Wissenschaftler weisen Heilkraft des Grinner Quellwassers nach
Baden im Mineralwasser des Albenbades in Grins kann offenbar eine Linderung von Kreuzschmerzen bewirken. Zu diesem Ergebnis ist eine klinische Studie des Krankenhauses Zams und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg gekommen, die gestern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Demnach konnte bewiesen werden, dass das Heilwasser aus der kleinen Gemeinde Grins kombiniert mit einem Bewegungsplan Schmerzen an der unteren Wirbelsäule signifikant verringern könne.
Wasser ist mit Magnesium und Calcium angereichert
Seit jeher sind die Grinner Heilquellen oberhalb der Tiroler Gemeinde Grins bekannt für ihre angenehme Wirkung, denn das Wasser ist mit wertvollen Mineralstoffen wie Magnesium und Calcium angereichert. Doch bisher gab es keinen wissenschaftlichen Beleg für die Wirksamkeit. Daher beschäftigten sich das Krankenhaus Zams und die Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg (PMU) drei Jahre lang im Rahmen einer großangelegten Studie mit dem Grinner Heilwasser.
Finanziert durch das Land untersuchten der Salzburger Universitäts-Dozent Arnulf Hartl von der PMU und sein Team die Heilsamkeit des Wassers bei chronischen Rückenschmerzen (Low Back Pain). Nicht ohne Grund, denn Kreuzschmerzen gelten mittlerweile als Volkskrankheit und nehmen in immer mehr Fällen einen chronischen Verlauf. „Über zwei Millionen Menschen in Österreich leiden daran, es ist der häufigste Grund für einen Arztbesuch“, so der Wissenschaftler.
Wissenschaftler untersuchen mehr als 90 Probanden mit Rückenschmerzen
Die Forscher untersuchten mehr als 90 Probanden, die sie für eine bessere Vergleichbarkeit in drei Gruppen aufteilten. Eine Gruppe ging eine Woche lang in Grins wandern und badete jeden Tag in der Quelle, die Zweite ging nur wandern und die übrigen Teilnehmer taten nichts von beidem. Es zeigte sich, dass in den ersten beiden Gruppen die Rückenschmerzen schon nach nur sieben Tagen besser wurden – und zwar in etwa ähnlichem Maße. Bei denjenigen, die zusätzlich gebadet hatten, hielt der Effekt allerdings vergleichsweise lang an und verbesserte sich stetig weiter.
„Auch nach vier Monaten war bei den Testpersonen immer noch eine Verbesserung der orthopädischen Parameter, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, des psychischen Wohlbefindens und insbesondere eine Verringerung der Kreuzschmerzen feststellbar“, so Arnulf Hartl. Damit sei dem Forscher nach ein Langzeiteffekt dieser Anwendung nachgewiesen.
Wasser wirkt wie normales Schmerzmittel – nur ohne Chemie
Das Wasser wirke demnach „ähnlich wie ein Schmerzmittel der Pharmakologie“, nur das es ohne Chemie auskommt, erklärte Hartl weiter. Ein erfreuliches Ergebnis, denn der wissenschaftlich Beleg für den gesundheitsfördernden Effekt von Baden und Wandern in Grins bei Rückenschmerzen sei „für die Gesundheits- und Tourismuswirtschaft im Bezirk geradezu eine Aufforderung, sich diesem Projekt zu öffnen“, so Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg.
Doch für die Gemeinde Grins stellen die vielversprechenden Ergebnisse eine Herausforderung dar. Denn bisher wird dort nur privat vermietet, zudem bietet derzeit nur ein Gasthaus die Möglichkeit zur Einkehr. Bei der Weiterentwicklung des Projekts wolle man daher laut Bürgermeister Lutz „einen Stein auf den anderen legen“, berichtet die „Tiroler Tageszeitung“. Auch Betontempel seien im Wellnesssegment nicht erwünscht, doch es gäbe die Vision eines größeren Bades am Eichibühel.
Vermarktung des Gesundheitsproduktes ab Herbst 2016
2016 würde nun zunächst probehalber mit vier bis fünf Kurbetrieben gestartet, ab Herbst nächsten Jahres solle dann mit der Bewerbung des Gesundheitsproduktes „Baden und Wandern in Grins“ begonnen werden, erklärte Projektbegleiter Ernst Fleischhacker. Das Angebot umfasse unter anderem eine ärztliche Eingangs- und Ausgangsuntersuchung sowie einen Wander- und Badeplan mit einer durchgehenden Betreuung durch geschultes Personal.
Laut Gesundheitslandesrat Tilg und Bürgermeister Lutz sei jedoch bei der ganzen Erfolgsgeschichte der Zammer Gemse-Wirt Josef Haueis nicht zu vergessen. Denn dieser habe im Grinner Heilwasser schon immer ein großes Entwicklungspotenzial gesehen: „Ohne diesen Wasser-Pionier, der Vision und Unternehmertum zu verbinden vermag, hätten wir den heutigen Grinner Meilenstein für das Gesundheitstourismusland Tirol nicht setzen können“, so Tilg. (nr)
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