Charité: Asthma-Medikament hilft auch bei Nesselsucht
Wissenschaftler der Charité–Universitätsmedizin Berlin haben in einer aktuellen Untersuchung nachgewiesen, dass das Asthma-Medikament Omalizumab auch bei Hauterkrankungen in Form der induzierten Nesselsucht eine erfolgreiche Therapie ermöglicht. Für Betroffene könnte dies erhebliche Verbesserungen in der Lebensqualität mit sich bringen.
Die Nesselsucht (Urtikaria oder auch Nesselfieber) ist durch Hautausschlag mit stark juckenden Quaddeln gekennzeichnet. Gemäß den unterschiedlichen Auslösern werden dabei verschiedene Formen der Nesselsucht unterschieden. Spezielle Formen bilden beispielsweise die Kälteurtikaria (Nesselsucht durch Kälte) und die Urticaria factitia (Nesselsucht durch Berührung). Gegen diese beiden Varianten der Nesselsucht haben die Wissenschaftler nun eine neue Behandlungsmethode erprobt. Diese stützt sich auf die Anwendung des Asthma-Mittels Omalizumab. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in dem Fachmagazin „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.
Kälteurtikaria und Urticaria factitia
„Patienten, deren Haut bei Kälte oder Reibung stark juckende Quaddeln bildet, profitieren von einer Therapie mit dem Asthma-Mittel Omalizumab“, berichtet die Charité von den Forschungsergebnissen. In zwei klinischen Studien an der Charité-Universitätsmedizin Berlin sei der Nachweise gelungen, dass der Wirkstoffes bei bestimmten Formen der Nesselsucht helfe – bei der Kälteurtikaria und der Urticaria factitia. Bei diesen beiden Nesselsucht-Varianten, rufen spezielle physikalische Reize wie Kälte oder Reibung die stark juckenden Quaddeln auf der Haut hervor.
Erhebliche Einschränkungen durch die Nesselsucht
Beispielsweise könne ein Patient mit einer Kälteurtikaria nicht in der Ostsee baden, ohne Gefahr zu laufen, einen allergischen Schock zu erleiden und keine Gegenstände in der Hand halten, die kühler sind als die Raumtemperatur, berichten die Wissenschaftler. Bei Patienten mit einer schweren Urticaria factitia entstehe bereits bei leichter Reibung auf der Haut durch enge Kleidung oder Körperkontakt ein quälender Juckreiz. Die Lebensqualität der Betroffenen sei oft erheblich eingeschränkt und sie müssen ihr Sozialleben bzw. ihre Berufswahl der Erkrankung anpassen, erläutern die Experten. Auch bestehe stets die Gefahr eines allergischen Schocks.
Einsatz des Medikaments an 92 Probanden getestet
Die Wissenschaftler um Professor Dr. Martin Metz von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Berliner Charité haben in zwei „Investigator-initiierten, multizentrischen, randomisierten und Placebo-kontrollierten Studien“ den Einsatz des Asthma-Medikaments bei Patienten mit Kälteurtikaria und Urticaria factitia getestet, so die Mitteilung der Universitätsmedizin. Insgesamt wurden 61 Patienten mit Urticaria factitia und 31 Patienten mit Kälteurtikaria über einen Zeitraum von drei Monaten mit dem monoklonalen Antikörper Omalizumab behandelt, berichten die Wissenschaftler.
Auftreten der Beschwerden bei manchen Patienten vollständig verhindert
„Um die Effektivität der Behandlung zu überprüfen, wurde bei allen Studienteilnehmern der individuelle Schwellenwert zur Auslösung der Krankheitssymptome mithilfe objektiver Messverfahren bestimmt“, erläutern die Experten der Charité-Universitätsmedizin. Zunächst sei vor Gabe der Medikation, dann alle vier Wochen nach dem ersten Erhalt und zwei Wochen nach der letzten Gabe eine Messung erfolgt. Den Angaben der Forscher zufolge zeigte sich für beide Krankheitsbilder, dass Omalizumab zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden führte. Knapp die Hälfte der Patienten mit Kälteurtikaria und Urticaria factitia seien nach der Behandlung sogar vollständig vor dem Auftreten der Beschwerden geschützt gewesen – auch nach Kontakt mit den entsprechenden Reizen.
Hoffnung für Betroffene
Laut Professor Metz verdeutlichen die aktuellen Studienergebnisse, dass schwer betroffene Patienten, die unter einer induzierbaren Urtikaria leiden, von einer Therapie mit Omalizumab profitieren können. Bislang sei der Wirkstoff allerdings nur für die klassische Nesselsucht, die chronische spontane Urtikaria zugelassen. „Durch den Nachweis der Wirksamkeit im Rahmen unserer Studien ist jedoch zu hoffen, dass auch Patienten, die unter Kälteurtikaria und Urticaria factitia leiden, künftig eine Therapie mit dem Medikament erhalten können“, so das Fazit des Studienleiters. (fp)
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