Die Häufigkeit des Stuhlgangs scheint langfristig einen erheblichen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit zu haben und unter anderem sogar das Risiko für verschiedene körperliche Erkrankungen, Organschäden, Depressionen und Ängste zu erhöhen.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Washington wurde untersucht, wie die Häufigkeit des Stuhlgangs die sogenannten molekularen Phänotypen bei gesunden Personen beeinflusst. Die Ergebnisse sind in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Cell Reports Medicine“ veröffentlicht.
Fast 4.000 gesunde Teilnehmende untersucht
Das Team analysierte die Daten von knapp 4.000 erwachsenen Teilnehmenden. Dabei konzentrierten sich die Forschenden auf Personen, die als allgemein gesund eingestuft wurden, und schlossen Personen aus, die an bestimmten Krankheiten litten oder Medikamente einnahmen.
Stuhlfrequenz analysiert
Die Teilnehmenden wurden abhängig von der Häufigkeit des Stuhlgangs in vier verschiedene Gruppen eingeteilt. So gab es eine Gruppe mit Verstopfung, in der die Teilnehmenden nur ein bis zwei Stuhlgänge pro Woche hatten. Die zweite Gruppe hatte zwischen drei und sechs Stuhlgänge pro Woche, was von den Teilnehmenden als wenig bis normal eingestuft wurde.
Die dritte Gruppe hatte eine hohe bis normale Stuhlfrequenz mit einem bis drei Stuhlgängen pro Tag. Die vierte Gruppe litt unter Durchfall, fügen die Fachleute hinzu.
Nach dieser Kategorisierung untersuchten die Forschenden den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs und verschiedenen Faktoren wie Genetik, Blutmetaboliten und der Darmflora.
Geschlecht und BMI beeinflussen die Stuhlfrequenz
Die Forschenden stellten fest, dass Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index (BMI) signifikant mit der Häufigkeit des Stuhlgangs zusammenhingen. Die Studie zeigte, dass insbesondere jüngere Menschen, Frauen und Menschen mit einem niedrigeren Body-Mass-Index dazu neigten, seltener Stuhlgang zu haben.
Die Häufigkeit des Stuhlgangs kann laut den Fachleuten einen großen Einfluss auf die Physiologie und auch auf die Gesundheit eines Menschen haben. „Frühere Forschungen haben gezeigt, dass die Häufigkeit des Stuhlgangs einen großen Einfluss auf die Funktion des Darmökosystems haben kann“, berichtet der Studienautor Johannes Johnson-Martinez.
Auswirkungen auf den Darm
„Wenn der Stuhl zu lange im Darm verbleibt, verbrauchen die Mikroben alle verfügbaren Ballaststoffe, die sie zu nützlichen kurzkettigen Fettsäuren vergären. Danach schaltet das Ökosystem auf die Fermentation von Proteinen um, bei der verschiedene Toxine entstehen, die in den Blutkreislauf gelangen können“, fügt der Mediziner in einer aktuellen Pressemitteilung hinzu.
Es sei deutlich geworden, dass die mikrobielle Zusammensetzung der Darmflora der Teilnehmenden generell ein Indikator für die Häufigkeit des Stuhlgangs ist. So schienen die als gesund geltenden Darmbakterien, die Ballaststoffe fermentieren, bei ein- bis zweimal täglichem Stuhlgang besonders gut zu gedeihen.
Im Gegensatz dazu waren Bakterien, die mit der Fermentation von Proteinen oder dem oberen Magen-Darm-Trakt in Verbindung gebracht werden, bei Personen, die an Verstopfung oder Durchfall litten, stärker vertreten, fügt das Team hinzu.
Darüber hinaus zeigten laut den Fachleuten unter anderem mehrere Blutmetaboliten signifikante Assoziationen mit der Stuhlfrequenz, was auf mögliche Zusammenhänge zwischen der Darmgesundheit und dem Risiko für chronische Krankheiten hindeute.
Nieren leiden bei Verstopfung
Insbesondere mikrobielle Nebenprodukte der Eiweißfermentation, von denen bekannt ist, dass sie die Nieren schädigen, waren im Blut von Teilnehmenden, die über Verstopfung berichteten, angereichert, erläutern die Forschenden.
So seien zum Beispiel die Blutspiegel von Indoxysulfat bei Verstopfungen signifikant erhöht und mit einer verminderten Nierenfunktion verbunden. Außerdem wurden chronische Verstopfungen mit neurodegenerativen Erkrankungen und dem Fortschreiten chronischer Nierenerkrankungen in Verbindung gebracht, erklärt Studienautor Dr. Sean Gibbons.
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Verstopfungen mit Blutspiegeln von mikrobiell abgeleiteten Toxinen assoziiert sind, von denen bekannt ist, dass sie Organschäden verursachen, noch bevor eine Erkrankung diagnostiziert wird, so Gibbons.
Bei den Teilnehmenden mit Durchfall seien dagegen Substanzen, die mit Leberschäden in Verbindung gebracht werden, verstärkt nachweisbar, und ingesamt liefere die Studie erste Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs, dem mikrobiellen Stoffwechsel im Darm und Organschäden.
Außerdem deute die Studie darauf hin, dass es Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs und Angstzuständen und Depressionen gibt. So könne auch die psychische Gesundheit von der Häufigkeit des Stuhlgangs abhängen.
Nicht zuletzt hat sich gezeigt, dass eine unregelmäßige Stuhlfrequenz ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung chronischer Krankheiten sein kann, erklärt Dr. Gibbons.
Wirksame Strategien zur Beeinflussung des Stuhlgangs könnten daher nach Ansicht der Forschenden der Gesundheit und dem Wohlbefinden zugute kommen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Johannes P. Johnson-Martínez, Christian Diener, Anne E. Levine, Tomasz Wilmanski, David L. Suskind, et al.: Aberrant bowel movement frequencies coincide with increased microbe-derived blood metabolites associated with reduced organ function; in: Cell Reports Medicine (veröffentlicht 16.07.2024), Cell Reports Medicine
- Institute for Systems Biology: Timing is everything: Study finds link between bowel movement frequency and overall health (veröffentlicht 16.07.2024), Institute for Systems Biology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.