Grüne Smoothies halten nicht immer, was sie versprechen
17.09.2014
Smoothies sind seit einiger Zeit das Trendgetränk unter Gesundheitsbewussten. Sie bestehen aus püriertem Gemüse und Früchten, sollen beim Abnehmen helfen und eine verdauungsfördernde, entschlackende sogar verjüngende Wirkung haben. In Hollywood ist die Smoothie-Diät, die ausschließlich aus grünem Rohkostbrei besteht, nicht mehr wegzudenken. Prominente wie Drew Barrymore, Gwyneth Paltrow, und Colin Farrell sollen auf die Vitaminbomben schwören. Im Gespräch mit der Online-Ausgabe des Magazins „Focus“ erläutert die Ernährungsexpertin Monika Bischoff vom Krankenhaus Barmherzige Brüder in München, was bei einer Kur mit grünen Smoothies beachtet werden sollte.
Grüne Smoothies bestehen aus püriertem grünem Gemüse und etwas Obst
Wer sich für die grüne Smoothie-Diät entscheidet, ernährt sich eineinhalb Wochen lang ausschließlich von püriertem grünen Gemüse. Auch etwas Obst darf in den Mixer, um den gewöhnungsbedürftigen Geschmack des grünen Safts aufzuwerten. Die Rohkost-Drinks sollen nicht nur die Pfunde schmelzen lassen, sondern den Körper auch von Schlackenstoffen befreien, eine Art Frischzellen- und Schönheitskur. So ist es in vielen Frauen- und Fitnesszeitschriften zu lesen. Die Erfinderin der grünen Smoothie-Diät, Victoria Boutenko, begründet ihr Diät- Konzept mit der Ernährungsweise von Affen, die fast ausschließlich grüne Blätter und wenig Früchte essen und dabei nie krank sind. Die Autorin des Bestsellers „Green for Life“ muss sich wohl gedacht haben, dass das, was für Affen gut ist, auch dem Menschen helfen kann. Tatsächlich sind aber grüne Blätter für die menschliche Verdauung eine sehr schwer zu zersetzende Kost. Deshalb schwört Boutenko auf das Pürieren des Gemüses. So werden Spinat, Mangold, Schwarzkohl, Rucola, Blätter von Möhren sowie Wildkräuter leichter verdaulich.
Grüne Smoothies sind Vitaminbomben, enthalten aber wenig Eiweiß
Geschmacklich sind grüne Smoothies zunächst gewöhnungsbedürftig, da viele Bitterstoffe enthalten sind. „Diesen Geschmack sind wir einfach nicht mehr gewohnt“, erläutert Bischoff gegenüber dem Online-Magazin. Die Ernährungsexpertin hält es aber für sinnvoll, den Geschmackssinn wieder dafür zu öffnen. Hat man sich daran gewöhnt, kann der Smoothie leicht in den täglichen Ernährungsplan integriert werden. Wer sich jedoch ausschließlich von dem grünen Rohkost-Drink ernährt, könnte Mangelzustände entwickeln. „Unbestritten sind grüne Smoothies wahre Vitaminbomben“, betont die Expertin. Doch es würden nicht ausreichend Eiweiße durch die Pflanzenkost bereitgestellt. Zudem liefern sie kein lebenswichtiges Fett. „Mehr als zehn Tage ist diese einseitige Diät deshalb nicht empfehlenswert“, rät Bischoff. Die grünen Smoothies können beispielsweise mit Proteinpulver ergänzt werden. Zusätzlich eignen sich ungesalzene Nüsse als Snack.
Eine Ernährung auf Basis von Blättern ist aber an sich unschädlich. „Der Mensch hat sich zu einem Allesesser entwickelt“, so Bischoff. Es können auch Schalen und Kerne sowie Blätter, die sonst auf dem Kompost landen würden wie etwa Kohlrabiblätter, in grünen Smoothies verarbeitet werden. „Schädlich ist das nicht“, betont die Ernährungsexpertin.
Vorsicht vor übermäßigem Genuss von grünen Smoothies
Es sind aber auch einige giftige Stoffe in grünem Gemüse enthalten, die jedoch erst beim Verzehr großer Mengen eine Rolle spielen. Das gilt unter anderem für Oxalsäure, die beispielsweise in Rhabarber enthalten ist und Nierensteine begünstigen kann. Darüber hinaus haben goitrogene Substanzen eine schädliche Wirkung, da sie die Bindung von Jod hemmen und dadurch die Bildung der Schilddrüsenhormone verhindern. Aber: „Eine echte Gefahr durch grüne Smoothies besteht nicht. Die meisten Schadstoffe scheidet der Körper wieder aus – und der gesundheitliche Nutzen der grünen Drinks überwiegt bei weitem“, betont Bischoff. „Sie strotzen vor gesunden Pflanzenstoffen und je grüner, desto besser sind sie.“
Keine Detox-Kur mit grünen Smoothies
Dennoch hält die Ernährungsexpertin vieles, was den grünen Säften nachgesagt hat, für fraglich. So kann das Gewicht mit einer grünen Smoothie-Diät zwar innerhalb der eineinhalb Wochen um einige Kilos gesenkt werden, jedoch verliert der Körper dabei in erster Linie Wasser . „Nach einer Woche haben Sie das wieder drauf“, erläutert Bischoff. Für eine nachhaltige Gewichtsreduktion ist es eine Ernährungsumstellung begleitet von ausreichend Bewegung unerlässlich.
Häufig wird in Zusammenhang mit den grünen Smoothies von einer „Detox-Kur“ gesprochen. Detox bedeutet dabei die Entschlackung und Entgiftung des Körpers. „Doch gerade dafür eignet sie sich nicht“, so die Expertin. „Wissenschaftlich gesehen gibt es keine Schlacken, Müll und Giftstoffe, die sich im Körper ansammeln und deshalb ist Detox Unsinn.“
Bild: Gänseblümchen / pixelio.de
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