WHO ruft 2009 den internationalen Handhygiene-Tag ins Leben
Schon zum achten Mal findet dieses Jahr der internationale Tag der Händehygiene statt. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2009 initiierte Aktions-Tag soll alljährlich auf die Wichtigkeit des Händewaschens aufmerksam machen. Denn dieses gehört zu den wichtigsten Infektionspräventionsmaßnahmen und kann das Risiko für Erkrankungen wie Durchfall oder Grippe deutlich reduzieren. Im Gespräch mit der „Augsburger Allgemeinen“ erklärt eine Expertin, worauf es bei der richtigen Handhygiene ankommt.
Krankheiten werden in den meisten Fällen über die Hände übertragen
„Geh Dir bitte erst mal die Hände waschen“: Schon kleinen Kindern wird beigebracht, sich vor dem Essen oder nach dem Spielen im Garten die Hände zu waschen. Im Erwachsenenalter wird dies meist als Selbstverständlichkeit betrachtet, dennoch nehmen es manche mit der Händehygiene nicht ganz so genau. Das kann böse Folgen haben, denn Schätzungen der WHO zufolge werden bis zu 80 Prozent aller infektiösen Erkrankungen über die Hände übertragen. Wie Monika Schulze, leitende Oberärztin für Hygiene am Klinikum Augsburg erklärt, ließe sich zwar im privaten Bereich nicht ganz genau bestimmen, wie viele Infektionen durch Keime an den Händen verursacht werden. Doch in Krankenhäusern würden sie den Hauptverursacher für die Übertragung von Krankheiten darstellen, so die Expertin gegenüber der Zeitung.
Tausende Bakterien leben auf den Händen
Ein Quadratzentimeter Haut werde der Expertin nach von zehn Millionen Mikroorganismen besiedelt, wobei sich allein auf den Händen etwa 150 verschiedene Bakterienarten befinden. Viele davon sind harmlos und sogar wichtig, denn die winzigen Mikroorganismen sind Bestandteil der natürlichen Hautflora und schützen die Haut wie ein „Schutzschild“ vor Krankheiten. Ist diese jedoch verletzt oder unser Abwehrsystem geschwächt, können die Kleinstlebewesen in tiefere Hautschichten gelangen und eine Infektion verursachen. Häufig würden laut Schulze zum Beispiel Grippe, eine Erkältung oder Schnupfen über die Hände übertragen, letzterer sogar öfter auf diesem Wege als über die so genannte „Tröpfcheninfektion“ beim Sprechen. Neben dem werden auch Durchfallerreger wie z.B. Salmonellen oder das Norovirus häufig über die Hände weiter gereicht.
„Das Wissen um einfache Infektionsschutzmaßnahmen und deren konsequente Umsetzung im Alltag hilft, gesund zu bleiben“, so Dr. Heidrun Thaiss von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in einer Mitteilung anlässlich des Welthändehygienetags. „Eine gründliche Händehygiene ist unerlässlich und eine geeignete erste Maßnahme, um die Weiterverbreitung von Krankheitserregern zu vermeiden“, erklärte die Leiterin der BzgA weiter.
Mindestens 20 Sekunden lang einseifen
Um die schädlichen Erreger auf den Händen abzutöten, ist demnach regelmäßiges und gründliches Hände-Waschen die wichtigste Hygieneregel. Dabei sollte Seife benutzt werden, da diese Schmutz und Mikroben besser von der Haut ablöst als Wasser allein. Eine wichtige Rolle spielt auch die Dauer, denn werden die Finger nur kurz unter den Wasserstrahl gehalten, bringt das nur kaum etwas und die meisten Erreger verbleiben auf der Handfläche. Stattdessen sollten die Hände mit warmem Wasser ordentlich nass gemacht und mindestens 20 Sekunden sorgfältig mit Seife eingerieben werden. Dabei ist es wichtig, dass auch die Fingerzwischenräume, Fingerspitzen und Nägel gereinigt werden. Nach dem Abspülen sollten die Hände an allen Stellen gut abgetrocknet werden. Auf öffentlichen Toiletten empfiehlt sich hier ein Einmalhandtuch, zuhause sei es laut Schulze ratsam, dass jeder sein eigenes Handtuch hat.
Desinfektion der Hände ist in der Regel nicht nötig
Eine Desinfektion sei jedoch normalerweise nicht notwendig, denn „unser Körper ist darauf ausgelegt, mit Keimen umzugehen. Das stärkt das Immunsystem”, erklärt Schulze. Hinzu käme, dass die speziellen Mittel auch gegen die nützlichen Bakterien und den natürlichen Schutzfilm der Haut wirken, den wir jedoch als Schutz vor Krankheitserregern brauchen. Anders sehe es hingegen aus, wenn eine Grippewelle oder ein Magen-Darm-Virus „herum geht“. Dann könne der Expertin zufolge für eine begrenzte Zeit die Desinfektion der Hände sinnvoll sein. Gleiches gelte für Personen mit geschwächtem Abwehrsystem, hier sollte jedoch im Vorfeld mit dem Arzt gesprochen werden.
Erreger tummeln sich vor allem auf Türklinken und Smartphones
Hände waschen ist gerade deshalb so wichtig, weil man den Erregern irgendwo aus dem Weg gehen kann. Sie befinden sich überall auf Alltagsgegenständen, vor allem dort, wo viele Hände sich abwechseln. Türklinken und Einkaufswagengriffe sind z.B. Orte, an denen sich eine große Anzahl Erreger tummeln, ebenso wie auf dem Smartphone und Tablet, erklärt Schulze. Für die meisten Menschen sind diese aber harmlos, denn ein gesundes Immunsystem könne die potenziellen “Angreifer” gut abwehren. Daher müssten das Smartphone oder der Telefonhörer im Büro auch nicht regelmäßig desinfiziert werden. „Das Smartphone benutzt man ja meist nur selbst. Das heißt darauf befinden sich auch nur Bakterien der eigenen Hautflora und die machen uns nichts aus”, so Schulze. (nr)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.