Forscher untersuchen Zusammenhang von Glück und Lebensdauer
Leben glückliche Menschen länger als unglückliche? „Nein“ lautet das Ergebnis einer gemeinsamen Studie führender britischer und australischer Epidemiologen. Demnach habe die Auswertung der Daten von mehreren hunderttausend Frauen ergeben, dass Glück nicht automatisch ein längeres Leben bedeute. Bedeutender seien stattdessen Risikofaktoren wie z.B. Rauchen und der soziale Status, so die Forscher aktuell in der Fachzeitschrift “The Lancet“.
Unglück allein macht nicht krank
„Wer glücklich ist, lebt länger“ – eine angenehme Vorstellung, die aber offenbar nicht immer der Realität entspricht. Dabei schien der Zusammenhang bisher recht plausibel: Bekommt jemand z.B. eine schwere Krankheit, führt diese meist dazu, dass der Betroffene unglücklicher wird – dementsprechend stand Unglücklichsein für viele in direktem Zusammenhang mit einem früheren Tod. Doch wie Bette Liu von der Universität von New South Wales in Australien und der Epidemiologie Sir Richard Peto aus Oxford zeigen, wurden hier offenbar Ursache und Wirkung vertauscht. Demnach führe Krankheit zwar zu Unglück, andersherum mache Unglück allein jedoch nicht krank.
Forscher nutzen Daten der “One Million Women Study”
Wie „The Lancet“ in einer Pressemitteilung berichtet, hatten die Forscher zehn Jahre zuvor im Rahmen der “One Million Women Study” in Großbritannien an die Teilnehmerinnen Fragebögen verschickt, in denen es unter anderem um die eigene Einschätzung in Hinblick auf den persönlichen Gesundheitszustand, psychisches Wohlbefindens, Stress und Entspannung ging. Fünf von sechs der Frauen gaben demnach an, normalerweise glücklich zu sein, eine fühlte sich hingegen in der Regel unglücklich.
Wie in anderen Studien auch, hätte sich dem Bericht nach gezeigt, dass die Unzufriedenheit mit Entbehrungen, Rauchen, Bewegungsmangel und einem Leben ohne Partner in Verbindung gebracht wurde. Der stärkste Zusammenhang zeigte sich allerdings darin, dass die Frauen, die bereits in einem schlechten Gesundheitszustand waren, eher sagen, dass sie unglücklich, gestresst und nicht entspannt seien.
Unglückliche Frauen hatten seltener keinen festen Partner
Diesen Informationen stellten die Wissenschaftler im Rahmen der Auswertung von mehr als 700.000 Datensätzen die Sterblichkeitsraten der Frauen gegenüber, die zu Beginn der Untersuchung durchschnittlich 59 Jahre alt gewesen waren. Es zeigte sich, dass die Gesamttodesrate unter den „Glücklichen“ und „Unglücklichen“ die gleiche war – trotz der Unterschiede in Hinblick auf die Gesundheit und den Lebensstil. Die Studie sei so umfangreich, dass Unglück daher als direkte Ursache einer wesentlichen Erhöhung der Gesamtsterblichkeit bei Frauen ausgeschlossen werden könne, so die Mitteilung weiter.
„Krankheit macht an sich unglücklich. Aber Unglücklichsein selbst macht nicht krank. Wir haben keinen direkten Effekt von Unglücklichsein oder von Stress auf die Sterblichkeit feststellen können – sogar in dieser zehn Jahre lang dauernden Studie mit einer Million Frauen“, so Bette Liu laut der Mitteilung. Stattdessen würden den Forschern zufolge Risikofaktoren wie z.B. Vorerkrankungen oder Rauchen eine zentrale Rolle spielen, die bei den “Unglücklichen” häufiger vorkommen. Denn die Frauen, die angegeben hatten, mit ihrem psychischen Wohlbefinden unzufrieden zu sein, waren im Vergleich häufiger Raucherinnen, trieben weniger Sport und lebten häufiger allein.
Verwechslung von Ursache und Wirkung
„Viele Menschen glauben immer noch, dass Stress oder Unglücklichsein direkt Krankheiten auslösen können. Aber sie verwechseln einfach Ursache und Wirkung“, so der renommierte Epidemiologie Sir Richard Peto. In einem Kommentar zu der Studie bemerken Dr. Philipe de Souto Barreto und Professor Yves Rolland vom Universitätsklinikum Toulouse (Frankreich), dass die Studie sehr wertvolle und handfeste Informationen über Glück, Gesundheit und Sterblichkeit liefere. Um das Thema weiter zu untersuchen, seien den Experten nach nun randomisierte Studien notwendig. „Solche Studien sollten dadurch angetrieben werden, Vergleiche zwischen verschiedenen Altersgruppen und zwischen Männern und Frauen zu ermöglichen. Interkulturelle Studien könnten zudem Aufschluss über die Verallgemeinerbarkeit von Maßnahmen zur Förderung der Glückseligkeit geben“, schreiben Dr. Philipe de Souto Barreto and Professor Yves Rolland. (nr)
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