Gefährliches Hantavirus: Wie Sie sich schützen können
In Deutschland treten derzeit vermehrt Hantavirus-Infektionen auf. Die Viren werden von infizierten Nagetieren, vor allem der Rötelmaus, über Speichel, Kot und Urin ausgeschieden. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt entweder über die Atemwege oder durch Schmierinfektionen. Experten erklären, wie man sich vor Infektionen schützen kann.
Immer mehr Hantavirus-Infektionen
In verschiedenen Regionen Deutschlands besteht derzeit eine erhöhte Gefahr für Hantaviurs-Infektionen. Diese Viren sind den meisten Bundesbürgern vermutlich eher unbekannt und normalerweise erkranken lediglich einige hundert Menschen in Deutschland pro Jahr an einer Infektion. In manchen Jahren ist die Verbreitung der Viren jedoch deutlich erhöht, was mit einem massiven Anstieg der gemeldeten Infektionszahlen einhergeht.
Infektionszahlen schwanken von Jahr zu Jahr
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat aktuell einen deutlich Anstieg der Hantavirus-Infektionen gegenüber dem Vorjahr festgestellt, wobei einzelne Regionen wie beispielsweise Baden-Württemberg besonders stark betroffen sind.
Laut „Süddeutscher Zeitung“ (SZ) wurden in dem südwestdeutschen Bundesland seit Jahresbeginn bereits über 450 Fälle gemeldet, weit mehr als im vergangenen Jahr in ganz Deutschland.
Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr: Während im Jahr 2016 bundesweit 282 Infektionen gemeldet wurden, waren es 2012 insgesamt 2.824 Krankheitsfälle.
Im Jahr 2017 erwarten die Experten des Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg nun wieder eine erhöhte Verbreitung der Infektionen.
Bis Mitte Mai waren dem RKI bundesweit 607 Hanta-Infektionen gemeldet worden.
Auch in Teilen Bayerns, etwa im Landkreis Deggendorf, wird aktuell auf die erhöhte Gefahr von solchen Infektionen aufmerksam gemacht.
Ursachen der erhöhten Virusaktivität
Die Buchenwälder in vielen Regionen Baden-Württembergs bilden laut Angaben des Landesgesundheitsamtes ein „Endemiegebiete für Hantaviren und haben in den letzten Jahren mehrere Hantavirus-Epidemien erlebt.“
Hier leben die Hauptüberträger der Viren, die Rötelmäuse (auch andere Mausarten dienen den Viren als Wirte). Diese ernähren sich vorzugsweise von Bucheckern. Gibt es in einem Jahr besonders viele Bucheckern, können sich anschließend die Mäuse extrem vermehren und mit ihnen die Hantaviren.
„Die Häufigkeit der Erkrankung variiert von Jahr zu Jahr und ist wahrscheinlich von der Dichte und der Durchseuchung der lokalen Nagetier-Population abhängig“, erläutert das RKI.
Viren werden von infizierten Nagern ausgeschieden
„Die Viren werden von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden und können darin einige Zeit infektiös bleiben“, schreibt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf seiner Webseite.
„Die Übertragung auf den Menschen erfolgt entweder über die Atemwege durch Einatmen von virushaltigem Staub oder Aerosole (Tröpfcheninfektion) oder durch Schmierinfektionen über die Hände nach Kontakt mit lebenden oder toten Nagetieren bzw. deren Ausscheidungen“, heißt es dort weiter.
Die hierzulande verbreiteten Erreger verursachen bei einer Infektion grippeähnlich Beschwerden, mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Rückenschmerzen, berichtet das RKI.
Im weiteren Verlauf können auch ein Blutdruckabfall und schließlich Nierenfunktionsstörungen bis zum akuten Nierenversagen hinzukommen, warnen die Experten in einem Merkblatt.
Tödliche Verläufe sind bei den europäischen Hantavirusarten allerdings eher selten, im Gegensatz zu den Virusvarianten, die in Nord- und Südamerika verbreitet sind.
Grundsätzlich kommen Hantaviren laut Angaben des RKI weltweit vor. Der Name leite sich von dem koreanischen Grenzfluss Hantan ab, wo während des Koreakrieges Anfang der 1950er Jahre mehr als 3.000 Soldaten an einem schwer verlaufenden hämorrhagischen Fieber erkrankten.
Wie man sich schützen kann
Das RKI erklärt auch, wie man sich schützen kann: „Sie können das Risiko einer Hantavirus-Infektion verringern, indem Sie den Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen vermeiden und bestimmte Vorsichtsmaßnahmen einhalten.“
Laut den Experten gehört dazu „vor allem die Verhinderung des Eindringens von Nagern in den Wohnbereich und seine nähere Umgebung.“
Diese Maßnahmen sollten vor allem in bekannten Endemiegebieten umgesetzt werden, wenn Nagerbefall festgestellt wurde oder wenn Tätigkeiten an Orten ausgeführt werden, wo erwartungsgemäß Nager vorkommen.
Das LGL Bayern weist darauf hin, dass bei Tätigkeiten in Räumen (Schuppen, Keller, Dachböden, Gartenhäuschen), in denen Mäuse hausen, aber auch im Freien z.B. bei Kompost- oder Holzarbeiten, besondere Vorsicht geboten ist.
„Staubentwicklung sollte bei Reinigungsarbeiten durch vorheriges Befeuchten vermieden werden. Bei sichtbarem Mäusebefall sollten Handschuhe und ggf. Mundschutz getragen werden.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.