Laut einer Studie sind Bezieher von Hartz IV-Leistungen häufiger von psychischen Krankheiten betroffen. Auch die chronischen Leiden sind weitaus häufiger verbreitet, als vergleichsweise bei Berufstätigen.
31.10.2013
Nicht wenige Menschen, die auf Hartz IV angewiesen sind, sind an einem psychischen Leiden erkrankt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie der Universität Halle-Wittenberg. Ein Drittel der Arbeitslosengeld II Bezieher bekäme innerhalb eines Jahres mindestens eine Diagnose aus dem Bereich der psychischen Krankheiten gestellt. Brisant: Der Anteil der Betroffenen sei in den letzten Jahren stark angestiegen.
Auswertung von Daten der gesetzlichen Versicherungen
Für die Auswertung verwendeten die Experten die Daten der gesetzlichen Rentenversicherung sowie die Patientendaten der Krankenkassen. So ist zum Beispiel in den anonymisierten Versichertendaten der Techniker Krankenkasse zu lesen, dass 21,8 Prozent der Berufstätigen eine psychiatrische Diagnose gestellt bekamen. Bei Hartz IV Beziehern war hingegen der Anteil mit 36,7 Prozent deutlich höher. Anhand der AOK Datenlage konnten die Forscher erkennen, dass das Problem immer größer wird. Waren im Jahre 2007 rund 32,6 Prozent der Hartz IV-Beziehenden von psychischen Probleme betroffen, waren es im Jahre 2011 immerhin schon 40,2 Prozent.
Laut Studie leiden viele der Erwerbslosen an affektiven und neurotischen Störungen, Depressionen und psychisch bedingten körperlichen Beschwerden. Weil psychisch Erkrankte noch weniger Chancen am Arbeitsmarkt hätten, müsste hier ganz besonders intensiv gefördert werden. Nach Ansicht des Vorstandsmitglieds der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt, würden sich Erwerbslosigkeit und psychiatrische Probleme nicht selten bedingen. Diese könnten sowohl Ursache als auch Folge der Arbeitslosigkeit sein. Wolfgang Müller von der Initiative "gegen-hartz.de" sieht die Gründe auch bei den Jobcentern. "Sanktionsandrohungen und Leistungskürzungen macht den Menschen zu schaffen. Ständige Drangsalierungen und das Zwingen zur Niedriglohnarbeit seitens der Jobcenter hinterlässt nicht selten seelische Spuren".
Bundesregierung sieht ebenfalls Häufung
In einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ teilte die Bundesregierung mit, dass Hartz IV Bezieher signifikant „häufiger an chronischen Krankheiten leiden“. Auch seien die „psychischen Krankheiten weitaus mehr verbreitet als bei Berufstätigen“. „Ergebnisse auf der Basis von Daten der gesetzlichen Krankenkassen und des repräsentativen Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts (RKI) deuten darauf hin, dass chronische Erkrankungen und Gesundheitsstörungen bei Arbeitslosen häufiger als bei Erwerbstätigen auftreten“, wie es in der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums hieß (Antwort, Bundesregierung: 17/9860). Daher hätten Hartz IV Bezieher auch ein höheres Risiko vorzeitig zu versterben. (sb)
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