Hähnchenfleisch aus Supermarkt oft mit multiresistenten Keimen belastet
In Nahrungsmitteln finden sich immer wieder gesundheitsgefährdende Bakterien. Wie aus einer Anfrage der Grünen nun hervorgeht, haften an Hähnchenfleisch aus dem Supermarkt oft Keime, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Zwei von drei Proben waren in einer Untersuchung verunreinigt.
Zwei von drei Fleischproben verunreinigt
In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Lebensmittelskandale für Aufsehen gesorgt, bei denen gesundheitsgefährdende Bakterien im Essen gefunden wurden. Wie die Nachrichtenagentur AFP nun berichtet, haften auf frischem Hähnchenfleisch aus dem Supermarkt häufig multiresistente Keime. Dies geht aus einer Antwort der schwarz-roten Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, über die das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet. Den Angaben zufolge waren 95 von 144 getesteten Fleischproben im Jahr 2013 mit ESBL-Keimen verunreinigt, das heißt rund zwei von drei Proben.
Bei kranken Menschen können die Keime gefährlich werden
ESBL steht für Extended-Spectrum Beta-Lactamasen. Diese Keime sind von den Bakterien gebildete Enzyme, die viele Beta-Lactam-Antibiotika mit breitem Wirkungsspektrum wie Penizilline und Cephalosporine spalten und damit wirkungslos machen können. Insbesondere Darm, Harnwege und obere Atemwege können mit ESBL-Bildnern besiedelt sein – ohne dass diese krank machen. Bei gesunden Menschen haben die Keime, die an sich meist nicht besonders aggressiv sind, keine großen Auswirkungen, bei kranken beziehungsweise geschwächten Personen können die relativ harmlosen Bakterien aber gefährlich werden.
Fleischzubereitung unter „höchsten Sicherheitsaspekten“
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff, sagte, das Ergebnis spiegele ein „ernstes Problem“ wider. Unter „höchsten Sicherheitsaspekten“ müsse das Zubereiten von Hähnchenfleisch stattfinden. Verbraucher müssten gerade im privaten Bereich besonders auf Hygiene achten und Fleisch beispielsweise nicht auf Holzschneidebrettern zubereiten, in denen sich die Keime leicht festsetzen könnten. Einerseits kritisierte Ostendorff die Erzeugerbetriebe und deren starken Einsatz von Antibiotika in der Aufzucht, anderseits die großen Schlachthöfe. So hätten Untersuchungen gezeigt, dass Geflügelfleisch nach der Schlachtung stärker mit Keimen belastet sei als vorher. Es brauche sowohl in Aufzucht als auch Schlachtung „viel mehr Sensibilität“ für das Thema, meinte Ostendorff. Die Branche müsse sich allgemein „mehr Gedanken machen“.
Putenfleisch vom Discounter belastet
Seit Jahren wird immer wieder über Funde von gefährlichen Bakterien in Lebensmitteln berichtet. Erst Anfang des Jahres hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bei einer Untersuchung von Putenfleisch aus dem Discounter in fast 90 Prozent der Fälle stark antibiotikaresistente Keime nachgewiesen. Für die Untersuchung wurde frisches, abgepacktes Putenfleisch bei Aldi, Lidl, Real, Netto und Penny gekauft und im Labor untersucht. Dieses wurde in vielen Fällen bei MRSA-Keimen (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) als auch bei ESBL fündig. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Infektion Experten zufolge Symptome wie Entzündungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen sowie Blutvergiftung auslösen.
Vorsichtsmaßnahmen beachten
Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten raten, Fleisch grundsätzlich gut durchzuerhitzen, um die Erreger abzutöten. Rohes Fleisch sollte vor der Zubereitung abgewaschen und mit Küchenpapier abgetrocknet werden. Darüber hinaus sollte Geflügel nicht in der Mikrowelle zubereitet werden, da durch die unregelmäßige Wärmeverteilung nicht gewährleistet ist, dass alle Keime abgetötet werden. Darauf hat die Verbraucherzentrale Hamburg hingewiesen. Rohes Fleisch sollte nie mit demselben Messer geschnitten werden wie gegartes Fleisch oder Gemüse. Nach dem Kontakt mit Fleisch sollten Besteck und Geschirr sorgfältig gewaschen werden. Immer wieder hervorzuheben: Händewaschen ist die wichtigste Hygiene-Regel. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.