Ein Katechin aus Grüntee kann der Leber schaden
Die Einnahme von hochdosiertem Grüntee-Extrakt kann erhebliche gesundheitliche Vorteile mit sich bringen und gleichzeitig vor Krankheiten wie Diabetes und Krebs schützen. Doch einigen Menschen drohen Leberschäden durch die Einnahme.
In einer Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Rutgers University School of Health Professions wurde der Einfluss des Genotyps von zwei verschiedenen Enzymen auf Veränderungen der Biomarker für Leberschäden bei postmenopausalen Frauen untersucht, wenn diese langfristig hochdosiertes Grüntee-Extrakt einnahmen. Die Ergebnisse sind in dem „Journal of Dietary Supplements“ veröffentlicht.
Daten von mehr als 1.000 Frauen ausgewertet
Das Team analysierte für die aktuelle Forschungsarbeit die Daten einer groß angelegten Studie über die Wirkung von grünem Tee auf Brustkrebs (Minnesota Green Tea Trial). Diese einjährige, placebokontrollierte Untersuchung umfasste mehr als 1.000 postmenopausale Frauen.
In der aktuellen Studie hat das Forschungsteam untersucht, ob Menschen mit bestimmten genetischen Variationen Anzeichen von Leberstress aufweisen, wenn sie ein Jahr lang 843 Milligramm des Katechins Epigallocatechingalla (EGCG), einem wichtigen Antioxidans in grünem Tee, einnehmen.
Leberschäden bei bestimmtem Genotyp
Die Forschenden wählten zwei genetische Variationen aus, welche jede jeweils die Synthese eines Enzyms zum Abbau von EGCG steuern. Es zeigte sich, dass bei Frauen mit einer Variation im Genotyp der sogenannten Catechol-O-Methyltransferase häufiger frühe Anzeichen von Leberschäden auftraten, als dies normalerweise der Fall war.
Anzeichen von Leberschäden konnten durch eine Variation im Genotyp der Uridin-5′-Diphospho-Glucuronosyltransferase 1A4 (UGT1A4) vorhergesagt werden, berichtet das Team. Wenn bei den Teilnehmerinnen der UGT1A4-Genotyp mit hohem Risiko vorhanden war, sei das Enzym, welches die Belastung der Leber anzeigt, nach einer Aufnahme der Grüntee-Ergänzung über neun Monate durchschnittlich um knapp 80 Prozent gestiegen.
Dagegen stieg das gleiche Enzym bei Frauen mit Genotyp mit niedrigem Risiko durch die Einnahme von hochdosiertem Grüntee-Extrakt über den Zeitraum von neun Monaten lediglich um 30 Prozent an, berichten die Fachleute.
Welche Rolle spielen nicht-genetische Faktoren?
„Variationen in diesem einen Genotyp erklären nicht vollständig die Variationen in den Veränderungen der Leberenzyme unter den Studienteilnehmerinnen. Die vollständige Erklärung umfasst wahrscheinlich eine Reihe verschiedener genetischer Variationen und wahrscheinlich eine Reihe nicht-genetischer Faktoren“, erläutert Studienautor Hamed Samavat in einer Pressemitteilung.
Trotzdem seien die Ergebnisse ein wichtiger Schritt zur Vorhersage von Personen, welche von den gesundheitlichen Vorteilen von hochdosiertem Grüntee-Extrakt profitieren können, ohne dass sie einem genetischen Risiko für Leberschäden ausgesetzt sind.
Anhand der zwei identifizierten genetischen Varianten könne zumindest teilweise vorhergesagt werden, welche Menschen ihre Leber durch die Einnahme von hochdosiertem Grüntee-Extrakt einem Risiko für Schäden aussetzen.
Keine Gefahr durch Trinken von Grüntee
Samavat weist darauf hin, dass ein erhöhtes Risiko für Lebertoxizität lediglich in Verbindung mit der Einnahme von hohen Mengen an Nahrungsergänzungsmitteln mit Grüntee festgestellt wurde, nicht jedoch bei Konsum von grünem Tee oder Einnahme von niedrigeren Dosen von Grüntee-Extrakten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laura Acosta, Laura Byham-Gray, Mindy Kurzer, Hamed Samavat: Hepatotoxicity with High-Dose Green Tea Extract: Effect of Catechol-O-Methyltransferase and Uridine 5’-Diphospho-glucuronosyltransferase 1A4 Genotypes; in: Journal of Dietary Supplements (veröffentlicht 30.09.2022), Journal of Dietary Supplements
- Rutgers University: Green Tea Extract May Harm Liver in People With Certain Genetic Variations (veröffentlicht 01.12.2022), Rutgers University
Wichtiger Hinweis:
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