Hämorrhoiden: Apothekerkammer Bremen rät zu frühzeitiger Behandlung
Hämorriden beziehungsweise Hämorrhoidalleiden – ein Thema, das nicht gern angesprochen wird, obwohl ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung über 30 Jahre betroffen ist – Männer meist noch häufiger als Frauen. Dennoch werden Beschwerden eher verschwiegen. „Dabei ist eine frühzeitige Behandlung wichtig, damit das Hämorrhoidalleiden nicht noch schlimmer wird“, rät Dr. Richard Klämbt, Präsident der Apothekerkammer Bremen. Wer leichte Beschwerden bemerkt, kann sich in der Apotheke beraten lassen. Dort stehen im Rahmen der Selbstmedikation Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen zur Verfügung.
Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Dabei handelt es sich um ein Gefäßpolster aus Arterien und Venen, das zusammen mit dem inneren und äußeren Schließmuskel für die Feinabdichtung des Darms sorgt. In erster Linie handelt es sich also nicht grundsätzlich um eine Krankheit. Erst, wenn es zu Symptomen wie Juckreiz, Blutungen beim Stuhlgang, Schmerzen, Druck- und Fremdkörpergefühl aufgrund von vergrößerten Hämorrhoiden kommt, liegt medizinisch gesehen ein Hämorrhoidalleiden vor.
Vier Beschwerdestufen
Normalerweise funktionieren die Hämorrhoiden wie ein Schwellkörper, indem sich der Schließmuskel beim Stuhlgang entspannt und das Blut aus dem Hämorrhoidalpolster wieder zurückfließt. Die Blutgefäße können sich aber aus unterschiedlichen Gründen erweitern und die Elastizität nachlassen, sodass sich Blut in den Gefäßen staut und sich das Polster knotig vergrößert. Als wichtigste Ursache für vergrößerte Hämorrhoiden gilt zu starkes Pressen oder Nachpressen beim Stuhlgang, beispielsweise bei chronischer Verstopfung. Doch auch Übergewicht, eine überwiegend sitzende Tätigkeit, eine angeborene Bindegewebsschwäche oder auch eine Schwangerschaft können ein mögliches Leiden begünstigen. Zwar bleiben vergrößerte Hämorrhoiden oftmals unbemerkt, es kann in vielen Fällen aber auch zu ersten typischen Symptomen kommen.
„Die Beschwerden teilen sich in vier Stufen auf“, erläutert Klämbt. Und schon bei den ersten Anzeichen sei falsche Scham unangebracht: „Sind die Schmerzen erst einmal da, verschwinden sie nicht einfach wieder von selbst. Je früher die Ursache beim Arzt abgeklärt wird, desto unproblematischer und wirkungsvoller ist die Behandlung“, so der Kammerpräsident. Erste Anzeichen sind meist hellrote Blutstropfen auf dem Toilettenpapier. Durch die vergrößerten Gefäßpolster kann es aber auch passieren, dass die Feinabdichtung des Darms nicht mehr reibungslos funktioniert und Schleim und Kot austreten können. Die dadurch gereizte Haut juckt, nässt und brennt. In späteren Stadien tritt aufgrund der zunehmenden Größe der Hämorrhoiden häufig ein Fremdkörpergefühl auf.
Vier Stadien der Hämorrhoidalleiden:
Stufe 1: Die Hämorriden sind leicht vergrößert und verengen den Darmausgang. Von außen ist so zwar nichts zu sehen, der Arzt kann die Vergrößerung allerdings mit einem Afterspiegel erkennen.
Stufe 2: Die Hämorriden sind bereits so stark erweitert, dass sie beim Herauspressen des Stuhls nach außen treten. Anschließend rutschen sie aber wieder selbstständig zurück in den Darm.
Stufe 3: Die Hämorrhoiden sind jetzt bereits so groß, dass sie beim Pressen, starker körperlicher Anstrengung oder auch längerem Laufen aus dem After heraustreten. Von alleine ziehen sie sich nicht mehr zurück, es muss manuell mit dem Finger nachgeholfen werden.
Stufe 4: Die Hämorrhoiden sind so stark vergrößert, dass sie die gesamte Innenauskleidung des Afters nach außen schieben. Manuell kann ebenfalls nichts mehr getan werden. Der medizinische Ausdruck für diese Stufe lautet fixierter Aftervorfall oder Afterprolaps.
Weiter Behandlungsmöglichkeiten
Als erste Maßnahme empfiehlt sich für alle Betroffenen, auf eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten zu achten. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung fördert die Darmtätigkeit und wirkt sich positiv auf den Stuhlgang aus. Bemerkt der Patient erste Anzeichen, können diese vorübergehend gut mit Cremes, Salben oder Zäpfen behandelt werden. „Bei Juckreiz und Schmerzen sind Lokalanästhetika mit den Wirkstoffen Lidocain oder Quinisocain Mittel der ersten Wahl“, sagt Klämbt. Präparate mit Hamamelis wirken entzündungshemmend, adstringierend und blutungsstillend, Bismutsalze fördern die Wundheilung und lindern die Beschwerden.
Alternativ oder ergänzend kann die systemische Einnahme von Aescin oder Rutosiden, die auch bei Venenbeschwerden eingenommen werden, versucht werden.
„Des Weiteren ist Hygiene ein wichtiger Punkt. Der gereizte Analbereich sollte am besten nach dem Stuhlgang mit weichem Toilettenpapier und zusätzlich feuchten, parfümfreien Tüchern gereinigt werden“, rät der Apotheker. Zudem können pflegende Bestandteile wie Jojobawachs eingesetzt werden. All diese Tipps seien allerdings nur für Menschen mit leichten Beschwerden geeignet. „Bei allen anderen ist nur der Arzt der richtige Ansprechpartner. Dieser stellt bei der Untersuchung den Schweregrad ganz genau fest und weiß, welche Therapieform – ob rein medikamentös oder operativ – die richtige ist.“ Bei schweren Verlaufsformen ist die lokale Anwendung mit Glucocorticoiden indiziert. (opm)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.