Grippe wütet vor allem im Süden
19.02.2015
Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an der Grippe. Vor allem in Süddeutschland klagen einige Unternehmen über sehr hohe Krankenstände in der Belegschaft. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) meldet bereits seit zwei Wochen „Stark erhöhte Influenzaaktivität". Ein Grund könnte der saisonale Grippeimpfstoff sein, der nicht optimal wirkt.
Höhepunkt der Grippewelle ist noch nicht erreicht
Das Ausmaß der aktuellen Grippewelle ist noch nicht abzusehen. Experten des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig gehen davon aus, dass der Höhepunkt erst in den kommenden drei Wochen erreicht wird. „In den USA ist die Grippewelle bereits vorbei und das dort kursierende Virus scheint stärkere Symptome zu verursachen als in vorangegangenen Epidemien", erläutert Prof. Klaus Schughart vom HZI. „In Deutschland steht der Gipfel noch bevor. Wir müssen aber mit einem ähnlichen Verlauf rechnen."
Bisher wurden mehr als 18.000 Grippe-Kranke in der diesjährigen Saison registriert. Allein 6.251 fielen dabei auf die siebte Kalenderwoche. Experten schätzen jedoch, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegen könnte. „Wie hoch diese Dunkelziffer genau ist, wissen wir nicht. Aber es gibt eine erhebliche Untererfassung", bestätigte die Sprecherin des Robert Koch-Instituts, Susanne Glasmacher, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
Hochrechnungen der AGI zufolge haben sich allein in der vergangenen Woche hierzulande 1,5 Millionen Menschen in Arztpraxen wegen Grippe oder Atemwegserkrankungen behandeln lassen. Viele Arbeitgeber klagen bereits über hohe Krankenstände. Vor allem Süddeutschland ist stark betroffen. So gerät in Karlsruhe der Nahverkehr ins Stocken, weil viele Stadtbahnführer krank sind. Laut eines Berichts der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ musste sogar der Stadtbahn-Chef persönlich stundenweise einspringen. Personalnot herrscht derzeit auch in einigen Kliniken Südbadens. „Wir lehnen niemanden ab", erklärte ein Sprecher des Uniklinikums Freiburg zu Beginn der Woche gegenüber der Nachrichtenagentur. Es würden aber viele planbare Eingriffe und Operationen verschoben.
Grippeimpfstoff wirkt nicht optimal
Als einen der Gründe für die starke Grippewelle nennen Experten die verringerte Wirksamkeit des diesjährigen Grippeimpfstoffs. Angaben des RKI zufolge hat sich der besonders verbreitete Influenza A H3N2-Subtyp verändert, so dass der Impfstoff nicht mehr passt. „Der Influenzastamm für die Herstellung des Impfstoffs wird im vorausgehenden Jahr bestimmt. Hierfür wird eine Voraussage auf Basis des Vorjahres und den zu dem Zeitpunkt kursierenden Influenzaviren getroffen. Die Voraussagen sind meistens sehr gut, nur leider nicht immer“, erläutert Schughart vom HZI. „Trotz aller Bemühungen bleibt es schwer, die genauen Influenza Subtypen, gegen die der Impfstoff wirken muss, so weit im Voraus schon zu bestimmen", ergänzt Prof. Carlos Guzman vom HZI. „Wir müssen also weiter an besseren Methoden für die Vorhersagen arbeiten und darüber hinaus nach neuen Impfstoffen suchen, die Schutz gegenüber allen Influenza-A-Typen bieten.“ Guzmann rät dennoch zur Grippeimpfung. „Teilweiser Schutz ist besser als gar keiner.“ (ag)
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