Zweifel an der Wirkung von „gutem“ Cholesterin
18.05.2012
„Gutes“ Cholesterin wurde bislang mit einem reduzierten Risiko von Herz- und Gefäßkrankheiten assoziiert. Doch die aktuelle Studie eines Forscherteams um Dr. Sekar Kathiresan von der Harvard Medical School in Boston kommt zu dem Ergebnis, dass das sogenannte HDL-Cholesterin nicht zwangsweise zu einem verminderten Herzinfarktrisiko führen muss.
Im Rahmen ihrer Untersuchungen werteten die Forscher zahlreiche frühere Studien aus, um einen möglichen Zusammenhang zwischen dem HDL-Cholesterinspiegel (HDL = High density Lipoprotein) und dem Risiko eines Herzinfarkts zu überprüfen. Auch der Einfluss des „schlechten“ LDL-Cholesterins (LDL = Low Density Lipoprotein) wurde dabei analysiert. Die gewonnenen Daten widersprechen dem bisherigen „Konzept, das die Erhöhung des HDL-Cholesterinspiegels mit einer Senkung des Risikos für Myokardinfarkte“ (Herzinfarkte) assoziiert, schreiben Dr. Sekar Kathiresan und Kollegen im Fachmagazin „The Lancet“.
Kein reduziertes Herzinfarktrisiko durch HDL-Cholesterin
Die Ergebnisse der US-Forscher stellen die bisherige Annahme, dass HDL-Cholesterin eine positive Wirkung gegenüber Herzinfarkten entfaltet, grundsätzlich in Frage. Dr. Kathiresan und Kollegen hatten im Rahmen ihrer Untersuchungen die Daten von knapp 150.000 Patienten aus zahlreichen früheren Studien in Bezug auf den Zusammenhang zwischen dem HDL-Cholesterinspiegel und dem Herzinfarktrisiko überprüft. Auch Patienten die genetisch bedingt deutlich erhöhte Werte des „guten“ Cholesterins aufwiesen, unterlagen demnach keinem reduzierten Risiko eines Myokardinfarktes. Theoretisch wäre bei den entsprechenden Probanden laut Aussage der Forscher ein um 13 Prozent geringeres Herzinfarktrisiko zu erwarten gewesen, doch tatsächlich konnte kein Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes festgestellt werden. Bei dem „schlechten“ Cholesterin hat sich hingegen die bisherige Annahme bestätigt. LDL-Cholesterin erhöht demnach das Risiko von Arterienverstopfungen, allgemeinen Herz- und Gefäßkrankheiten sowie auch von Herzinfarkten.
Zweifel an der Wirkung von HDL-erhöhenden Medikamenten
Die von den Forschern in dem Artikel „HDL-Cholesterin und das Risiko von Myokardinfarkten: Eine Mendelsche randomisierte Studie“
vorgestellten Ergebnisse lassen auch Zweifel an dem bisherigen Einsatz von HDL-erhöhenden Medikamenten zur Vorbeugung von Herzinfarkten aufkommen, zumal die Präparate teilweise mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen. Sollte der HDL-Cholesterinspiegel tatsächlich keinen Einfluss auf das Herzinfarktrisiko haben, könnten Patienten in Zukunft getrost auf entsprechende Medikamente verzichten. (fp)
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Bild: Rita Thielen / pixelio.de
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