Nicht alle Kalorien wirken gleich auf unser Gewicht
Diäten gibt es wie Sand am Meer und jede Woche kommen neue hinzu. Wer soll da noch den Überblick behalten? In einer aktuellen großen Ernährungsstudie wurden verschiedene Diäten über einen längeren Zeitraum beobachtet, um zu erkennen, welche Ernährungsweise beim Abnehmen die Nase vorn hat. Dabei stellte sich auch heraus, dass es beim Abnehmen nicht nur auf die Kalorien ankommt. Obwohl alle Teilnehmenden über 20 Wochen die selbe Kalorienanzahl erhielten, nahm eine bestimmte Gruppe am meisten ab.
Ein amerikanisches Forschungsteam des Boston Children´s Hospital und der Framingham State University beobachtete und kontrollierte übergewichtige Personen über einen Zeitraum von 20 Wochen, während diese einen vorgegebenen Diätplänen befolgten. In dieser Zeit wurden in regelmäßigen Abständen das Körpergewicht, der Insulinspiegel, die Stoffwechselhormone und die verbrannten Kalorien der Teilnehmenden gemessen. Dabei zeigte sich, dass beim Abnehmen mehr Faktoren zählen, als nur die Anzahl der Kalorien. Die Studienergebnisse sind kürzlich in dem Fachjournal „The BMJ“ erschienen.
Adipositas und Übergewicht – ein zunehmendes Gesundheitsproblem
Nicht nur in Amerika, auch in Deutschland sind Übergewicht und Adipositas ein ständig wachsendes Gesundheitsproblem. Übergewicht begünstigst zahlreiche Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes und Depressionen (siehe: Übergewicht kann Depressionen auslösen). Mediziner und Wissenschaftler suchen händeringend nach effektiven Methoden, dem entgegenzuwirken. Diäten sind zwar gute Maßnahmen um Körpergewicht zu verlieren, jedoch ist bei vielen der Erfolg nur von kurzer Dauer. Ein paar Monate später ist das Gewicht wieder zurück, manchmal sogar mehr als vorher.
Welche Diät ist am besten zum Abnehmen geeignet?
Welche Diät ist am effektivsten für eine lang anhaltende Gewichtsabnahme geeignet? Dieser Frage ging das amerikanische Forscherteam nach. Die Forschenden verglichen drei Diäten an einer Gruppe von übergewichtigen Probandinnen und Probanden über einen Zeitraum von 20 Wochen. Die Ernährung wurde komplett von der Universität gestellt, um sicherzugehen, dass alle Teilnehmenden die selbe Anzahl an Kalorien erhalten.
Drei Diäten – Gleiche Kalorienanzahl, unterschiedlicher Gewichtsverlust
Die Teilnehmenden wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt eine Ernährung, die zu 20 Prozent aus Kohlenhydraten bestand, in der zweiten Gruppe zu 40 Prozent aus Kohlenhydraten und in der dritten Gruppe zu 60 Prozent aus Kohlenhydraten. Obwohl die Kalorienanzahl in allen drei Gruppen genau gleich war, zeigte sich, dass die Teilnehmenden aus der kohlenhydratarmen Gruppe am meisten abnahmen und den Gewichtsverlust am längsten aufrechterhalten konnten.
Kalorien sind nicht gleich Kalorien
Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass Kalorien aus Kohlenhydraten schneller zu einer Fetteinlagerung führen. „Die Kohlenhydrate haben während der Diät den Insulinspiegel erhöht und die Fettzellen dazu angetrieben, mehr Kalorien einzulagern“, berichtet Forschungsleiter Dr. med. David Ludwig in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Durch die vermehrte Einlagerung stünden für den Rest des Körpers weniger Kalorien zur Verfügung. Die Folge: Der Stoffwechsel verlangsamt sich und der Hunger steigt, so der Ernährungsexperte. Aus diesem Zustand heraus könne eine schnelle Gewichtszunahme entstehen.
Gewichtsabnahme in der Low-Carb-Gruppe signifikant größer
Wie die Forschenden dokumentierten, war in den 20 Wochen der Gesamtenergieaufwand in der Gruppe mit der kohlenhydratarmen Kost am höchsten. Bei gleichem durchschnittlichem Körpergewicht und gleicher aufgenommener Kalorienanzahl verbrannten die Teilnehmenden, die eine Low-Carb-Diät einhielten, täglich rund 250 Kilokalorien mehr als diejenigen mit höherer Kohlenhydratzufuhr. Bei Personen, die zu Beginn der Studie bereits einen hohen Insulinspiegel hatten, war der Unterschied noch drastischer. Hier verbrannte die Low-Carb-Gruppe ganze 400 Kalorien mehr am Tag.
Das Kohlenhydrat-Insulin-Modell
Die Studie liefert Anhaltspunkte, dass sich das sogenannte Kohlenhydrat-Insulin-Modell zur Behandlung von Adipositas eignet. Die Forschendne konnten zeigen, dass die Aufnahme von Kohlenhydraten eine höhere Ausschüttung von Insulin nach sich zieht. Hierdurch werde der Aufbau von Fettspeichern gefördert, der Stoffwechsel verlangsamt, die Sättigung gehemmt und das Hungergefühl gefördert. „Unsere Beobachtungen stellen den Glauben in Frage, dass alle Kalorien für den Körper gleich sind”, resümiert die zweite Studienleiterin Cara Ebbeling. (vb)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.