuli- Können Homöopathische Kügelchen helfen?
07.11.2013
Sie sind nicht größer als eine Stecknadelkopf, haben ein rundes, milchig-weißes Aussehen und gehören zur Homöopathie bzw. Alternativmedizin, wie das Stethoskop zur Schulmedizin. Globulis dienen als Trägersubstanz verschiedener Wirkstoffe, die eine Linderung von Krankheitssymptomen oder gar eine Heilung bewirken sollen.
Seit langem streiten sich die Gemüter darüber, ob die klassische Homöopathie wirklich helfen kann oder ob nur heiße Luft dahinter steckt. Christin Weymayr aus Herne, Autor des Buches "Die Homöopathie-Lüge“ sagt dazu: „Es ist nichts drin außer Zucker. Es sei denn, man glaubt an Geister“. Und genau das ist der Standpunkt der Schulmedizin, dessen Vertretern zu wenig wissenschaftliche Fakten vorliegen. Dagegen hält die Heilpraktikerin Christine Liebing-Gabel, Sprecherin des Verbandes klassischer Homöopathie Deutschlands in Ulm, die Behandlungsmethoden der Homöopathie für einen ganzheitlichen Ansatz, der eben nicht nur die Symptome behandelt oder mittels Medikamenten eine Schmerzfreiheit einleitet. "Klassische Homöopathie ist ein völlig anderes Denksystem als die Schulmedizin", entgegnet sie den Kritikern.
Der Mensch steht im Mittelpunkt der Behandlung
Für den Heilpraktiker steht der Mensch im Mittelpunkt. Der Patient wird zu seinen Schmerzen befragt, wie er ihn wahr nimmt, wann er Auftritt und ob der Schlaf Erholung bringt. Die Erstanamnese kann mitunter zwei Stunden dauern, folgt man dem umfangreichen Verzeichnis des Erfinders der klassischen Homöopathie, Samuel Hahnemann. Die Grundannahme ist das Ähnlichkeitsprinzip: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“
Ein Mittel für alle Symptome
"Wir kreisen die Beschwerden immer mehr ein und können so am Ende ein homöopathisches Mittel finden, das auf alle Symptome passt und so ganz individuell zu dem Patienten", erläutert Liebing-Gabel.
Mit homöopathischen Mitteln ist eine Überdosierung praktisch nicht möglich, erklärt die Heilpraktikerin. Es spielt keine Rolle, ob 5 Kügelchen eingenommen werden oder 500. Durch die Einnahme wird ein gezielter Reiz im Körper gesetzt, der die Lebenskraft und Selbstheilungskräfte anregt. Die Einnahme der Globuli erfolgt ein bis zweimal. Dann wird erst einmal abgewartet. Eine Linderung tritt meist innerhalb kurzer Zeit ein. Bei chronischen Fällen dauert es länger.
Beschwerden verschwinden von selbst
Für den promovierten Biologen Weymayer, bestehen Zweifel, ob die kleinen Kugeln überhaupt einen Effekt ausüben. Er verweist darauf, dass die meisten Beschwerden in der Regel von selbst wieder verschwinden. „Die Besserung fällt nur zufällig mit der Einnahme der Globuli zusammen“, sagt der Kritiker. Dabei spricht er nicht von dem Placebo-Effekt, der bei Patienten allein durch ein angenehmes Drumherum eine Besserung einleitet.
Für Christoph Laurentius, Mitglied im Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte, steht fest, dass der Mensch mehr als die Summe seiner Zellen ist: "Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft können wir nicht erklären, warum homöopathische Arzneien wirken. Dass sie wirken, erlebe ich jeden Tag."
Er sieht das Dilemma darin, dass unter dem Begriff Homöopathie vieles zusammengefasst wird. Mit Sorgen betrachten viele Heilpraktiker, dass Menschen bei Hals- oder Magenschmerzen von den Apotheken eine Flasche voller Kügelchen in die Hand gedrückt bekommen. Die Chancen, dass dabei keine Wirkung eintritt ist hoch, denn es werden eben nicht nur einfach die Symptome behandelt.
Menschen mit chronischen Krankheiten gehören zu den Patienten
"Das Klientel, das zu einem Heilpraktiker kommt, sind Menschen mit chronischen Krankheiten, die zuvor von Arzt zu Arzt gelaufen sind und keine Besserung erlebten", erklärt Liebing-Gabel. Zu den Klassikern zählen häufig Infekte, Heuschnupfen, Asthma, Allergien, Migräne, rheumatische Beschwerden, Neurodermitis oder Bluthochdruck.
Bei schweren Krankheiten sollten Globuli nicht als einziges Mittel verabreicht werden. Vielmehr können sie zu einer Linderung bei Folgebeschwerden bei Krebstherapien unterstützend eingesetzt werden."Ich versuche, den Patienten zu stärken und Nebenwirkungen von Chemotherapie und Bestrahlung zu lindern", sagt Laurentius.
Er selbst ist von Haus aus Arzt. Im Idealfall ergänzen sich klassische Schulmedizin und Homöopathie und werden gezielt zusammen bei Behandlungen eingesetzt. Worauf der Patient letztendlich vertraut, ist aber immer noch seine Sache. (fr)
Bild: Dr. Leonora Schwarz / pixelio.de
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