„Schein-Infarkt“: Herzschmerzen wegen Glücksgefühlen
Es ist schon länger bekannt, dass der Verlust eines geliebten Menschen und andere emotionale Belastungen, wie das Ende einer Beziehung, Herzinfarkt-ähnliche Symptome auslösen und sogar zum sogenannten „Broken-Heart-Syndrom“ führen können. Doch auch große Freude kann solche Beschwerden verursachen.
Das sogenannte „gebrochene Herz“ ist nicht nur ein eingebildetes Gefühl. Vielmehr können tiefe Trauer, die Menschen etwa nach dem Ende einer Beziehung oder dem Tod eines Angehörigen empfinden, das Herz nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch tatsächlich physisch angreifen, erklärt die Techniker Krankenkasse (TK). Fachleute sprechen dann von einem „Broken-Heart-Syndrom“ („Gebrochenes-Herz-Syndrom“). Doch auch schöne Erlebnisse können dazu führen, dass das Herz „bricht“.
Eingeschränkte Herzfunktion
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichteten bereits vor einigen Jahren im „European Heart Journal“ über das sogenannte „Happy-Heart-Syndrom“.
Prof. Dr. Bernward Lauer, Oberarzt und Kardiologe der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Jena (UKJ), erklärt dazu in einer aktuellen Mitteilung: „Plötzlich treten Herzschmerzen auf und die Symptome gleichen einem akuten Herzinfarkt. Erst eine Herzkatheteruntersuchung zeigt, dass dahinter ‚Happy-Heart‘ steckt.“
Laut dem Mediziner führt eine wahre Überflutung von Stresshormonen „zur Einschränkung der Herzfunktion. Es ist eine seltene Form des viel bekannteren Broken-Heart-Syndroms, der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie.“
Während beim Broken-Heart-Syndrom negative Emotionen wie Trauer starken Stress auslösen, sind es beim Happy Heart außergewöhnlich positive Ereignisse. Das können beispielsweise auch Geburten oder Geburtstage sein.
Schnellstmöglich den Notruf wählen
Lauer zufolge muss ein Happy-Heart-Syndrom in jedem Fall ernst genommen werden: „Wenn es passiert, ist es tatsächlich gefährlich für unser Herz. In jedem Fall sollte schnellstmöglich der Notruf gewählt, ein EKG geschrieben und eine Katheteruntersuchung durchgeführt werden.“
Den Angaben zufolge werden in der Kardiologie des UKJ jährlich Patientinnen und Patienten im einstelligen Bereich gesehen und der Herz-Experte hat in seiner Laufbahn bereits etwa 50 Fälle einer Tako-Tsubo Kardiomyopathie gesehen.
„Hauptsächlich sind Frauen im späteren mittleren Lebensalter betroffen“, so Lauer.
Durchblutung des Herzens ist nicht gestört
Im Gegensatz zum Herzinfarkt ist die Durchblutung des Herzens beim Happy-Heart-Syndrom nicht gestört. Doch auch der „Schein-Infarkt“ wird wie ein Herzinfarkt behandelt und die Prognose ist sehr gut.
„Vor allem werden herzentlastende Medikamente eingesetzt. Es ist gut behandelbar und in den meisten Fällen erholt sich das Herz“, erklärt Lauer.
Aber laut dem Kardiologen gibt es sogar Personen, die ein zweites Mal Happy Heart bekommen. „Es kann jedem passieren. Wir kennen weder genetische Risikofaktoren noch psychische.“
Daher rät der Arzt auch bei freudigen Anlässen den Stress im Blick zu behalten. Denn dann können Herzen gesund höher schlagen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Jena (UKJ): Herzschmerz trotz Glücksgefühlen, (Abruf: 15.02.2020), Universitätsklinikum Jena (UKJ)
- Techniker Krankenkasse (TK): Falscher Herzinfarkt - das Broken-Heart-Syndrom, (Abruf: 15.02.2020), Techniker Krankenkasse (TK)
- Jelena R. Ghadri, Annahita Sarcon, Johanna Diekmann, Dana Roxana Bataiosu, Victoria L. Cammann, Stjepan Jurisic, Lars Christian Napp, Milosz Jaguszewski, Frank Scherff, Peter Brugger, u.a.: Happy heart syndrome: role of positive emotional stress in takotsubo syndrome; in European Heart Journal, (veröffentlicht: online: 02.03.2016, sowie in Volume 37, Issue 37, 01.10.2016, Pages 2823–2829), European Heart Journal
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.