10.02.2015
Etwa 90 Prozent aller Kinder erkranken bis zum dritten Lebensjahr mindestens einmal an einer Mittelohrentzündung. Bis zu viermal jährlich können solche Entzündungen auftreten, ohne Folgeschäden zu verursachen. Bei immer wiederkehrenden Mittelohrentzündungen hingegen besteht die Gefahr, dass sich Flüssigkeit im Mittelohr ansammelt oder Verwachsungen und Defekte des Trommelfells und der Gehörknöchelchen entstehen. Dies führt zu kindlichen Hörstörungen, die auch die Sprachentwicklung stören. Oftmals begünstigen vergrößerte Rachenmandeln solche wiederkehrenden Mittelohrentzündungen, darauf weist das HNOnet-NRW, ein Zusammenschluss niedergelassener HNO-Ärzte, hin.
Nach Entfernung oder Verkleinerung der vergrößerten Rachenmandeln – die am häufigsten bei Kindern zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr auftreten – verringern sich bei vielen Kindern Mittelohrentzündungen. „Die sogenannten Polypen blockieren die trompetenförmige Verbindung zwischen Rachenraum und Mittelohr“, bemerkt Dr. Uso Walter, Vorstandsvorsitzender des HNOnet-NRW. In der Folge werden Mittelohren nicht mehr ausreichend belüftet und es bildet sich entzündliches Sekret hinter dem Trommelfell, ein so genannter Paukenerguss. „Vorübergehende Paukenergüsse sind kein Problem, halten sie aber über mehrere Monate an, kann sich die Sprachentwicklung aufgrund der chronischen Hörstörung verzögern“, erklärt Dr. Walter. Da für das Erlernen einer altersgemäßen sprachlichen Kompetenz bestimmte Zeitfenster optimal sind, ist auch der schulische Erfolg von Grundschulkindern unter Umständen gefährdet. Erkranken Kinder an Mittelohrentzündungen, ist es also wichtig, dass Hals-, Nasen-, Ohren-Ärzte den Ursachen auf den Grund gehen, um mögliche Spätfolgen zu verhindern.
HNO-Fachärzte untersuchen das erkrankte Ohr mithilfe eines Mikroskops. Sie erhalten so einen guten Einblick in den Gehörgang und auf das Trommelfell. Rötungen weisen auf bakterielle Infektionen hin, Wölbungen auf Ansammlungen von Flüssigkeit oder sogar Eiter im Mittelohr. Mithilfe der Tympanometrie kann der Mittelohrdruck schon bei ganz kleinen Kindern auch objektiv gemessen werden. HNO-Fachärzte verschreiben zunächst abschwellende Nasensprays, um Schwellungen des Mittelohrzugangs zu behandeln und Belüftung und Druckausgleich wieder zu ermöglichen. Tritt nach wenigen Tagen keine Besserung ein oder besteht bereits bei der Erstuntersuchung eine deutliche eitrige Entzündung, können im Einzelfall auch Antibiotika notwendig sein. Paukenröhrchen kommen nur bei einer chronischen, zähen Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr zum Einsatz. Dabei platzieren Ärzte ein Röhrchen im Trommelfell, welches hilft, Flüssigkeiten abfließen zu lassen. Nach einigen Monaten stößt der Körper es von selbst ab. (pm)
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