Welche Maßnahmen helfen bei einem Hallux valgus?
Fehlstellungen der Zehen können sich langfristig immer weiter verstärken und zu erheblichen Problemen führen. Eines der häufigsten Beschwerdebilder in dieser Richtung ist der sogenannte Hallux valgus (auch Ballenzeh genannt), bei dem sich der große Zeh zunehmend schräg stellt. Nicht selten wird – vor allem im fortgeschrittenen Stadium – eine Operationen erforderlich. Doch mit physiotherapeutischen Übungen und Hilfsmittel wie Zehenspreizern oder Schienen lässt sich oft eine Linderung ohne chirurgischen Eingriff erreichen.
Insbesondere Frauen sind vermehrt von einem Hallux valgus betroffen, wobei – neben einer genetisch bedingten Disposition und dem schwächeren Bindegewebe – das Tragen von falschem Schuhwerk als Hauptursache gilt. Hochhackige, enge und nach Vorne spitz zulaufende Schuhe bilden auf Dauer eine erhebliche Belastung, die eine entsprechende Fehlstellung zur Folge haben kann. Der große Zeh wird dabei schräg in Richtung des zweiten Zehs verschoben. Der Großzehenballen tritt hingegen an der Innenseite des Fuß verstärkt hervor.
Verformung des Großzehengrundgelenks
Ohne Behandlung verschlechtert sich das Beschwerdebild zunehmend und es treten vermehrt Entzündungen im Großzehengrundgelenk auf, die mit erheblichen Schmerzen verbunden sind. Knochengewebe, Sehnen, Muskeln und andere Weichteile werden dabei stark verformt und das Großzehengrundgelenk wird nach außen verschoben. „Am Fußinnenrand unterhalb des großen Zehs zeigt sich eine knöcherne Wölbung“, so der Orthopäde Ramin Nazemi aus Essen gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Das verschobene Gelenk drückt unangenehm gegen den Schuh, was die Beschwerden zusätzlich verstärken kann.
Zeitnah zum Arzt
Bei feststellbaren Veränderungen der Zehstellung ist zeitnah ein Arzt bzw. Facharzt (Orthopäde) aufzusuchen, da langfristig irreversible Schäden drohen. Diese können auch Kniegelenk, Hüfte und Rücken betreffen, da sich gegebenenfalls das Abrollverhalten des Fußes und der gesamte Gang ändern. Zur Behandlung eines Hallux valgus bieten sich laut Aussage der Orthopädin Mellany Galla, Vorsitzende der Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirugie (GFFC), Zehenspreizer sowie ein gezieltes Fußmuskeltraining an. Diese können gerade bei einem Hallux valgus im Anfangsstadium oftmals zu einer Linderung der Beschwerden beitragen, berichtet die Expertin in der Mitteilung der „dpa“.
Behandlung eines Hallux valgus
Neben den Zehenspreizern, die als weiche Polster aus Silikon oder ähnlichem Material zwischen die große Zehe und die zweite Zehen geklemmt werden, um den Abstand zu halten, sind auch spezielle Schienen verfügbar, mit denen Fehlstellungen des großen Zehs korrigiert werden können. Einen vergleichbaren Effekt sollen Bandagen und das sogenannte kinesiologische Taping erreichen. Nicht zuletzt bilden physiotherapeutische Übungen, mit denen die Muskulatur der Zehen trainiert wird, einen häufig erfolgreichen Behandlungsansatz. Nicht hilfreich sind hingegen orthopädische Einlagen, so Ramin Nazemi.
Schlimmstenfalls wird eine OP erforderlich
Schlimmstenfalls kann mit allen genannten Methoden keine Linderung der Beschwerden erreicht werden und es bleibt eine Operation die einzige Behandlungsoption. Hierbei stehen allerdings eine Vielzahl unterschiedlicher Operationsverfahren zur Verfügung, welche gezielt auf das jeweilige Beschwerdebild der Betroffenen angepasst werden sollten. Vorliegende Fehlstellungen werden im Rahmen des Eingriffs korrigiert und die Verformungen soweit wie möglich behoben. Grundsätzlich ist es dabei wichtig, nach dem Eingriff ein Verbandsschuh sechs bis acht Wochen lang konsequent zu tragen, damit der korrigierte Knochen nicht bricht, betont der Orthopäde Nazemi in der Mitteilung der „dpa“.
Beeinflussen lässt sich das Risiko eines Hallucx valgus vor allem über das Schuhwerk. Bequeme, gut sitzende Schuhe, ohne höhere Absätze sind hier angebracht. Unterstützend kann mit speziellen Übungen die Fußmuskulatur gestärkt und Fehlstellungen vorgebeugt werden. Nach einmaliger Einweisung zum Beispiel durch einen Arzt oder Physiotherapeuten sind diese Übungen auch selbstständig durchführbar. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.