In England steigen Grippe-Todesfälle weiter – Situation in Deutschland ebenfalls bedenklich
Aktuell ist in England und Wales laut einem Bericht des „British Medical Journal“ (BMJ) ein massiver Anstieg der Todesfälle infolge von Grippeinfektionen festzustellen. Sogar im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie sind die Zahlen extrem hoch.
Hierzulande sind laut dem Robert Koch-Institut (RKI) derzeit ebenfalls sehr viele schwere akute Atemwegsinfektionen zu verzeichnen, wobei das Niveau „im Bereich der Höchstwerte früherer Grippewellen“ liege. Verantwortlich sind vor allem Influenzaviren (Grippe), gefolgt von Infektionen mit RSV (Respiratorische Synzytialviren).
Die Grippe ist zurück
Nachdem in den vergangenen beiden Jahren vor allem Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 als Auslöser schwerer akuter Atemwegsinfektion im Fokus standen und die Grippesaison – auch aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen – kaum eine Rolle spielte, sind Influenzaviren sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland derzeit wesentlicher Treiber des Infektionsgeschehens.
So ist die Zahl der überzähligen Todesfälle in England und Wales in den letzten Wochen massiv gestiegen und neueste Daten des Office for National Statistics zeigen, dass in der Woche vom 17. bis 23. Dezember in England und Wales 2.493 überzählige Todesfälle registriert wurden, berichtet das BMJ.
COVID-19 spiele hier kaum eine Rolle, doch die Zahl der Todesfälle, die nicht mit COVID in Zusammenhang stehen, sei von 362 in der ersten Dezemberwoche auf 2.064 in der Woche vom 17. bis 23. Dezember gestiegen. Ein Anstieg in dem sich auch die massiven Belastungen des britischen Gesundheitssystems im Zuge der aktuellen Grippewelle widerspiegeln.
Grippesaison hat besonders früh begonnen
Zwar sind vermehrte akute Atemwegsinfektionen im Herbst und Winter nicht ungewöhnlich, doch scheinen die Grippeinfektionen derzeit bei besonders vielen Menschen einen schweren Verlauf zu nehmen.
Zudem hat in Deutschland dieses Jahr die Grippewelle bereits Ende Oktober begonnen – deutlich früher als in den vorpandemischen Jahren, berichtet das RKI.
Influenzaviren dominieren
Die Dominanz der Influenzaviren bei dem aktuellen Infektionsgeschehen wird auch an eingesendeten Proben beim RKI deutlich. So wurden in den letzten beiden Wochen des Jahres 2022 in insgesamt 197 (80 Prozent) von 247 eingesandten Proben respiratorische Viren identifiziert, darunter 128 (52 Prozent) mit Influenzaviren und 41 (17 Prozent) mit RSV.
Lediglich 19 Proben (acht Prozent) wiesen humane saisonalen Coronaviren auf und 17 Proben (sieben Prozent) SARS-CoV-2, was darauf schließen lässt, dass diese bei den schweren akuten Atemwegserkrankungen aktuell eine untergeordnete Rolle spielen – ganz im Gegensatz zu den Influenzaviren.
Viele Klinikeinweisungen wegen Influenza und RSV
So lag der Anteil der Influenza-Diagnosen bei den Patientinnen und Patienten mit einer schweren Atemwegserkrankung in den Kliniken deutschlandweit zuletzt bei insgesamt 28 Prozent. Allerdings waren bei Kindern im Alter von null bis vier Jahre vor allem Infektionen mit RSV für die Klinikeinweisungen verantwortlich.
Insgesamt sind die schweren akuten Atemwegsinfektionen in Deutschland derzeit hauptsächlich auf die starke Zirkulation von Influenzaviren zurückzuführen, gefolgt von RSV, fasst das RKI zusammen. Die weitere Entwicklung der Grippewelle könne allerdings erst in den kommenden Wochen besser beurteilt werden.
Übertragung der Viren verhindern
Um das Risiko einer Infektion zu reduzieren, sollten laut dem RKI weiterhin die Hygieneregeln beachtet und Masken bei Zusammenkünften in Innenräumen getragen werden. Hier sei zudem regelmäßiges Lüften (Stoßlüften) geboten.
Wer Symptome einer akuten Atemwegsinfektion hat, sollte gegebenenfalls eine Ärztin beziehungsweise einen Arzt konsultieren und ansonsten zu Hause bleiben, bis die Symptome abgeklungen sind, um weiterer Übertagungen zu verhindern, so das RKI. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- British Medical Journal (BMJ): England and Wales see rise in excess deaths amid flu surge (veröffentlicht 06.01.2023), bmj.com
- Robert Koch-Institut (RKI): Influenza (Abruf 08.01.2023), rki.de
- Robert Koch-Institut (RKI) - Arbeitsgemeinschaft Influenza: Zusammenfassende Bewertung der epidemiologischen Lage (Abruf 08.01.2023), influenza.rki.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.