Chinesische Forscher entdecken neu Variante des Vogelgrippevirus
05.02.2014
In China sind immer mehr Infektionen mit dem neuartigen Vogelgrippeviren zu verzeichnen. Während die Gesundheitsbehörden noch voll mit der Eindämmung der H7N9-Infektionen befasst sind, ist nun jedoch bereits ein neues Virus in Erscheinung getreten: H10N8. „Wir berichten über die erste menschliche Infektion mit einem neuartigen Influenza-A-Virus H10N8“, schreiben chinesische Wissenschaftler in dem Fachmagazin „The Lancet“.
Die Infektionen des Menschen mit unterschiedlichen Vogelgrippeviren wie zum Beispiel H5N1, H9N2 oder H7N9 haben in der Fachwelt erhebliche Bedenken ausgelöst. Befürchtet wird eine weltweite Pandemie, sollten die Erreger durch Mutationen von Mensch zu Mensch übertragbar werden. Mit der Entdeckung des neuen Vogelgrippevirus H10N8 hat sich diese Sorge weiter verstärkt. Obwohl die chinesischen Gesundheitsbehörden in den vergangenen Monaten angesichts der wachsenden Verbreitung von H7N9-Infektionen zahlreiche Präventionsmaßnahmen eingeleitet haben, scheint China derzeit eine regelrechte Brutstätte für neue Varianten der Vogelgrippeviren zu bilden. Nicht zuletzt durch den engen Kontakt zwischen Menschen und Vögeln zum Beispiel auf den Geflügelmärkten sind hier vermehrt Übertragungen und Mutationen der Erreger zu beobachten.
Zahlreiche Todesfälle durch H7N9-Infektionen
Derzeit kämpft China noch mit der H7N9-Infektionswelle, in deren Folge seit Jahresbeginn bereits 26 Todesfälle und mehr als 110 Neuerkrankungen zu verzeichnen waren. Mit dem laufenden chinesischen Neujahrsfest wird hier nochmals eine deutliche Zunahme der Infektionen erwartet. Aufgrund des Infektionsrisiko warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) China-Reisende unter anderem vor Aufenthalten auf Geflügelfarmen und -märkten, dem Betreten von Bereichen, in denen Geflügel geschlachtet wird, und dem Kontakt mit Oberflächen, welche mit Kot von Geflügel verunreinigt sind. Auch sollte laut WHO besonders auf die persönliche Hygiene geachtet werden.
Neue Variante des Vogelgrippevirus identifiziert
Das neue Vogelgrippevirus H10N8 wurde laut Angaben des Forscherteams um Professor Yuelong Shu vom chinesischen National Institute for Viral Disease Control and Prevention erstmals im Dezember vergangenen Jahres bei einer73-jährigen Patientin in der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangxi nachgewiesen. Am 30. November wurde die Frau aufgrund schwerer Vogelgrippe-Symptome in das Krankenhaus von Nanchang eingeliefert. Neun Tage nach Krankenhauseinlieferung war die Patientin an einem Multiorganversagen verstorben. Bei der anschließenden Laboruntersuchung von Aspirat-Proben aus der Luftröhre konnten die Forscher nach eigenen Angaben durch eine Sequenzanalyse die neue Variante des H10N8-Virus identifizieren. „Die epidemiologische Untersuchung ergab, dass die Patientin vier Tage vor Ausbruch der Krankheit einen Geflügelmarkt besucht hatte“, beschreiben Professor Yuelong Shu und Kollegen den Infektionsweg. Das pandemische Potenzial des neuartigen H10N8-Virus dürfe nicht unterschätzt werden, da das Virus über genetische Eigenschaften verfüge, die eine rasche Vermehrung im menschlichen Organismus ermöglichen.
Wachsende Gefahr einer Pandemie
Angesicht des erneuten Auftretens einer humanpathogenen Variante eines Vogelgrippevirus, wächst bei den Gesundheitsbehörden die Angst vor einer deutlichen Ausweitung der Infektionswelle in China. Durch das enge Zusammenleben von Mensch und Geflügel insbesondere in den ländlichen Regionen, können die Erreger nicht nur leicht vom Tier auf den Menschen überspringen, sondern es entwickeln sich auch vermehrt neue Mutationen der Viren. Damit wächst die Gefahr, dass sich Vogelgrippeviren bilden, die von Mensch zu Mensch übertragen werden können. Sollte dies geschehen, wäre nach Einschätzung der Experten eine Vogelgrippe-Pandemie die wahrscheinliche Folge. (fp)
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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