Menschliche Haut samt Haarwachstum im Labor gezüchtet
Erstmals ist es einem Forschungsteam gelungen, ein Stück menschliche Haut im Labor zu züchten, das die Fähigkeit besitzt, Haare wachsen zu lassen. Die neue Methode könnte eine Behandlung gegen Haarausfall eröffnen. Zudem ist es nun möglich, menschliches Haar zu produzieren, ohne es von Menschen zu entnehmen.
Forschende der Oregon Health & Science University stellen eine neuartige Methode vor, die es ermöglicht, künstliche menschliche Haut inklusive Haarwachstum im Labor zu züchten. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature“ vorgestellt.
Organoide: Gezüchtete menschliche Zellverbände
Organoide sind kleine, im Labor gezüchtete Zellgruppierungen. Dieser relativ junge Forschungszweig zielt darauf ab, reale Organe künstlich herzustellen. Auf diesem Gebiet werden ständig neue Erkenntnisse gewonnen. Beispielsweise ist es kürzlich einem weiteren Forschungsteam gelungen, ein künstliches Netzwerk aus menschlichen Blutgefäßen im Labor zu züchten.
Das erste Stück künstliche haarsprießende Haut
In der aktuellen Forschungsarbeit wurde erstmals ein Stück menschliche, haarsprießende Haut künstlich hergestellt. Diese Methode sei besonders für die Therapie von Haarausfall interessant. Der Haut-Organoid wurde aus frühen Stadien von menschlichen Stammzellen gezüchtet. Diese Zellen findet man auch bei der Embryonalentwicklung. Die Stammzellen besitzen die Fähigkeit, sich später zu verschiedene spezifischen Zelltypen zu entwickeln.
Eine quasi unbegrenzte Quelle menschlicher Haarre
„Es ist nun möglich, menschliches Haar für die Wissenschaft herzustellen, ohne es einem Menschen entnehmen zu müssen“, erläutert Benjamin Woodruff, ein Doktorand aus dem Forschungsteam in einer Pressemitteilung der Universität. Zum ersten Mal erschließe sich eine fast unbegrenzte Quelle menschlicher Haarfollikel für die Forschung, betont der Wissenschaftler.
Ein Durchbruch in der Organoid-Forschung
Der neue Zugang zu haarwachsender Haut kann Forschenden dabei helfen, das Haarwachstum und die Haarentwicklung besser zu verstehen. Der Organoid könnte auch Hinweise für die Ursachen von Haarausfall liefern und neue Therapieansätze eröffnen. (vb)
Lesen Sie auch: Menschliche Adern im Labor gezüchtet – Stammzellenforschung will Diabetes heilbar machen.
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Oregon Health & Science University: Hairy, lab-grown human skin cell model could advance hair loss research (veröffentlicht: 03.06.2020), news.ohsu.edu
- Jiyoon Lee, Cyrus C. Rabbani, Hongyu Gao, u.a.: Hair-bearing human skin generated entirely from pluripotent stem cells; in: Nature, 2020, nature.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.