BfR-Studie: Kein Nachweis des Pflanzenschutzmittels Glyphosat in Muttermilch
Nachdem das Pflanzenschutzmittel Glyphosat von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im vergangenen Jahr als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft wurde, hat sich die öffentliche Sensibilität für das Thema deutlich erhöht. Die anschließenden Medienberichte über den Nachweis von Glyphosat in Muttermilch sorgten daher für erhebliche Verunsicherung. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt diesbezüglich nun allerdings Entwarnung. Eine aktuelle Studie zeige, dass kein Glyphosat in Muttermilch nachweisbar ist, so die Mitteilung des BfR.
Im Sommer vergangenen Jahres berichteten Medien über Befunde von Glyphosat in 16 Muttermilchproben und bezeichneten diese Messergebnisse als „sehr besorgniserregend“, woraufhin das BfR nach eigenen Angaben „wisssenschaftliche Zweifel an der Zuverlässigkeit der Ergebnisse“ äußerte. Das Institut gab eine eigene Studie in Auftrag, „um nachvollziehbare und abgesicherte Ergebnisse zu erzielen.“ Die beauftragten renommierten europäischen Labore konnten trotz modernen Analysemethoden keine Rückstände oberhalb der Nachweisgrenze feststellen, berichtet das BfR. Nach wie vor bleibe Muttermilch die natürliche und damit beste Nahrung für Säuglinge. Mütter sollten sich nicht verunsichern lassen, so der Hinweis des BfR.
114 Muttermilchproben untersucht
Die Sorge stillender Mütter war nur zu verständlich, nachdem zunächst über die wahrscheinlich krebserregende Wirkung von Glyphosat und anschließend über dessen Nachweis in Muttermilch berichtet wurde. Das BfR hatte jedoch frühzeitig Zweifel an den Berichten über Glyphosat in Muttermilch geäußert. „ Aufgrund der physikalisch-chemischen Eigenschaften von Glyphosat war kein relevanter Übergang des Wirkstoffes in Muttermilch zu erwarten und, wie bei Kuhmilch, wissenschaftlich auch bisher nicht belegt“, so die Mitteilung des BfR. Daher seien zwei europaweit renommierte Forschungslabore damit beauftragt worden, unabhängige Analyseverfahren mit hoher Sensitivität zu entwickeln und damit 114 Muttermilchproben aus Niedersachsen und Bayern zu untersuchen. Anlass der Studie seien auch die Anfragen besorgter Mütter beim BfR gewesen.
Spezielle Analyseverfahren entwickelt
Die beiden entwickelten Analyseverfahren beruhen laut Angaben des BfR „auf Flüssigchromatographie-Tandemmassenspektrometrie (LC-MS/MS) bzw. Gaschromatographie-Tandemmassenspektrometrie (GC-MS/MS)“ und „können Glyphosatrückstände in Muttermilch ab 1 Nanogramm (ng = ein Milliardstel Gramm) pro Milliliter (mL) genau bestimmen (Bestimmungsgrenze).“ Der Anspruch an die Genauigkeit war damit extrem hoch. So seien die Verfahren zehnmal empfindlicher als die üblicherweise zur Analyse von Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln angewandten Verfahren und 75-mal empfindlicher als die ELISA-Methode (laut Angaben des Herstellers), berichtet das BfR. Letztere wurde bei der Analyse der 16 Muttermilchproben im Juni 2015 angewandt und die resultierenden Ergebnisse in einigen Medien als „besorgniserregend“ bezeichnet, so das Bundesinstitut weiter.
Verschiedene Messprinzipien gewährleisten Überprüfbarkeit
Die beauftragten Labore verfügten über langjährige Erfahrungen in der Anwendung der derzeit sensitivsten analytischen Nachweismethoden für Pflanzenschutzmittelrückstände, betont das BfR. Die Forscher hätten auf zwei Analyseverfahren mit unterschiedlichen Messprinzipien für die Bestimmung von Rückständen von Glyphosat in Muttermilch zurückgegriffen, um gegebenenfalls positive Resultate sicher abklären zu können. Zur Untersuchung standen Muttermilchproben zur Verfügung, die vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt und vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gesammelt wurden. Die Teilnehmerinnen hatten aus eigenem Antrieb teilgenommen und wurden nicht nach einem Stichprobenverfahren ausgewählt, weshalb sie keine repräsentative Stichprobe der Gesamtheit aller stillenden Mütter in Deutschland, erläutert das BfR.
In keiner Muttermilchprobe Glyphosat nachgewiesen
Entsprechend den ursprünglichen Erwartungen wurden laut Mitteilung des BfR in keiner der untersuchten Muttermilchproben Rückstände des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat oberhalb der Nachweisgrenze gemessen. Durch die Ergebnisse sehe sich das BfR „in seiner aus den physikalisch-chemischen Eigenschaften von Glyphosat und aus Daten zur Toxikokinetik und dem Metabolismus an Versuchs- und Nutztieren gewonnenen Auffassung bestätigt, dass kein relevanter Übergang dieses Wirkstoffes in die Muttermilch stattfindet.“ Der BfR-Präsident betont, die aktuellen Ergebnisse würden zeigen, „wie wichtig seriös durchgeführte wissenschaftliche Studien sind, um in der emotional geführten Debatte um Pflanzenschutzmittelrückstände Verbraucherinnen und Verbraucher nicht unnötig zu verunsichern.“
Muttermilch die beste Nahrung für Säuglinge
In der Untersuchung aus dem vergangenen Jahr wurden laut Angaben des BfR 16 Muttermilchproben auf Glyphosat untersucht, wobei das damalige Prüflabor als Nachweisverfahren den sogenannten ELISA-Test verwendet habe. Einzelheiten zur Durchführung des Tests seien nicht veröffentlicht worden, doch sollen Glyphosat-Konzentrationen zwischen 0,21 und 0,43 ng pro mL festgestellt worden sein. Damit hätten die Werte um etwa den Faktor 200 niedriger gelegen als vom Hersteller des ELISA-Tests noch als zuverlässige Bestimmungsgrenze angegeben.
Darüber hinaus seien die angeblichen Befunde nicht durch ein unabhängiges Analyseverfahren bestätigt worden. Mit Bezug auf die aktuellen Untersuchungsergebnisse weisen das BfR und die Nationale Stillkommission ausdrücklich darauf hin, „dass sie die gemessenen Gehalte als gesundheitlich unbedenklich einschätzen und dass Muttermilch nach wie vor die natürliche und damit beste Nahrung für Säuglinge ist.“ (fp)
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