Haustiere gehören zur Familie, können aber auch krank machen
Deutsche lieben ihre Haustiere. In jedem dritten Haushalt lebt mindestens ein tierischer Mitbewohner. Tierhalter pflegen dabei oft ein inniges Verhältnis mit dem Tier. Viele vergleichen das Bündnis zwischen Mensch und Tier mit dem von Familienmitgliedern. Da steht knuddeln, kuscheln, streicheln und abschlabbern auf der Tagesordnung. Doch manche Krankheitserreger, die sich auf den haarigen Begleitern tummeln, machen auch vor dem Menschen nicht halt. Verschiedene Studien haben sich bereits mit dem Thema befasst und berichten, wie die Vierbeiner gesundheitsgefährdende Erreger übertragen.
Neben den Klassikern wie Hund, Katze und Meerschweinchen erfreuen sich auch Exoten zunehmender Beliebtheit. Der Kontakt zu Tieren gilt aus gesundheitlicher Sicht als umstritten. Zwar lernen Kinder beispielsweise, Verantwortung zu übernehmen und ein gewisses Maß an Erregern kann auch das Immunsystem stärken. Außerdem haben die Tiere auch positive Auswirkungen auf die Psyche und mindern Stress. Doch neben den positiven Aspekten der Tierhaltung gerät oft die Frage der Gesundheitsrisiken, die von den Haustieren ausgehen, in den Hintergrund. Die Tierärztliche Hochschule Hannover widmet dieser Frage eine Diskussionsrunde mit Experten aus Forschungseinrichtungen und Behörden.
Von Mann und Maus
Unter dem Motto „Von Mann und Maus – Haus- und Heimtiere im One-Health-Kontext“ sollen in der Tagung aktuelle Erkenntnisse zur eventuellen Gesundheitsgefährdung, die von den tierischen Hausbewohner ausgehen, vorgestellt werden. Inm Rahmen des Seminars sollen mögliche Wissenslücken aufgedeckt werden und Präventionsmöglichkeiten diskutiert werden. Zu den möglichen Gefahren, die von Haustieren ausgehen können, zählen Bisse, Allergien und Zoonosen, also Infektionen, welche von Tieren auf Menschen übertragen werden können.
Viele Zoonosen sind meldepflichtig
Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet über die Zoonosen, dass veränderte Bedingungen der Lebensmittelproduktion, der Massentierhaltung und der Ernährung sowie demographische, klimatische und ökologische Faktoren die Verbreitung von Zoonoseerregern fördern. Laut Infektionsschutzgesetz sind eine Reihe von Zoonosen meldepflichtig. „Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Zoonosen müssen auf nationaler wie internationaler Ebene kontinuierlich weiterentwickelt werden“, empfiehlt das RKI. Doch in vielen Fällen ist unklar, wo ein Mensch eine bestimmte Krankheit her hat. Laut dem Experten Hendrik Wilking, der am RKI Zoonosen erforscht, bleibt oft unklar, ob sich ein Patient bei einem anderen Menschen, einem Tier oder durch ein Lebensmittel angesteckt hat.
Katzenklos ein Risiko
Wilking nennt als Beispiel einer Zoolose die Krankheit Toxoplasmose, deren Erreger Toxoplasma gondii oft in Katzenkot vorkommt. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem könne eine Infektion mit dem Erreger unter Umständen sehr schwer verlaufen. Zudem sollten sich Frauen in der Schwangerschaft vorsehen. Laut Wilking kann die Infektion den Embryo schwer schädigen oder sogar zu einer Fehlgeburt führen. Jährlich gebe es in Deutschland 10 bis 20 Fälle, in denen Neugeborene von Toxoplasmose betroffen sind. Das RKI vermutet aber eine erheblich höhere Dunkelziffer. „Schwangere sollten auf einen hygienischen Umgang mit Katzen achten“, so Wilking. Außerdem sollten sie nach Möglichkeit nicht das Katzenklo säubern und wenn nur mit Einmalhandschuhen.
Achtung vor Borreliose
Natürlich möchte man den haarigen Vierbeinern nicht ihre täglichen Streicheleinheiten verwehren. Doch Hunde und vor allem Katzen können bei ihren Spaziergängen durch Wiesen und Büsche Zecken aufnehmen, die sie anschließend auf Herrchen oder Frauchen abgeben. Im schlimmsten Fall übertragen die Parasiten Borreliose-Erreger und infizier den Tierhalter.
Reptilien erhöhen die Salmonellengefahr
Exotische Hausbewohner wie Schlangen, Geckos oder Bartagamen scheiden häufig Salmonellen im Kot aus. Laut RKI haben in Haushalten, in denen Reptilien gehalten werden, Babys und Kleinkinder eine erhöhte Gefahr einer Salmonellen-Infektion. Salmonellen können starke Durchfallerkrankungen auslösen.
Auch Nager können Zoonosen übertragen
Auf der Tagung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover spricht Wissenschaftler Maximilian Reuschel über das Thema: Nager übertragen Zoonosen. Allerdings sind laut Reuschel hier keine schlimmen Zoonosen zu erwarten, solange es sich um ein Haustier handelt. „Bei Wildtieren ist das Risiko einer Zoonose deutlich höher”, warnt Reuschel. Als Beispiel nennt er einen vom Igel übertragenen Hautpilz oder Waschbärspulwürmer, die bei Kindern in den USA nachgewiesen worden sind.
Wie sieht ein hygienischer Umgang mit Haustieren aus?
Experten empfehlen ein paar einfache Grundregeln zu beachten, die das Risiko einer Zoonose deutlich senken können. So sollte man sich nicht durch das Gesicht oder über Wunden lecken lassen. Tiere sollten nicht im Bett schlafen und nichts auf dem Esstisch essen. Beim Reinigen von Tierklos und Käfigen Handschuhe tragen und möglichst dabei kein aufgewirbelten Staub einatmen. Nach dem Tierkontakt immer die Hände waschen. Kinder im Vorschulalter sollten keinen Kontakt mit Reptilien haben und Biss- und Kratzwunden, die sich entzünden oder anschwellen, sollten von einem Arzt untersucht werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.