Umstrittene Zahnseide: Soll sie verwendet werden oder nicht?
Dass regelmäßiges Zähneputzen wichtig ist, um Zahnproblemen vorzubeugen, ist unumstritten. Allerdings sind sich Experten nicht einig, ob zu einer vernünftigen Zahnpflege auch das Verwenden von Zahnseide gehören sollte. Eine Expertin erklärt, ob und wie Zahnseide einen Nutzen für die Zahnhygiene hat.
Gebrauch von Zahnseide wird seit langem empfohlen
Regelmäßiges Zähneputzen ist die beste Vorbeugung vor Karies, Zahnfleischentzündungen und Zahnschmerzen. Effektive Mundhygiene bedeutet allerdings mehr als nur putzen. Experten zufolge sollte man einmal täglich auch die Zahnzwischenräume richtig reinigen, zum Beispiel mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten.
Unterschiedliche Theorien über richtige Zahnpflege
Über die richtige Zahnreinigung und Zahnpflege kursieren aber unterschiedliche Theorien. Die Frage ob man Zahnseide wirklich braucht, fällt nicht eindeutig aus. So hat die zuständige Gesundheitsbehörde in den USA kürzlich ihre Empfehlung Zahnseide zu benutzen, um Karies zu vermeiden, zurückgezogen. Der Nutzen von Zahnseide sei demnach in mehreren Studien nicht bewiesen worden.
Bei engen Zahnzwischenräumen noch immer die beste Lösung
Deutsche Experten haben keine einheitliche Meinung zum Thema. So heißt es in einer aktuellen Position der Bundeszahnärztekammer: „Allein im Praxisalltag zeigt sich, dass Zahnseide ein brauchbares Hilfsmittel für die Reinigung der Zahnzwischenräume ist.“ Laut den Fachleuten erscheint Zahnseide unter anderem bei engen Zwischenräumen „nach wie vor die beste Lösung“ zu sein, um Beläge zu entfernen.
Geringe Effekte unter Alltagsbedingungen
Professor Dr. Nadine Schlüter, Forschungsprofessorin für Kariesforschung der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg, erklärt jedoch in einer Mitteilung der Hochschule: „Tatsächlich scheint es auf den ersten Blick so, dass die Effekte eher gering sind, wenn man zu Hause unter Alltagsbedingungen seine Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigt.“
Hilfreich bei Zahnfleischentzündungen
Zähneputzen allein genügt zwar nicht, um Zahnzwischenräume effektiv zu reinigen, weshalb Zahnärzte zusätzliche professionelle Hilfsmittel empfehlen, damit Zwischenräume von Essensresten und Belag befreit werden können. Doch: „Ein wirklicher Effekt, der kariesvorbeugend wirkt, konnte in Studien bisher nur gezeigt werden, wenn eine professionelle Fachkraft die Zwischenräume mit Zahnseide reinigt“, so Professor Schlüter.
Laut der Mitteilung konnte in Studien jedoch gezeigt werden, dass Zahnseide in Verbindung mit der Zahnbürstenreinigung die Prävention und Ausheilung der sogenannten Gingivitis (Zahnfleischentzündung) verbessere. Den Angaben zufolge erzielten Studienteilnehmer, die nur mit der Bürste putzten, nicht so gute Ergebnisse wie Teilnehmer, die zusätzlich ein Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung benutzten.
Bislang fehlen Beobachtungsstudien
„Allerdings ist die Verringerung der Zahnfleischentzündung durch den regelmäßigen Gebrauch der Zahnseide als Therapie noch nicht wissenschaftlich belegt“, schränkt die Expertin ein. „Das liegt aber vermutlich daran, dass Beobachtungsstudien zum korrekten Gebrauch der Zahnseide fehlen.“
Es sei unklar, ob die Anwendung an sich keinen Effekt habe oder ob sie einfach nicht korrekt durchgeführt werde. „Bei letzterem müssten wir unsere Instruktionsstrategien überdenken“, betont die Medizinerin.
Ratschläge für eine individualisierte Mundhygiene
Wie kann eine zusätzliche Zahnzwischenraum-Reinigung aussehen? „Die Reinigung der Zwischenräume mit Zahnseide oder sogenannter Interdental-Bürsten ist biologisch selbsterklärend.“ Die kleinen Interdental-Bürsten kann man in die Zahnzwischenräume einführen und durch die richtige Bewegung Essensreste und Belag entfernen. „Wichtig ist jedoch, dass Patienten sich am besten von ihrem Zahnarzt individuell zeigen lassen, wie eine Reinigung mit diesen Hilfsmitteln funktioniert“, so Professor Schlüter.
Die Expertin fasst zusammen: „Zahnseide und Zwischenraum-Bürsten gar nicht mehr zu benutzen, ist aber sicherlich der falsche Weg. Besser wäre es den Zahnarzt auf die richtige Pflege für die Mund- und Zwischenraumhygiene anzusprechen. So kann er Ratschläge für eine individualisierte Mundhygiene geben, die auch einen Effekt hat.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.