Wissenschaftliche Studie untersucht die Wirkung von Grünem Tee als Darmkrebs-Vorsorge
25.09.2011
In der Naturheilkunde gelten Grüntee-Extrakte je her als gesundheitsförderndes Heilmittel. Forscher der Universitäten Halle und Ulm haben nun eine Langzeitstudie gestartet, die einen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit von Grünem Tee zur Vorbeugung von Darmkrebs erbringen soll. Bereits mehrere kleinere evidenzbasierte Studienarbeiten hatten auf positive Wirkungsweisen des Tees aus Fernost hingewiesen.
Über 70.000 Menschen erkranken jedes Jahr an Darmkrebs. Bösartige Tumore im Darm gelten neben weiteren Krebsleiden zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Heilpraktiker und immer mehr Mediziner glauben an die Heilkraft des Grünen Tees zur Vorbeugung von Darmkrebs und weiteren Krebsleiden. Wissenschaftler der Unis Halle und Ulm haben nun einen Langzeitstudie gestartet, die eine Wirksamkeit insbesondere zur Prophylaxe von Polypen im Darm belegen soll.
Darm-Polypen sind erste Hinweise zur Entstehung von Darmkrebs
Insbesondere Menschen ab dem 50. Lebensjahr weisen häufig Risikofaktoren für die Entstehung der bösartigen Darmkrankheit auf. Jeder dritte Mensch ab diesem Leberalter sei im besonderen Maße gefährdet, wie Professor Dr. Thomas Seufferlein von der Universitätsklinik Halle berichtet. Erste Hinweise auf ein erhöhtes Risiko sind Darm-Polypen. Wer regelmäßig zur ärztlichen Vorsorge geht, hat die Chance, dass die Polypen rechtzeitig erkannt und entfernt werden. Dennoch bleibt ein erhöhtes Erkrankungsrisiko sagt der Mediziner und Studienleiter. Viele Patienten, die schon einmal Polypen im Darm hatten, zeigen nach einiger Zeit ein erneute Bildung von Darm-Polypen. Damit steige unweigerlich auch das Gesamtrisiko, später an Darmkrebs zu erkranken. Für die Forscher stellt sich für diese Patientengruppe nun die Frage, wie die Entstehung von Krebs effektiv verhindert werden kann.
Aus diesem Grund starteten die beiden Universitäten ein Gemeinschaftsprojekt. Bei der Suche nach geeigneten Wirkstoffen sind die Fachmediziner auf Grüntee gestoßen. Vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass das im Grünen-Tee-Extrakt enthaltene Pflanzenhormon Epigallocatechin-3-gallat (Epigallocatechingallat, EGCG) die Entstehung von bösartigen Tumoren hemmen kann. Ab Oktober diesen Jahres beginnt die weltweit größte Studie zu diesem Thema. Eigens hierfür wurden 3000 Probanden aus ganz Deutschland gesucht. Alle Teilnehmer sind über 50 Jahre alt und wurden bereits mindestens einmal per Darmspiegelung untersucht. Bei allen Projektteilnehmern wurde zudem mindestens ein Polyp im Darm entfernt. Während der Studienzeit müssen alle Probanden drei Jahre lang jeden Tag zwei hochkonzentrierte Grüntee-Kapseln zu sich nehmen. Im Studienverlauf und am Ende wird untersucht, ob und wann sich neue Darm-Polypen bildeten. "Die Studienrekrutierung läuft über drei Jahre, da die Probanden gestaffelt teilnehmen“, sagt Thomas Seufferlein. Die Probanden stammen aus insgesamt dreißig Kliniken und ambulanten Praxen aus ganz Deutschland. Im Vorfeld wurden die Patienten befragt, ob sie an dem Projekt teilnehmen wollen.
Statt Tee werden Extrakte in Form von Kapseln verabreicht
Die Studienteilnehmer trinken jedoch keinen Tee, sondern nehmen Extrakte in Form von Kapseln ein. Denn die Menge von ein zwei Tassen reiche nicht aus, damit sich Wirkungsweisen vollends entfalten können. "Man müsste sieben bis neun Tassen Tee pro Tag trinken und das über drei Jahre lang. Das hält man schon durch, aber möglicherweise hat man nicht immer grünen Tee dabei. Außerdem enthält grüner Tee Koffein.“ Letzteres könne vor allem den Schlaf am Abend stören, wie der Professor betont. Das Koffein wurde deshalb zuvor abgesondert, so dass die Arzneien keine Schlafstörungen verursachen. In den Kapseln selbst ist das konzentrierte Pflanzenhormon Epigallocatechin-3-gallat. Damit ein Vergleich gezogen werden kann, erhält eine Gruppe auch ein nicht-wirksames Placebo. Von den Teilnehmern weiß aber niemand, wer nun Grünen-Tee-Kapseln einnimmt oder wer Placebos täglich verzehrt. Die Forscher wollen damit einen objektiven Vergleich ziehen. Im weiteren Verlauf werden den Projektteilnehmern Blut abgenommen, die Leberwerte gemessen und der Blutdruck geprüft. Außerdem werden alle Probanden-Gruppen befragt, ob sie zusätzlich Grünen Tee getrunken haben oder andere Arzneimittel einnehmen. Zum Ende der Studie müssen sich alle einer Darmspiegelung unterziehen.
Grüner Tee mit Wirkkraft ohne Nebenwirkungen
Die Mediziner erwarten keine Nebenwirkungen während der Projektzeit. Im Grünen-Tee-Extrakt sind Pflanzenhormone enthalten, die die Bildung von Tumoren hemmen. Als wissenschaftlich erwiesen gilt, dass Polypen eine Vorstufe zur Bildung von Karzinomen darstellen. Die Ärzte setzen bei ihrer Studienarbeit bewusst auf einen natürlichen Pflanzenwirkstoff zur Krebsvorsorge. Schließlich wolle man bei ansonsten völlig gesunden Menschen mit ungefährlichen pflanzlichen Wirkstoffen vorbeugen, wie Seufferlein betonte. Medikamente weisen in der Mehrheit Nebenwirkungen auf, die dann für Gesundheitsprobleme sorgen könnten. Daher setze man ein Präparat ein, dass ohne Wechsel- oder Nebenwirkungen auskomme, dennoch so wirksam ist, wie ein Medikament der vorangegangenen Studien. Erste abschließende Ergebnisse erwarten die Forscher frühestens in sechs bis sieben Jahren.
Die Deutsche Krebshilfe finanziert die Studienarbeiten mit insgesamt 2,1 Millionen Euro. Die Gelder stammen in der Mehrheit aus Spenden. Wie eine Pressesprecherin betonte, wolle man „alle Möglichkeiten zur Krebsvorsorge ausschöpfen“. Explizit gehören dazu auch Naturheilverfahren, wie Christina Tschoepe sagte.
Fernöstliches Mittel der Naturheilkunde
Grüner Tee wird seit mehreren tausend Jahren in China angebaut und gehört dort zu den Nationalgetränken. Mehrere Studien waren bereits dem grünen Mittel der Naturheilkunde auf der Spur. So erwies die japanische „Ohsaki Study“ im Jahre 2006, dass der Genuss von fünf Tassen Grünem Tee täglich, dass Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant senkt. Die Risikominderung betrug während der Studie bei Männern 12 und bei Frauen 23 Prozent. Eine weitere japanische Studie zeigte, dass grüner Tee und Rotbusch-Tee eine vorbeugende Wirkung gegen die Diabetische Nephropathie entwickelt. Regelmäßiger Teegenuss senkt zudem das Risiko für Krebs und Osteoporose. (sb)
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Bild: Michael Grabscheit / pixelio.de
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