Vermehrt Hantavirus-Infektionen in Baden-Württemberg
24.05.2012
In Baden-Württemberg treten derzeit vermehrt Hantavirus-Infektionen auf. „Damit zeichnet sich nach den „Hanta-Jahren“ 2007 mit insgesamt 1.090 Fällen und 2010 mit 998 Fällen ein neues Rekordjahr ab“, so Gesundheitsministerin Katrin Altpeter. „Bei warmem, trockenem Wetter ist zu erwarten, dass sich die Infektionswelle in den nächsten Wochen weiter fortsetzt.“ Seit Anfang 2012 wurden landesweit 849 Hantavirus-Infektionen gemeldet. Davon fallen allein 69 auf die letzte Woche.
Bei Hantavirus-Infektion grippeähnliche Symptome
Üblicherweise verläuft eine Hantavirus-Infektion grippeähnlich. Nach einer Inkubationszeit von 12 bis 21 Tage bis zum Ausbruch Erkrankung zeigen sich in der Regel Symptome wie sehr hohes Fieber, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Bauchschmerzen und kleinere Blutungen (Petechien). Im Akutfall kann verminderte Urin Ausscheidung (Oligurie) mit „arterieller Hypertonie“ auftreten, was bis zum Ausfall einer oder beider Nieren führen kann. In einigen seltenen Fällen treten auch Lungenödeme auf. Wer Anzeichen der beschriebenen Symptome feststellt, sollte sofort einen Arzt aufsuchen. In etwa der Hälfte der gemeldeten Hantvirus-Infektionen ist eine stationäre Behandlung im Krankenhaus notwendig.
Der Hantavirus wurde nach einem Fluss (Hanta Fluss) in Korea benannt. Weltweite Bekanntheit erreichte der Virus, nachdem tausende UNO-Soldaten beim Koreakrieg in den 50er daran erkrankten. Der Virus ist inzwischen weltweit verbreitet.
Hantavirus wird von Rötelmäusen übertragen
Verbreitet werden Hantaviren von Rötelmäusen. Der Erreger befindet sich in ihrem Kot, Urin und Speichel. Atmet ein Mensch erregerhaltigen Staub ein, kann es zur Infektion kommen. In diesem Jahr ist die Population der Rötelmäuse besonders groß aufgrund des reichlichen Angebots an Bucheckern im letzten Herbst. Diese sind die Hauptnahrungsquelle von Rötelmäusen. Deshalb sind Gebiete, die einen hohem Anteil an Buchenwald haben, besonders stark von Hantavirus-Infektionen betroffen wie beispielsweise auf der Schwäbischen Alp. Die Kreise Göppingen, Reutlingen, Sigmaringen, Heidenheim und Tübingen haben die höchsten Neuerkrankungsraten.
„Wer einer Hantavirus-Infektion vorbeugen will, sollte unbedingt vermeiden, mit Ausscheidungen von Nagern in Kontakt zu kommen“, erklärt die Gesundheitsministerin. Es gebe derzeit keine Impfung gegen den Hantavirus. Altpeter betonte, dass sich Eltern nicht im Speziellen um ihre Kinder sorgen sollen. „Kinder sind eher selten von Hantaviruserkrankungen betroffen“. Seit Beginn der Meldepflicht für Hantvirus-Infektionen im Jahr 2001 in Baden-Württemberg seien nur 51 Fälle bei Kindern bis 14 Jahre und davon nur ein Fall bei einem Kind bis sechs Jahre festgestellt worden. Eltern könnten demnach weiterhin Spaziergänge oder Wanderungen mit ihren Kindern auf ausgewiesenen Wald- und Flurwegen unternehmen. Um sich vor Zecken zu schützen, sollte jedoch hohes Gras und das Unterholz gemieden werden.
Ein erhöhtes Risiko an einer Hantavirus-Infektion zu erkranken besteht beispielsweise bei Arbeiten wie dem Umschichten von Holzstapeln und bei Reinigungs-, Auf- und Umräumtätigkeiten auf Dachböden, in Garagen, Kellern sowie Gartenhäusern und Schuppen. Gibt es Nagetiere in der direkten Wohnumgebung sollten diese durch einen Fachmann bekämpft und entsprechende Vorkehrungen gegen das Eindringen der Tiere ergriffen werden. Nahrungsmittel und deren Reste sollten gut verstaut werden. Bestimmte Berufsgruppen haben ein erhöhtes Risiko für eine Hantavirus-Infektion. Dazu zählen beschäftigte in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Bauwesen. Experten raten vor Reinigungsarbeiten zur Befeuchtung des Staubes, um ihn zu binden. Zudem sollten die Flächen mit einen Desinfektionsmittel besprüht werden. Staubschutzmasken können ebenfalls hilfreich sein. (ag)
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Bild: Peter Freitag / pixelio.de
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