Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt durch Grippe-Infektion?
Während den vergangenen Grippewellen wurde in verschiedenen Krankenhäusern immer mal wieder festgestellt, dass die Zahl der Personen, die mit einem Herzinfarkt eingeliefert wurden, gestiegen ist. Kann aber wirklich eine Influenza-Infektion das Risiko für einen Myokardinfarkt erhöhen?
Offenbar ja: So zeigte etwa eine in der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Studie, dass Influenza das Risiko für einen Herzinfarkt versechsfacht. Und Menschen mit Herzerkrankungen erleiden laut einer weiteren Studie fast zehnmal häufiger einen Myokardinfarkt, nachdem sie an der Grippe erkrankt sind, berichtet die Expertin für Infektionskrankheiten Dr. Kristin Englund in einem aktuellen Beitrag der Cleveland Clinic (USA).
Menschen mit Herzerkrankungen stärker belastet
Bei einer Grippeerkrankung reagiert das Immunsystem aggressiv, um das Virus abzuwehren. Die Reaktion führt zu einer inneren Entzündung, die Ihren Blutdruck erhöhen und Ihr Herz zusätzlich belasten kann, erläutert Dr. Englund.
Plaqueablagerungen in den Arterien werden in dieser Situation zunehmend anfälliger für Rupturen. Wenn Plaques brechen, können sich in den Arterien verstopfende Blutgerinnsel bilden und den Blutfluss zu Ihrem Herzen stören – eine Blockade könnte einen Herzinfarkt auslösen.
Bei Menschen mit bestehenden Herzproblemen ist es wahrscheinlicher, dass ihr Herz-Kreislauf-System von den Auswirkungen der Grippe überwältigt wird, sagt Dr. Englund.
„Die Bekämpfung der Infektion kann das Herz stark belasten“, fügt sie hinzu. „Wenn Sie ein zugrunde liegendes Gesundheitsproblem wie eine Herzerkrankung haben, können Komplikationen durch die Grippe zu etwas viel Schlimmerem führen.“
Kann Grippe andere ernste Gesundheitsprobleme verursachen?
Absolut – und das ist eine Realität, die durch Statistiken der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bestätigt werden.
Zwischen 2010 und 2020 wurden in den USA jährlich zwischen 140.000 und 710.000 Menschen aufgrund der Grippe ins Krankenhaus eingeliefert, so Schätzungen der CDC. Die mit Influenza verbundenen Todesfälle lagen im gleichen Zeitraum zwischen 12.000 und 52.000.
„Grippe wird oft unterschätzt“, bemerkt Dr. Englund. „Sie ist nicht nur eine Erkältung, und sie kann tödlich sein.“ Mögliche Komplikationen einer Grippe sind:
- Lungenentzündung und bakterielle Lungenentzündung, die zu Atemversagen führen kann. „Das ist die Komplikation Nr. 1“, sagt Dr. Englund. „Wenn die Lungenentzündung der Betroffenen schlimm genug wird, landen sie oft an einem Beatmungsgerät.“
- Zusätzliche Herzprobleme wie Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) oder eine Arrhythmie (Herzrhythmusstörung)
- Schlaganfall
- Enzephalopathie (schwere Schädigung des zentralen Nervensystems)
Wer ist am stärksten von Grippe-Komplikationen bedroht?
Sie haben ein hohes Risiko, Grippe-Komplikationen zu entwickeln, wenn Sie andere schwere Gesundheitsprobleme, einschließlich Herzerkrankungen oder/und ein geschwächtes Immunsystem aufgrund des Alters (entweder sehr jung oder älter) haben.
Tipps zur Vorbeugung von grippebedingten Herzproblemen
Gehen Sie proaktiv vor, um Problemen mit der Grippe vorzubeugen, indem Sie Folgendes tun:
Lassen Sie sich impfen: Laut einer Studie, über die die American Heart Association (AHA) berichtete, kann eine saisonale Grippeschutzimpfung das Risiko eines Herzinfarkts oder Herzstillstands erheblich senken, wenn Sie zu einer Hochrisikogruppe gehören.
Vermeiden Sie den Kontakt mit erkrankten Personen: Kein Händeschütteln während der Grippesaison. Halten Sie sich von den Körperflüssigkeiten anderer Personen fern. Auch eine gute Handhygiene mit häufigem Händewaschen ist wichtig.
Halten Sie Ihr Herz in Schach: Wenn Sie an einer Herzerkrankung leiden, behandeln Sie Ihren Zustand sorgfältig mit Medikamenten, der richtigen Ernährung und Bewegung, wie von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt empfohlen. Diese vorbeugenden Maßnahmen tragen dazu bei, Ihr gesamtes Immunsystem stark zu halten. Wenn Ihr Herzzustand stabil ist und Sie an der Grippe erkranken, werden Sie wahrscheinlich weniger und weniger schwere Komplikationen erleiden.
Ignorieren Sie grippeähnliche Symptome nicht: Sprechen Sie vor allem, wenn Sie zu einer Risikogruppe gehören, sofort mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Timing ist wichtig. Mit Medikamenten kann die Dauer der Grippe leicht verkürzt werden, wenn sie innerhalb weniger Tage nach Auftreten der Symptome eingenommen werden.
Nehmen Sie sich Zeit zum Ausruhen: Wenn Sie grippeähnliche Symptome haben, nehmen Sie sich Zeit, um sich auszuruhen und trinken Sie viel Flüssigkeit. Je länger Sie zu Hause bleiben und sich ausruhen, desto schneller erholen Sie sich. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Can the Flu Trigger a Heart Attack?, (Abruf: 05.10.2022), Cleveland Clinic
- Jeffrey C. Kwong, et al.: Acute Myocardial Infarction after Laboratory-Confirmed Influenza Infection; in: The New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 25.01.2018), The New England Journal of Medicine
- Charlotte Warren-Gash, Ruth Blackburn, Heather Whitaker, Jim McMenamin, Andrew C Hayward: Laboratory-confirmed respiratory infections as triggers for acute myocardial infarction and stroke: a self-controlled case series analysis of national linked datasets from Scotland; in: European Respiratory Journal, (veröffentlicht: 29.03.2018), European Respiratory Journal
- Centers for Disease Control and Prevention: Disease Burden of Flu, (Abruf: 05.10.2022)
- American Heart Association: Flu vaccine could protect against serious heart and stroke complications, (Abruf: 05.10.2022), American Heart Association
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.