Grippeschutz- und Pneumokokken-Impfung mindern das Herzinfarktrisiko
Die Pneumokokken-Impfung sowie die Grippeschutzimpfung schützen nicht nur vor einer Lungenentzündung beziehungsweise vor einer Influenza-Erkrankung, sondern sie reduzieren auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Die European Society of Cardiology (ESC) berichtete vor einigen Monaten, dass Untersuchungen gezeigt haben, dass Grippeerkrankungen das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen können. Die Grippeschutzimpfung hingegen kann das Risiko für diese beiden Krankheiten reduzieren. Und auch die Pneumokokken-Impfung mindert das Infarkt- und Schlaganfallrisiko. Darauf weist das Universitätsklinikum Jena (UKJ) in einer aktuellen Mitteilung hin.
Erhöhtes Risiko nach Pneumokokken-Infektionen
Pneumokokken sind Bakterien, die unter anderem einen Großteil der Lungenentzündungen auslösen. Die Pneumokokken-Impfung kann davor schützen. Und die jährliche Grippeschutzimpfung reduziert das Risiko für eine durch das Influenzavirus ausgelöste echte Grippe. Doch nicht nur das:
„Beide Impfungen verringern auch das Risiko für einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall“, erklärt Privatdozentin Dr. Christina Forstner vom UKJ. Die Spezialistin für Infektionserkrankungen ist in das Projekt „Impfen 60+“ von UKJ, Universität Erfurt sowie dem Land Thüringen eingebunden, das den Impfschutz von älteren Menschen verbessern will.
Den Angaben zufolge ist das Herzinfarktrisiko nach einer akuten Atemwegserkrankung durch Pneumokokken, dem häufigsten bakteriellen Erreger der Lungenentzündung, und nach einer Influenza, noch tagelang, das Schlaganfallrisiko sogar noch wochenlang signifikant erhöht.
Je älter, desto höher die Gefahr
„Je älter die Erkrankten sind, desto deutlicher ist dieser Zusammenhang, wie zwei aktuelle Studien dazu aus Kanada und Schottland gezeigt haben“, so die Infektiologin.
Bei über 65 Jahre alten Influenza-Patientinnen und -Patienten war das Risiko eines akuten Herzinfarkts in der ersten Woche nach der Influenza 7,5-fach erhöht im Vergleich zu einem Jahr vor und nach der Erkrankung.
Für alle untersuchten Personen ab 35 Jahren fand sich aber immer noch ein sechsfach erhöhtes Herzinfarktrisiko innerhalb der ersten sieben Tage nach einer Grippe.
Indirekter Effekt der Schutzimpfung
Ursache von Herzinfarkten oder Schlaganfällen sind durch Blutgerinnsel oder Fett- und Kalkablagerungen verstopfte Herzkranz- beziehungsweise Hirngefäße.
Laut Dr. Forstner könne eine akute Atemwegsentzündung im Zusammenspiel mit infektionsbedingt schlechterer Sauerstoffversorgung und aktivierter Blutgerinnung einen solchen Gefäßverschluss bei bereits bestehenden Engstellen auslösen.
„Wird also eine Influenza oder Lungenentzündung verhindert oder verläuft weniger schwer, kann dieses Risiko gesenkt werden. Das ist ein wichtiger, indirekter Effekt der Schutzimpfung“, sagt die Expertin.
Erkenntnisse werden in den aktuellen Empfehlungen berücksichtigt
In den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) werden diese Erkenntnisse bereits berücksichtigt. Der Grippe- und Pneumokokkenschutz wird unter anderem für chronisch erkrankte Menschen, darunter Herz-Kreislauf-Patienten empfohlen.
In Deutschland erkranken jedes Jahr bis zu 600.000 Menschen an einer Lungenentzündung (Pneumonie), nicht selten im Zusammenhang mit einer Influenza.
Etwa die Hälfte dieser Patientinnen und Patienten wird deswegen stationär im Krankenhaus behandelt. Dem UKJ zufolge werden bei einem Drittel der in Kliniken behandelten Pneumonie-Erkrankten Pneumokokken als Auslöser identifiziert. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Jena (UKJ): Effekt für Herz und Hirn, (Abruf: 01.02.2020), Universitätsklinikum Jena (UKJ)
- European Society of Cardiology (ESC): Flu vaccination linked with lower risk of death in patients with high blood pressure, (Abruf: 01.02.2020), European Society of Cardiology (ESC)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.