Größe des Menschen hat Einfluss auf das individuelle Thrombose-Risiko
Allein in Deutschland sterben jährlich rund 100.000 Menschen infolge von Venen-Thrombosen. Es ist seit langem bekannt, dass das zunehmende Lebensalter, bestimmte Vorerkrankungen, Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel das Thromboserisiko erhöhen. Forscher haben nun einen weiteren Risikofaktor entdeckt: Sie stellten fest, dass die Gefahr für einen Gefäßverschluss bei großen Menschen höher ist.
100.000 Deutsche sterben pro Jahr an den Folgen einer Thrombose
Laut der Deutschen Gesellschaft für Angiologie/Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA) ist die Anzahl der Thrombosen und der damit einhergehenden Komplikationen in Form einer Lungenembolie in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Eine unentdeckte Thrombose wird schnell zur Lebensgefahr. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland schätzungsweise 100.000 Menschen infolge von Venen-Thrombosen. Forscher aus Schweden berichten nun, dass große Menschen ein höheres Thromboserisiko haben.
Blutgerinnsel verstopft Gefäß
Bei einer Thrombose bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus), welches ein Gefäß verengen oder vollständig verstopfen kann. Am häufigsten passiert das in den Beinvenen.
Wenn sich der Blutpfropf löst und mit dem Blutstrom bis in die Lunge geschwemmt wird, kann er dort Blutgefäße blockieren (Thromboembolie) und eine Lungenembolie verursachen, welche häufig tödlich verläuft.
Außerdem können Blutgerinnsel einen Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie weitere Durchblutungsstörungen auslösen.
Hohes Lebensalter als Hauptrisikofaktor
Das Lebensalter ist der Hauptrisikofaktor für eine Thrombose. Laut Gesundheitsexperten steige die Gefahr ab einem Alter von 60 Jahren deutlich an. Auch Personen mit Krampfadern, einer Lungen- oder Herzkrankheit sowie Raucher und Übergewichtige haben ein erhöhtes Thromboserisiko.
Zudem ist bekannt, dass Bewegungsmangel wie etwa nach längerer Bettlägerigkeit nach Operationen oder bei Flugreisen und auch hormonelle Veränderungen wie beispielsweise in der Schwangerschaft oder durch die Antibabypille ein erhöhtes Thromboserisiko zur Folge haben.
Schwedische Forscher berichten nun im Fachblatt „Circulation: Cardiovascular Genetics“, das offenbar auch große Menschen ein höheres Risiko für eine Thrombose-Erkrankung haben.
Die Experten stellten in ihrer Analyse fest, dass die Gefahr, das eine Vene durch ein wanderndes Blutgerinnsel verstopft, sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit der Körpergröße zunimmt.
Falls sich die Ergebnisse bestätigen, sollte die Körpergröße in Zukunft genau wie Übergewicht bei der Beurteilung des persönlichen Risikos berücksichtigt werden, erklärte Erstautor Bengt Zöller von der Universität Lund in Malmö in einer Mitteilung, aus der von der „American Heart Association“ zitiert wird.
Große Menschen haben längere Beinvenen
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, haben die Wissenschaftler Daten von mehr als 2,5 Millionen schwedischen Männern und Frauen untersucht.
Die Auswertung zeigte, dass das Risiko einer venösen Thromboembolie mit der Körpergröße zunimmt. Die kleinsten Probanden hatten laut den Studienautoren das geringste Risiko.
Demnach sank das Risiko bei Männern, die kleiner als 1,60 Meter waren, um etwa 65 Prozent im Vergleich zu Männern über 1,90 Meter.
Auch bei den Daten von Geschwistern zeigte sich, dass größere Männer und Frauen ein höheres Thromboembolie-Risiko als ihre kleineren Brüder oder Schwestern hatten.
„Es könnte sein, dass es bei größeren Menschen mit längeren Beinvenen einfach mehr Oberfläche gibt, an der es Probleme geben kann“, erklärte Zöller.
„In den Beinvenen großer Menschen gibt es einen höheren Gravitationsdruck, der das Risiko erhöht, dass der Blutfluss sich verlangsamt oder vorübergehend zum Erliegen kommt.“
An der Körpergröße kann man nichts ändern
Das Studienergebnis könnte laut Zöller eine Beobachtung von Medizinern erklären: „Die Körpergröße in der Bevölkerung hat sich erhöht und steigt weiter, das könnte zu einer Erhöhung der Thrombose-Zahlen beitragen.“
Aber: „Körpergröße ist etwas, woran wir nichts ändern können“, so der Studienautor. Die Körpergröße von Menschen wird maßgeblich durch die Gene bestimmt. Auch Umweltfaktoren spielen eine große Rolle.
Fachleuten zufolge sind wohl vor allem eine bessere Ernährung, verbesserte hygienische Verhältnisse und bessere medizinische Versorgung verantwortlich für das Größenwachstum der vergangenen Jahrzehnte.
Auch schon frühere Untersuchungen konnten zeigen, dass die Körpergröße das Risiko für eine Reihe von Krankheiten mitbestimmt.
Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung und der Harvard School of Public Health (USA) haben im vergangenen Jahr einige der bisherigen Erkenntnisse zusammengefasst.
Größere Menschen haben demnach unter anderem ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, jedoch ein höheres Risiko für Krebs. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.