„Aquarust“: Massenvergiftung mit Drogen löst Großeinsatz aus
Wahnvorstellungen, Krämpfe, Schmerzen: Fast 30 Menschen mussten nach einem Drogenexzess von Rettungskräften behandelt werden. Ausgelöst wurden die Beschwerden durch die Einnahme der verbotenen Substanz „Aquarust“. Die Patienten waren Homöopathen und Heilpraktiker.
Rund 30 Verletzte nach Drogeneinnahme
Im niedersächsischen Handeloh mussten am Freitag fast 30 Verletzte nach einer Massenvergiftung ärztlich behandelt werden. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, hat die Polizei nun ein Strafverfahren gegen die Beteiligten eingeleitet. Ein Sprecher der Polizei sagte demnach, die 29 Personen werden beschuldigt, Halluzinogene eingenommen zu haben, sich selbst verletzt und somit einen Großrettungseinsatz verursacht zu haben. Den Angaben zufolge habe es sich bei der Droge um das in Deutschland seit Ende 2014 verbotene „2C-E“ gehandelt. In Szenekreisen ist es auch als „Aquarust“ bekannt. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Betroffenen zur Einnahme der Droge gezwungen worden seien.
Patienten waren Homöopathen und Heilpraktiker
Laut dpa waren am Freitag über 150 Rettungskräfte im Einsatz, um die in einem Tagungszentrum herumtorkelnden Homöopathen und Heilpraktiker im Alter zwischen 25 und 55 Jahren in Krankenhäuser zu bringen. Die Polizei sprach zunächst von mehr als 30 Verletzten. Ein Sprecher der Feuerwehr erklärte, dass die Betroffenen unter Wahnvorstellungen, Krämpfen, Schmerzen, Luftnot und Herzrasen litten. Bei Eintreffen der Rettungskräfte seien sie kaum ansprechbar gewesen. Allerdings sei niemand lebensbedrohlich verletzt gewesen. Der „Norddeutsche Rundfunk“ berichtet jedoch auf seinem Internetportal, dass eine Person zeitweise in Lebensgefahr geschwebt habe, mittlerweile aber alle Verletzten „über dem Berg“ seien.
Drogen gegen psychische Erkrankungen
Es blieb zunächst unklar, weshalb die Menschen die Drogen eingenommen hatten. „Sie wussten bestimmt nicht, was sie da genau zu sich nehmen“, meinte Feuerwehrsprecher Matthias Köhlbrandt gegenüber „NDR.de.“ Es sei nicht auszuschließen, dass die Betroffenen mit den Drogen experimentiert hatten. Laut Experten sollten Drogen – trotz aller potentiellen Gesundheitsgefahren – nicht grundsätzlich „verteufelt“ werden. Erst vor kurzem berichteten deutsche Wissenschaftler, dass manche sogenannte Partydrogen gegen Depressionen und Angst helfen können. So wurde zum Beispiel Ketamin in verschiedenen Studien eine sehr gute Wirkung bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen bescheinigt. Vergessen werden sollte nicht, dass legale Drogen viel mehr Schaden verursachen als illegale verursachen. Darauf hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in ihrem aktuellen Jahrbuch hingewiesen. Zwar sei die Zahl der Todesopfer durch illegale Drogen im vergangenen Jahr erneut gestiegen, doch Alkohol und Tabak bergen weiterhin das größte Gefährdungspotenzial. (ad)
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